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Plaudertasche Smart Meter

\"GabrieleEin Gastkommentar von Gabriele Riedmann de Trinidad.

Intelligente Stromzähler verraten mehr als uns lieb ist, wenn man die Grundsätze des Datenschutzes und der Datensicherheit nicht anwendet.

Mit den neuen, intelligenten Stromzählern erschließt sich Verbrauchern eine neue Energiewelt. Erstmals können sie am Computer oder via Smartphone sehen, wie viel Strom sie wirklich verbrauchen. Durch die genaue Datenerfassung werden Stromfresser wie alte Tiefkühltruhen, Gefrierschränke, Durchlauferhitzer oder Trockner konsequent entlarvt. Nach der Analyse schalten viele Verbraucher alte Stromfresser ab, kaufen sich neue, stromsparende Geräte oder ändern ihr Verhalten, sparen so Geld und schonen die Umwelt.

Aber es gibt auch Gegenstimmen. Die Warner befürchten, dass die Datenflut einen weiteren Schritt zum gläsernen Bürger darstellt. Aus dem Verbrauchsverhalten lassen sich Rückschlüsse auf das Privatleben ziehen. Wer fünf Kühlschränke und sechs Fernseher mit seinem Smartphone steuert, vermietet vielleicht Teile seines Hauses am Finanzamt vorbei. Wer nachts fünfmal das Licht anschaltet und jedes Mal danach der Wasserverbrauch ansteigt, leidet möglicherweise an Herzschwäche, Diabetes oder ist an der Prostata erkrankt – interessante Informationen für den Lebensversicherer.

Die Bedenken der Skeptiker mögen teilweise absurd klingen, aber wir sollten sie sehr ernst nehmen. Verbrauchsdaten von Smart Metern sind personenbezogene Daten. Was ein Unternehmen damit machen darf, regeln Datenschutzgesetze. In einigen Pilotprojekten werden derzeit Stromzähler verbaut, die echte Plaudertaschen sind. Die gesamte Auslese-Infrastruktur sollte jedoch die sichersten Verfahren nutzen, die der Markt zu bieten hat. Das fängt an mit dem Prinzip der Datensparsamkeit: Es sollten nicht mehr Daten erhoben werden als nötig. Hinzu kommt, dass Daten nicht zwingend personenbezogen sein müssen. Wenn Energieversorger ihre Stromproduktion steuern wollen, benötigen sie zwar Verbrauchsdaten in Echtzeit. Für sie ist jedoch völlig irrelevant, ob Frau oder Herr Österreicher Strom verbraucht. Sie brauchen nur anonymisierte Informationen.

Wenn intelligente Zähler ihre Daten über das öffentliche Netz in ein Rechenzentrum versenden, kommen getunnelte Verbindungen zum Einsatz. Zugriffe auf diese virtuellen privaten Netze (VPN) sind nicht möglich. Zusätzlich sollten alle Daten signiert und verschlüsselt sein. Außerdem sollte das Übertragungsgerät gegen physische Attacken von außen geschützt sein. Geräte lassen sich so konstruieren, dass Angreifer nicht auf relevante Leiterbahnen oder Schnittstellen zugreifen können.

Diese Techniken zu entwickeln und zu pflegen ist aufwendig, erfordert Know-how und bedarf schneller Netze. Aber es ist möglich. Beim Datenschutz sollten wir allerdings keine Kompromisse eingehen, nur weil einige wenige Hersteller nicht den besten Schutz liefern können oder wollen. Das ist unseriös und unvernünftig. Denn sobald die intelligenten Energiezähler einen negativen Ruf bekommen, werden Kunden sie ablehnen. Techniken für einen umfassenden Datenschutz sind vorhanden. Nur muss ein Teil der Branche noch seine Hausaufgaben machen.

 

>> Zur Person:

Gabriele Riedmann de Trinidad leitete nach ihrem Studium der Elektrotechnik zahlreiche Projekte im Bereich Telekommunikationsnetze und Metering Service. Seit Mitte 2010 ist sie Leiterin Konzerngeschäftsfeld Energie bei der Deutschen Telekom.

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