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Psychotherapie für den Körper

Die indische philosophische Lehre Yoga ist dafür bekannt, anstrengend zu sein. Wer noch eins draufsetzen möchte, ist bei Schwitz-Yoga richtig: 26 Übungen bei 40 Grad und das für 90 Minuten. Bikram Yoga is hot!

40 Grad und 30 Prozent Luftfeuchtigkeit: Was nach Urlaub klingt, ist in Wirklichkeit Hot Yoga mittenin Wien und  ziemlich anstrengend. Dennoch: Die Gemeinsamkeiten sind größer, als man denkt: Man kommt geschlaucht rein,  erwartet sich Erholung und kriegt sie auch – nach neunzig schweißtreibenden Minuten.

Beruflich stehe ich oft unter Strom. Das liegt nicht zwangsläufig am Arbeitspensum, sondern auch daran, dass ich bei vermeintlicher Unterforderung meine Finger einfach nicht vom Sicherungskasten lassen kann. Ich brauche das Gefühl des programmierten Chaos und erst wenn ich in diesem arbeite, funktioniere ich richtig gut. Habe ich den  Gefühlszustand »Alles wächst mir über den Kopf« erreicht, fühle ich mich richtig gefordert und in meinem Element. So bin ich! Komisch nur, dass man, ist man erst einmal zu Hause, das Gefühl hat, dass die »Batterie« so richtig leer ist. Wer sich in dieser Beschreibung annähernd wiederfindet und einen Weg zur inneren Ausgeglichenheit und Ruhe sucht, sollte sich in Bikram Yoga versuchen.

Heißer Yogi
Bikram Yoga geht auf den indischen Yogameister Bikram Choudhury zurück und ist allgemein als Hot Yoga bekannt. Die körperlich fordernde Variation von Hatha Yoga Asanas wird in einem zwischen 37 und 40 Grad Celsius warmen Raum mit mindestens 30 Prozent Luftfeuchtigkeit praktiziert. Es ist also ehrlich gesagt verdammt heiß und der Gedanke »Seid Ihr verrückt? Macht doch ein Fenster auf!« kann durchaus vorkommen. Aber kein Nachteil ohne Vorteil: Die Wärme  ermöglicht eine schonende und verletzungsfreie Arbeit mit Muskeln, Bändern und Gelenken. Bikram Yoga ist für beinahe jeden geeignet, denn es ist speziell für Anfänger und für Menschen der westlichen Welt konzipiert. Und Schwitzen hat ja bekanntermaßen seinen Nutzen: Es unterstützt den Entgiftungsprozess, die Gewichtsregulierung und stärkt das natürliche Immunsystem des Körpers. Der Ablauf in der Yogaklasse ist in allen der weltweit über 600 Bikram-Studios gleich: Eine Klasse dauert neunzig Minuten und beinhaltet 26 Übungen, welche jeweils zwei Mal geübt werden. Begonnen und beendet wird der Unterricht mit einer Atemübung.

Körper, Geist und Seele
Bikram Yoga wirkt präventiv und therapeutisch und das bereits nach kurzer Zeit. Körperlich macht sich dies durch eine gestärkte Rückenmuskulatur, eine flexiblere Wirbelsäule und ein allgemein gesteigertes Wohlbefinden bemerkbar. Durch die intensive Konzentration, die Atmung und die Kombination der 26 Yoga-Übungen stellen sich auch bald Wirkungen ein, mit welchen zunächst vielleicht nicht gerechnet wurde. Ironischerweise sind genau diese dafür  ausschlaggebend, dass man nach Schwitz-Yoga süchtig wird: Bemüht man sich, die Übungen exakt auszuführen, muss an den Fokus nach innen schärfen, und dies führt unweigerlich dazu, dass man seine Umgebung anders und auch  gelassener wahrnimmt. So können Altlasten – auch bekannt als Stress – abgebaut und neue Energien getankt werden. Gerade in der dunklen und kalten Jahreszeit wirkt sich Bikram Yoga positiv auf die Psyche aus.

Schwitzen in Wien
Das Bikram Yoga College liegt im 15. Wiener Gemeindebezirk und ist mit seiner Gürtellage für jeden gut erreichbar. Die beiden Betreiberinnen Katharina Wogrolly und Doris Pock haben es geschafft, in ihrem Studio eine angenehme und einladende Atmosphäre zu schaffen. Der Blick auf den Kahlenberg hilft nach den 90 anstrengenden Minuten beim Chillen in der hellen Lobby. Da der Stundenplan des Colleges wöchentlich 30 Klassen zwischen sieben Uhr morgens bis acht Uhr abends beinhaltet, ist man zeitlich sehr flexibel. Eine Voranmeldung ist nicht nötig, wenn man auch sagen muss, dass es manchmal ganz schön eng im 100 Quadratmeter großen Yoga-Raum werden kann. Preislich liegt das Bikram College im guten Mittelfeld (10–15 Euro/Stunde). Und wer selbst nach dieser Lobeshymne auf Hot Yoga noch zweifelt, dem kann ich nur noch die Worte von Yogi Bikram persönlich entgegenhalten: »Never too old, never too  late, never too sick, never too bad to start from scratch and begin again!«
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