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20 Jahre IKT-Markt: drei Fragen zur Vergangenheit und Zukunft

20 Jahre IKT-Markt: drei Fragen zur Vergangenheit und Zukunft Foto: Thinkstock

Wir haben bei aktiven und ehemaligen IKT-Managern nachgefragt: Vor welchen Veränderungen sind die Branchenkenner 1998 gestanden? Was waren die persönlichen Herausforderungen – und können wir von diesen Erfahrungen lernen?

Georg Pölzl, Generaldirektor Österreichische Post AG

Report: In welcher Funktion waren Sie im Jahr 1998?

Georg Pölzl: 1998 wechselte ich vom Maschinen- und Anlagenbauer Binder & Co zu max.mobil, dem ersten privaten Mobilfunkanbieter in Österreich. Das Unternehmn wurde später zu T-Mobile Austria.

Report: Was waren Ihre persönlichen Herausforderungen?

Pölzl: Die Mobilfunkbranche erlebte damals eine spannende Wachstumsphase, max.mobil war im Aufbau begriffen. Es galt, die technologischen Entwicklungen entsprechend umzusetzen, Kundinnen und Kunden zu begeistern und zu binden und das junge Unternehmen in diesem Wachstum erfolgreich voranzutreiben.

Report: Was können wir von der Entwicklung der IKT-Branche und -Technologien aus den letzten 20 Jahren für die Zukunft lernen?

Pölzl: Die Welt hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert und wird auch weiterhin von Wandel geprägt sein. Veränderungsprozesse werden immer rasanter und gerade in unserer schnelllebigen Zeit, in der Unternehmen mehr denn je von Veränderungen betroffen sind, entscheiden Kunden- und Serviceorientierung maßgebend über den Erfolg. Moderne Technologien ermöglichen uns viele neue Chancen und mit der digitalen Transformation haben sich die Kundenbedürfnisse gewandelt. Es werden jene Unternehmen erfolgreich sein, die die Wünsche und Erwartungen der Kundinnen und Kunden weiterhin frühzeitig erkennen, mit den Entwicklungen Schritt halten, individuelle und maßgeschneiderte Lösungen bieten und mit Mut zu Innovation vorangehen.


Achim Kaspar, General Manager Cisco Austria

Report: In welcher Funktion waren Sie im Jahr 1998?

Achim Kaspar:1998 war ich zuständig für die Unternehmensentwicklung bei tele.ring, das als Festnetz- und Internet-Anbieter von Verbund und ÖBB gegründet worden war.

Report: Was waren Ihre Herausforderungen damals?

Kaspar: Nach der Liberalisierung des Mobilfunkmarktes 1996/97 startete auch die Eroberung des mobilen Netzes am österreichischen Markt durch. Zu dieser Zeit gewann der Transfer von Daten immer mehr an Bedeutung und das GSM-Netz stieß bald an seine Grenzen. IP-Telefonie-Lösungen oder Voice-over-IP-Systeme hatten damals bereits Fuß gefasst. Besonders akut war bereits der IT- und IKT-Fachkräftemangel – ein Trend, der aufgrund der rasant fortschreitenden Digitalisierung vor allem im Security-Bereich bis heute anhält. Bei Cisco versuchen wir einen Beitrag zur Lösung zu bieten: Seit 1998 gibt es die Networking Academy in Österreich, die heute noch erfolgreich an Schulen und Hochschulen geführt wird.

Report: Was können wir von den Entwicklungen lernen?

Kaspar: Internet und Netzwerke, also Konnektivität, haben unser ganzes Leben verändert: wie wir arbeiten, lernen oder unsere Freizeit verbringen. Ganze Branchen werden von der Disruption erfasst – nicht nur IT und Telekom, sondern auch Medien, Banken, Logistik, Produktion oder Gesundheitswesen. Alle Unternehmen werden im Endeffekt Technologieunternehmen. Auf dem Weg zur Digitalisierung werden Daten zum wichtigsten strategischen Asset. Die Fähigkeit, die Daten zu schützen, damit umzugehen und Leistungen auf der Grundlage der Daten bereitzustellen, wird immer mehr über den Erfolg entscheiden. Star Trek ist nicht mehr Fiktion, sondern Realität geworden: große Flatscreens, Smartphones, intelligente persönliche Assistenten, Videokommunikation und vieles mehr. Es kam alles noch größer – oder kleiner und viel schneller als ursprünglich erwartet.

Bildung ist nach wie vor ein Schlüsselfaktor: Bildungswesen, Politik und Wirtschaft müssen einen Weg finden, die Arbeitnehmer mit digitalen Skills zu versehen. Mit der richtigen Vision können innovative Projekte auch »made in Austria« weltweit Aufmerksamkeit bekommen, wie etwa die Smart City Linz mit der Einführung der intelligenten Straßenbahn und Smart Lighting.


Heinz Janecska, Business Development Iteratec und Teilzeit-Pensionist

Report: In welcher Funktion waren Sie im Jahr 1998?

Heinz Janecska: Ich befand mich damals eigentlich in einer Doppelfunktion. In der UTA war ich Bereichsleiter für Großkunden und Whole­sale. Mitit dem Einstieg der Swisscom bei der UTA verantwortete ich dann – als ehemaliger Geschäftsführer der Swisscom Austria – auch das Einbringen der UTA in den Swisscom-Unternehmensverbund.

Report: Was waren Ihre persönlichen Herausforderungen?

Janecska: Vor allem war das die Aufgabenstellung, die Zusammenführung der Unternehmen unter Berücksichtigung aller unternehmenskulturellen Unterschiede in maximal vier Monaten zu bewerkstelligen. Das ist uns mithilfe eines gemischten Teams aus Swisscom-Mitarbeitern aus der Schweiz und UTA-Mitarbeitern in Wien, wo der Schwerpunkt der Aktivitäten war, gut gelungen. Die zweite Herausforderung war, die Organisation in meinem Bereich zu straffen. Im Vertrieb waren Teamleiter sowohl für Großkunden als auch für Wholesale zuständig. Ich habe das aufgelöst und klare Verantwortungen eingeführt. Das war vor allem ein Kulturthema! Keine Herausforderung hingegen war der Wettbewerb mit der Telekom Austria – sie hat es uns sehr leicht gemacht, zu gewinnen.

Report: Was können wir daraus für die Zukunft lernen?

Janecska: Du bist nur dann bei den Gewinnern, wenn du alle Traditionen über Bord wirfst. Die IKT-Industrie war die eigentliche Erfinderin der flachen Hierarchien in Unternehmensorganisationen und so etwas wie ein Brutkasten für Start-up-Modelle. Das heißt aber auch, kurzfristig zu reagieren, wenn man aufs falsche Pferd gesetzt hat! Schnelligkeit ist generell wichtiger, als die perfekte Lösung zu haben. Das heißt trotzdem nicht, dass Qualität keine Rolle spielt. Ohne Alleinstellungsmerkmale aber gehört ein Unternehmen niemals zu den Gewinnern – diese Merkmale müssen aber nicht Technologie sein. Und: Technologie ohne Services hat keinen Wert, und die beste Technologie ist ohne unterstützender Marketingstrategie auf Dauer nicht konkurrenzfähig – siehe die Beispiele Digital Equipment, DR-DOS, Novell oder Xerox.

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