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Cloud-Computing: Kür oder Pflicht?

Cloud-Computing: Kür oder Pflicht?

Die Umfrage unter den heimischen IT-Dienstleistern, wie sie die Lage in Österreich einschätzen. Welche Erfahrungen sie und ihre Kunden mit Cloud-Lösungen gemacht haben. Welche Ratschläge sie parat haben.

Cloud-Computing – public, private oder hybrid –, IT-Infrastructure as a Service, hyperconverged Systems, Internet of Things, Industrie 4.0, digitale Transformation, New World of Work sind nur einige Schlagwörter, die seit einigen Jahren auf Betriebe im öffentlichen und privaten Bereich niederprasseln – angereichert in der jüngsten Vergangenheit durch Innovationen wie das maschinelle Lernen und künstliche Intelligenz. Doch nach Zahlen, die unlängst von Hitachi publiziert wurden, sind erst rund 40 % der Unternehmen in den Industrienationen in der Cloud und viel schlimmer: Nur rund 5 % der rasch wachsenden Datenberge sind analysiert.

Damianos Soumelidis, Managing Director Nagarro, kämpft zum Beispiel seit vielen Jahren für mehr Verständnis seitens seiner Kunden für Cloud-Computing, konnte aber vor rund einem Jahr eine Trendwende feststellen. »Sobald wir in Kundengesprächen auf vielversprechende Szenarien mit Big Data, Assisted Reality, Sensorik oder ähnlich datenintensiven Konzepten zu sprechen kamen, wurde die Cloud plötzlich nicht mehr in Frage gestellt. Eine großartige Idee liegt auf dem Tisch. Ein CIO, der sein Zeitfenster in Sachen Business Transformation erkannt hat, sitzt mir gegenüber. Gemeinsam entwickeln wir ein Big-Data-Szenario. Deutlich spürbare Motivation für den geschäftlichen Zugewinn überlagert die Tatsache, dass diese Lösung ausschließlich über Cloud-Plattformen realisierbar ist. Wie sonst sollte man so große Datenvolumina speichern, verarbeiten und transferieren?«

Wille zur Inspiration

Sobald sich die Gesprächsinhalte auf attraktive, neue Lösungsideen konzentrieren, werden selbst die skeptischsten IT-Manager handzahm in ihrer Cloud-Aversion, meint Soumelidis. Einzige Voraussetzung: Es muss im Unternehmen einen CxO geben, der für Fortschritt, für innovative IT-basierte Geschäftsideen brennt, oder wenigstens guten Willens ist, sich von Experten inspirieren zu lassen. Nicht immer ist dies der Fall. »Gerade in etablierten Old-Economy-Unternehmen findet man nicht selten eine nahezu stoische Aussitzpolitik, die auch nach erfolgreichen Cloud-Projekten beharrlich aufrechterhalten wird. Auf der anderen Seite treffen wir CIOs, die ihre CEOs förmlich vor sich hertreiben, die sichtlich wissen, wie sie zu argumentieren haben und welche geschäftlichen Vorteile herausgearbeitet werden müssen. Zu den häufigsten zählt immer noch die Einsparung, die mitunter nicht sofort, sondern über Umwege daherkommt. Unterm Strich sind die meis­ten Kunden nach einem Cloud-Projekt zufrieden und erleichtert«, so Soumelidis.

Bild oben: Damianos Soumelidis, Nagarro, sieht »pragmatische Herangehensweise« an die Cloud als wichtig an.

»Ausschlaggebend für den Erfolg ist die richtige und vor allem pragmatische Herangehensweise. Bei Nagarro starten wir eine Migration prinzipiell erst, nachdem die notwendigen Rahmenparameter definiert sind. In dieser zwischen zwei bis sechs Wochen dauernden Phase wird Organisatorisches, Operatives und Strategisches durchleuchtet. Anschließend folgt das Assessment, bei dem es um den Abgleich mit der bestehenden IT, um Skills, Ressourcen, Richtlinien, Governance, Sicherheit usw. geht. Daraus resultiert auch, welcher Clouddienst für die Bedürfnisse am besten passt.«

Bild oben: Johannes Brunner, Dimension Data, setzt auf Vorteile aus der »As-a-Service-Welt«.

