Menu
A+ A A-

Nicht die Bürger, sondern die Daten laufen

Große Dinge fangen oft klein an. In Wolfsberg waren es die Meldezettel der Touristikbetriebe. Für jeden Gast in der Ferienregion muss ähnlich wie bei der Ummeldung nach einem Wohnungswechsel ein Formular ausgefüllt werden. Statt persönlich die Meldezettel einzeln oder gebündelt bei der Stadtverwaltung abzuliefern, nutzen die Wolfsberger Touristikbetriebe seit einiger Zeit dazu das Internet und erledigen alles online. Die Hoteliers und Vermieter von Ferienwohnungen sparen sich einen Weg in die Stadtverwaltung, denn alle Meldedaten der Gäste fließen in einer direkten Transaktion unmittelbar in die zentralen Datenbestände ein und werden von dort über die Landesbehörden an die Statistik Austria weitergeleitet. \"Bereits ein solch einfacher Verwaltungsakt veranschaulicht sehr plastisch das Potenzial von E-Government“, erklärt Josef Mostögl, IT-Leiter der Kärntner Stadt Wolfsberg. \"Durch eine Mitwirkung der Bürger laufen Prozesse schneller ab und den Bediensteten der Stadt bleibt mehr Zeit für die wirklich aufwändigen Anliegen der Bevölkerung.“

Als Backendsystem nutzt Wolfsberg die mit Progress-Technologien erstellte Software ökom, ein modulares Programmsystem, das alle Arbeitsgebiete einer Gemeinde abdeckt. Es wurde von der ökom EDV Planungs- und Handelsgesellschaft, einem Progress-Applikationspartner in Klagenfurt, in Zusammenarbeit mit der Initiative EDV Wien entwickelt.

ökom basiert auf einer zentralen, alle Arbeitsgebiete umfassenden Datenbanklösung. Die Daten wie Namen, Adressen, Straßen, Postleitzahlen, Banken, Grundstücke etc. werden von allen Modulen (Einwohner, Haushalt, Gebühren, Standesamt, Sozialwesen, Doppische Buchhaltung etc.) gemeinsam genutzt, sind aber bis auf Feldebene vor unbefugten Veränderungen geschützt. Mostögl und seine Mitarbeiter sind von ökom überzeugt: \"Speziell die Workflow-Funktionen sind aus unserer Arbeit nicht mehr wegzudenken. Statt Papierakten zu transportieren nutzen die Mitarbeiter die Workflow-Steuerung der Software und wir wissen jederzeit, in welchem Bearbeitungsstatus sich ein Vorgang gerade befindet. Ein großer Pluspunkt der gesamten Applikation: ökom ist extrem einfach zu administrieren und zu pflegen.“

E-Government findet Stadt. Wolfsberg ist eine von insgesamt acht österreichischen Pilot-Städten, in denen Bürger mit ihrem PC bequem von zu Hause aus Behördengänge erledigen können. Zu den Vorreitern beim E-Government zählen neben Wolfsberg auch Krems an der Donau, Leoben, St. Pölten, St. Valentin, Traun, Vöcklabruck und Wiener Neustadt. Die acht Städte beteiligen sich an der Initiative \"E-Government findet Stadt“, die im Oktober 2006 unter anderem vom österreichischen Städtebund und dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger gestartet wurde.

Das Ziel von E-Government ist der zeit- und ortsunabhängige Zugang zur Stadt- und Gemeindeverwaltung. Denn bislang war jeder Bürger bei all seinen Behördengängen auf die meist sehr starren öffnungszeiten der jeweils zuständigen ämter angewiesen. Man musste persönlich vor Ort erscheinen, Formulare ausfüllen und Unterlagen abgeben. Mit E-Government wird nun alles anders. In österreich fängt das bei der An- und Abmeldung für den Besuch des Kindergartens und Schülerhorts an und reicht über die Deklaration der Hundesteuer bis zur Einreichung von Bauanträgen. All das wird durch E-Government deutlicht beschleunigt und vereinfacht.

