Warum die Digitalisierung weniger an der Technik, sondern an den Menschen scheitern könnte
- Written by Redaktion
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Die Digitalisierung verändert Märkte, Unternehmen und Geschäftsmodelle quasi über Nacht. Als Standort zahlreicher innovativer High-Tech Unternehmen ist Österreich dabei gut aufgestellt – die Digitalisierung scheitert hier weniger an der Technik als an den Menschen. Das Problem in der Praxis: Der technische- und nicht-technische Bereich findet allzu oft zu keiner gemeinsamen Sprache. An diesem Punkt setzt der in Österreich einzigartige, berufsbegleitende Master-Lehrgang „Engineering Management“ an. Profis aus Management, Recht und Kommunikation bekommen Inhalte wie IT-Grundlagen, Elektronik, Mechatronik, Innovationsmangement, etc. vermittelt, um diese Schnittstellen zu managen.
Die Digitalisierung stellt nicht nur technische, sondern auch alle anderen Unternehmensbereiche und Abteilungen vor große Herausforderungen. „Die digitale Transformation von Prozessen in Industrieunternehmen wird von Menschen initiiert, strategisch geplant, umgesetzt und gesteuert. Dabei ist interdisziplinäres Wissen und Denken der MitarbeiterInnen enorm wichtig – besonders an der Schnittstelle zwischen Management und Technik“, berichtet Kurt Hofstädter, Leiter ‘Digital Strategy‘ bei Siemens Österreich aus der Praxis. „Wir haben in Österreich viele innovative Unternehmen und eine Vielzahl an Hidden Champions, die im Technologiebereich in ihren Nischen Weltmarktführer sind und unzählige High-End Produkte hervorbringen – doch was jede noch so innovative Organisation aus der Balance bringt, ist, wenn MitarbeiterInnen aufgrund von fehlendem Technik-Verständnis die Bedürfnisse der KollegInnen nicht verstehen und Prozesse verlangsamt und verkompliziert werden“, so Hofstädter.
Technischer und nicht-technischer Bereich reden aneinander vorbei
Hinter den Kulissen findet man die Probleme in den verschiedensten Bereichen: So steht etwa der technische Einkauf vor Herausforderungen bei der produktgerechten Beschaffung von Materialen. Der Vertrieb muss oftmals in Verkaufsgesprächen von TechnikerInnen unterstützt werden, was doppelt – personelle und finanzielle – Ressourcen bindet. FinanzmanagerInnen treffen augenscheinlich rationale Entscheidungen, ohne aber zu wissen, was die Fachbereiche brauchen. Die Fachbereiche kämpfen in Folge mit der Herausforderung, im Unternehmenskontext betrachtet, ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht zur Gänze ausschöpfen zu können. JuristInnen setzen Kauf- oder Leasingverträge über Maschinen auf, die aufgrund des fehlenden technischen Einblicks schlichtweg falsch oder ungültig sind und zu Streitigkeiten vor Gericht führen können. „Im Endeffekt entstehen so finanzielle Mehrkosten und im schlimmsten Fall sogar wirtschaftlicher Schaden für das Unternehmen. Daher ist es umso wichtiger, dass Industrieunternehmen ihren MitarbeiterInnen ermöglichen – und auch von ihnen fordern – bereichsübergreifendes Wissen zu erlernen“ appelliert Hofstädter.
Weiterbildung mit Substanz als Wettbewerbsvorteil
Der vier-semestrige Master-Lehrgang „Engineering Management“ der Technikum Wien Academy setzt genau bei diesem Problem an. Der Lehrgang bietet Industrie 4.0-Know-how für MitarbeiterInnen in nicht-technischen Abteilungen, genauso wie für Selbstständige. Mit erfolgreichem Abschluss erhalten die AbsolventInnen neben dem Titel Master of Science vor allem auch die Kompetenz, die wichtigen Schnittstellenfunktionen innerhalb innovativer Unternehmen im Bereich Digitalisierung und Industrie 4.0 zu besetzen. „Denn genau dieser bereichsübergreifende Wissensvorsprung wird in Zukunft der relevante (Kosten- & Ressourcen)-Vorteil im globalen Wettbewerb von Unternehmen und MitarbeiterInnen sein“, betont Gerd Christian Krizek, Lehrgangsleiter „Engineering Management“.
Top-LektorInnen der Fakultät Industrial Engineering an der FH Technikum Wien sowie aus dem Berufsfeld zeigen die wichtigsten Grundlagen der industriellen Produktion. Dabei werden innovative Methoden klassischen Fertigungsverfahren gegenübergestellt. „Auf die Theorie folgen Praxis-Cases, in denen die TeilnehmerInnen über vier Semester aktiv an einem realen Produkt arbeiten und dabei alle Planungs- und Produktionsstufen durchlaufen – von der Konzeptionierung über die mechatronische Fertigung bis hin zur Programmierung“, ergänzt Krizek.
Schnittstelle zwischen den Akteuren
Einer der ersten Studenten des Lehrgangs ist Rafael Boog, der „Engineering Management“ neben seinem Job als Referent bei der „Plattform Industrie 4.0“ studiert. „Bei der Plattform Industrie 4.0 vernetzen wir Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien und arbeiten mit einer Vielzahl an Unternehmen zusammen. Der Studiengang „Engineering Management“ vermittelt mir das notwendige Know How, um zwischen Unternehmen und den verschiedenen Akteuren zu vermitteln. Durch das Verständnis für Produktionsabläufe und die damit einhergehenden Herausforderungen lässt sich zudem einfacher und effizienter die Arbeit zwischen einzelnen Abteilungen in Unternehmen koordinieren“, so Boog über den Master-Lehrgang.