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Bauen in der Zukunft

Bis zum Jahr 2020 steht eine echte Zäsur im Gebäudedesign bevor, ein Quantensprung der Entwicklung, wie er im Bauwesen der Neuzeit seinesgleichen sucht. Ein Gastkommentar von Dr. Carl Hennrich.

Die aktuellen rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen im Gebäudesektor erfordern neue energieeffiziente, klimaschonende und nachhaltige Bauweisen.
Das Klima- und Energiepaket 2020 verlangt minus 20 % Treibhausgase, 20 %
Anteil erneuerbarer Energie und 20 %  höhere Energieeffizienz. Im Gebäudebereich regelt die EU-Gebäuderichtlinie neu in ihren Kernpunkten:
- Mindestanforderungen an Energieeffizienz von Gebäuden und Bauteilen;
- Reduktion des Primärenergiebedarfs und des CO2-Ausstoßes von Gebäuden;
- Einsatz erneuerbarer Energiesysteme.
 - Ab 31.12.2020 müssen alle neuen Gebäude »Fast-Nullenergie-Gebäude« sein, öffentliche Gebäude müssen die Klimaziele schon 2018 erreichen.

Die Massivbauweise entwickelt im Lichte dieser Anforderungen neue Konzepte, um die Vorteile mineralischer Baustoffe in den Bauweisen der Zukunft zum Tragen zu bringen.

Massive Gebäude der Gegenwart und Zukunft benötigen durch die intelligente Kombination von Gebäudehüllen im Passivhaus- oder Niedrigenergiehausstandard und die Nutzung der vorhandenen Speichermassen wenig Wärme, nutzen mittels Bauteilaktivierung die Erdtemperatur zum Heizen/Kühlen und haben eine optimierte Haustechnik.

Moderne Bauweisen, um den CO2-Ausstoß von Gebäuden zu verringern, die Energieeffizienz zu steigern und den Umstieg von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern zu forcieren, könnten wie folgt aussehen:
- Gebäudehülle auf Niedrigenergie- oder Passivhausniveau mit Energieversorgung aus erneuerbaren Energiequellen (Sonne, Erdwärme)
- alternative Ansätze als Kombination von Maßnahmen, die der CO2-Einsparung und Energieeffizienz dienen (z.B. »Sonnenhaus-Konzept«)
- Plus-Energiehaus Konzepte (Gebäude als Kleinkraftwerke)
- Bauweisen unter besonderer Ausnutzung der Speichermasse (Bauteilaktivierung und sommerlicher Überwärmungsschutz)

Die meisten dieser Konzepte können sowohl in Neubau- wie auch in Sanierungsprojekten zum Einsatz gebracht werden.
Richtungsweisend für die Entwicklung im Gebäudedesign wie auch in der Städteplanung wird der neue Stadtteil Wiens, Seestadt Aspern, sein. Im 22. Gemeindebezirk entsteht in den nächsten 20 Jahren auf 240 Hektar ein urbaner Stadtteil für rund 20.000 Bewohner mit ebenso vielen Arbeitsplätzen. Dazu gehört auch der Wunsch nach einer energiesparenden, nachhaltigen Bauweise und hellen Wohnungen mit dazu gehörigen Freiräumen. Außerdem erlaubt es die hohe Anzahl an Bauplätzen der Stadt Wien, unterschiedliche energetische Systeme bzw. Baustoffe unter gleichen Bedingungen auf lange Sicht vergleichen zu können.
Mineralische Baustoffe erfüllen aufgrund ihrer Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit sowie aufgrund ihrer Speichermasse schon heute alle Anforderungen an ein energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Gleichzeitig werden die Bauprodukte ständig optimiert und weiterentwickelt, um den Anforderungen der neuen Bauweisen gerecht zu werden. In einer Nachhaltigkeitsbetrachtung über die Lebensphase eines Gebäudes kommen die Vorteile der Massivbauweise gegenüber alternativen Bauweisen besonders zur Geltung, wie die Ergebnisse des Forschungsprojekts »Nachhaltigkeit massiv« des Fachverbands Steine-Keramik belegen.

Zur Person: Dr. Carl Hennrich, Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie.

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