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»Warten auf den Aufschwung«

\"WirGastkommentar von Dr. Carl Hennrich

Das Jahr 2010 brachte für die heimische Baustoffindustrie eine Stagnation auf bescheidenem Umsatzniveau. Die Anzahl der Beschäftigten ist sogar weiter rückläufig. 2011 wird daher ein richtungsweisendes Jahr. Vieles hängt davon ab, ob beschlossene Infrastrukturprojekte auch tatsächlich umgesetzt werden.


Im Jahr 2010 hat sich das Ergebnis der Stein- und keramischen Industrie mit einem geringfügigen Rückgang von 0,05 Prozent bei einem Gesamtumsatz von 3,2 Milliarden eingependelt. Damit befindet sich die Branche auf dem Niveau von 2005. Während die Industriezulieferer (Feinkeramik, Feuerfest, Schleifmittel) ihren Umsatzrückgang aus 2009 wettmachen konnten (+19,5%), stürzten die Bauzulieferer weiter ab (-4%). Die Stagnation gegenüber 2009 ist einerseits darauf zurückzuführen, dass sich die Mengen nicht erholen und andererseits Druck auf die Preise der Baustoffunternehmen herrscht. Die Zahl der Beschäftigten sank im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent auf 14.328 Personen.

Die Stein- und keramische Industrie steht vor einem richtungsweisenden Jahr. Für 2011 erwarten wir von der weiter anziehenden internationalen Konjunktur und von der steigenden Investitionstätigkeit von Industrie und Gewerbe positive Effekte für die Geschäftsentwicklung. Für die Bautätigkeit sehen wir durch niedrige Zinssätze, steigende Realeinkommen und den Bevölkerungszuwachs vielversprechende Anzeichen. Ein positives Zeichen für die Exporte der österreichischen Baustofflieferanten ist die sehnlichst erwartete leichte Verbesserung der Baukonjunktur in unseren östlichen Nachbarländern, vor allem in Tschechien, Ungarn, Kroatien und der Slowakei. Negative Auswirkungen auf die Erholung der Geschäfts­situation in der Stein- und keramischen Industrie werden die rückläufigen Wohnbaubewilligungszahlen haben – im Jahr 2011 wird mit 37.700 Wohneinheiten hoffentlich der Tiefpunkt erreicht (-4% gegenüber 2010). Dämpfend wirken dabei vor allem der Druck zur Konsolidierung des öffentlichen Budgets nach der Wirtschaftskrise und die zögernde Investitionsbereitschaft privater Haushalte. Durch einen zweckgerichteten Einsatz der finanziellen Mittel des Bundes und der Länder für den Wohnungsneubau könnte dem Produktionsrückgang gegengesteuert werden.

Wichtig ist, dass es auch bei den Investitionen in Straße und Schiene zumindest zu keinen weiteren Kürzungen kommt und die Beteiligten jetzt geschlossen hinter den beschlossenen Projekten stehen. Der Brennerbasistunnel sowie die Koralmbahn und der Semmeringbasistunnel (als Teile einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Europas, der Baltisch-Adriatischen-Achse) sind wichtige Weichenstellungen für unser Land und sichern den Anschluss an die Zukunft. Ein erneutes Streichkonzert bei der Infrastruktur wäre daher nicht nur für unsere Branche fatal, sondern gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreich generell.

Dr. Carl Hennrich ist Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie.

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