E-Government findet Land. E-Government ist nicht nur auf die Städte beschränkt, sondern auch ein Thema für Gemeinden auf dem Land wie Engerwitzdorf in Oberösterreich. Die ursprünglich rein bäuerliche Kommune besteht aus insgesamt 31 Ortschaften. Nach wie vor ist Engerwitzdorf stark ländlich geprägt. Das große Bevölkerungswachstum der letzten Jahre ist darauf zurückzuführen, dass sich die Gemeinde als attraktives Wohngebiet für Pendler in die Landeshauptstadt Linz erweist. Vor allem bei den neuen Bürgern der Gemeinde sieht Alfred Watzinger, Amtsleiter der Gemeinde Engerwitzdorf, gute Chancen, sie für E-Government zu gewinnen. \"Seit einiger Zeit nutzen wir die Möglichkeit, die vierteljährliche Vorschreibung der Gemeindeabgaben wie Grundsteuern oder Abfallgebühren per E-Mail zu versenden. Wir sparen damit deutlich Druckkosten und Porto. Die Bürger können ihre Vorschreibungen gleich elektronisch archivieren.“ Der nächste Schritt ist dann der, per Web Einsicht in das eigene \"Abgabenkonto“ bei der Gemeindeverwaltung zu erhalten. Ist das Interesse an der elektronischen Abwicklung von Behördendingen einmal geweckt, wollen viele auch andere Angelegenheiten per Internet erledigen, so Watzinger.

Im Rathaus hat die Gemeinde Engerwitzdorf ebenso wie die Stadt Wolfsberg die Progress-Applikation ökom im Einsatz. \"Der interne elektronische Akt, wie ihn ökom bereitstellt, ist für uns das Rückgrat von E-Government. Darin sind alle Applikationen und Geschäftsabläufe integriert und sämtliche Informationen laufen in einer Progress-Datenbank zusammen“, erläutert Watzinger. \"Das gilt auch für alle E-Government-Aktivitäten der Bürger. Hier gibt es keinen Medienbruch. Auch deren Daten finden direkten Eingang in diese Datenbank.“

Identitätsmanagement per Bürgerkarte oder e-Card. Die weniger sensiblen allgemeinen Informationen sind ohne großen Aufwand zugänglich. Bei den personenbezogenen Daten jedoch ist ein expliziter Nachweis der Benutzerberechtigung erforderlich. In der Praxis sieht das so aus, dass sich eine eigene Applikation in den Städten und Gemeinden um die Benutzerkommunikation kümmert. Die Authentifizierung eines Bürgers (des Anwenders) erfolgt über den Progress OpenEdge Application Server. Zunächst wird die Identität des Anwenders überprüft und kontrolliert, ob er überhaupt zugriffsberechtigt ist.

Dazu kommt eine Bürgerkarte zum Einsatz. Mit ihr wird die Identität einzelner Personen überprüft. Allerdings ist der Begriff etwas irreführend, denn im Kern geht es nicht um eine Karte, sondern um Signaturen, die wahlweise auf der Bankomat-Karte oder der e-Card (Karte mit Sozialversicherungsnummer) gespeichert sein können. Die eigentliche Signatur beruht auf einer Stammzahl, die aus dem zentralen Melderegister mit dem Schlüssel der ausstellenden Behörde abgeleitet wird. Diese Stammzahl ist auf der Karte enthalten und wird zusammen mit Namen und Geburtsdatum plus öffentlicher Signatur der jeweiligen anfordernden Behörde benutzt, um die Identität zu überprüfen. Müssen Bürger sich beim E-Government ausweisen, verwenden sie ihre Bankomat-Karte oder die e-Card zusammen mit einem an den PC angeschlossenen Lesegerät. Auch vom Onlinebanking sind vergleichbare Verfahren bekannt.

E-Government wird sich in Stadt und Land immer stärker durchsetzen, darin sind sich die Verantwortlichen in Engerwitzdorf und Wolfsberg einig. In St. Pölten, ebenfalls eine der aktiven E-Government-Städte, und auch öKOM Anwender, können die Bürger die Signatur auf ihrer e-Card in einer Servicestelle der Landeshauptstadt aktivieren lassen. Ansonsten geht das über die in österreich bekannten Trustcenter wie A-Cert oder A-Trust. ähnliche Aktionen wie in St. Pölten gibt es auch in anderen Kommunen. \"Das bringt einen enormen Schub für E-Government und die Verwaltung rückt näher an den Bürger“, ist sich Mostögl sicher.

More in this category: « Faires Sparen Neuer Manager »
back to top