Sachliche Diskussion

Auch für Johannes Brunner, Head of Business Unit Data Center & Cloud bei Dimension Data, lichten sich die Nebel und dem anfänglichen Cloud-Hype ist jetzt eine sachliche Diskussion über Vor- und Nachteile gefolgt. »Es gibt Workloads, die in der Cloud wesentlich mehr Nutzen bringen können als On-Premise, in den sogenannten ›Cloud-Native Applications‹. Wir sollten hierbei jedoch von ›Cloud-Native Services‹ sprechen, schließlich ist eine Applikation nichts anderes als ein Service-Vehikel, das einen Business Case unterstützt. Das On-Premise-Datacenter wird außerdem weiterhin ein wichtiges Standbein bleiben«, meint Brunner. Themen wie Legacy Applications, Latency und Company-Richtlinien würden ein lokales Datacenter erfordern. Darüber hinaus gibt es durch neue Workloads wie IoT und Big Data Bedarf an sogenannten Edge-Rechenzentren, da nicht alle generierten oder verarbeiteten Daten in die Cloud gebracht werden müssen und sollen.

Für Brunner liegt der Schlüssel als Dienstleister in der Differenzierung, um Kunden Komplettpakete anbieten zu können. Cloud-Services alleine, wie etwa Infrastructure-as-a-Service, reichen nicht mehr. Die Differenzierung muss durch Lösungen, welche die Vorteile aus der »As-a-Service-Welt« intelligent einsetzen, erfolgen, um bestehende Grenzen zu überwinden. »Manchen Kunden fehlt die Idee, was man damit anfangen könnte. Hier setzen wir an und bringen Use Cases aus den verschiedensten Geschäftsfeldern mit, vom Gesundheitswesen bis zur Industrie, um für das Unternehmen passende Anwendungsfälle in dem Proof-of-Concept zu evaluieren. Aus Datacenter-Sicht ist der Vorteil, dass keine initialen Investitionen getätigt werden müssen, sondern dass man sofort die benötigten Kapazitäten nach Bedarf beziehen kann. Daher die klare Empfehlung, Cloud-Native Applications wie Hadoop, die automatisch skalieren und für die Zeit der Berechnungen die benötigten Ressourcen allokieren und diese anschließend wieder freigeben, auch in Cloud-Infrastrukturen zu betreiben.«

Bild oben: Martin Madlo, Interxion: »Die digitale Transformation treibt  die Unternehmen immer rascher vor sich her.«

Dazu gäbe es keine klar definierbare Zuteilung von Szenarien, da Lösungen in diesem Bereich individuell sind und sich häufig über mehrere Plattformen ziehen können. Dimension Data adressiert hier bewusst die Hybrid-IT-Strategie – die Kombination des eigenen Rechenzentrums mit Cloud-Diensten. Data-Center-Grenzen verschwimmen, durch intelligente Orchestrierung und Governance weiß ich aber immer, wo meine Daten liegen und Services erbracht werden. »Als Dimension Data unterstützen wir diese Notwendigkeit an Transparenz, indem wir zum Beispiel Daten in unseren Cloud-Rechenzentren am gewählten Standort isolieren – außer der Kunde entscheidet sich bewusst dazu, die Daten über Standort-, Regions- oder Kontinentalgrenzen hinweg zu bewegen.«

Transformation treibt

Auch für Martin Madlo, Managing Director von Interxion, triebt die digitale Transformation die Unternehmen immer rascher vor sich her. Ohne die Digitalisierung siehe er wenig Chancen für Unternehmen, im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. »Die Vorteile der Cloud sind ganz offensichtlich: Schnelligkeit, Sicherheit, Performance, Konnektivität und Flexibilität. Die Mehrzahl der Unternehmen in Europa ist derzeit allerdings noch nicht bereit, sich vollständig auf die Cloud einzulassen, sei es aus Sicherheit oder Datenschutzgründen. Wichtig für unsere Kunden ist oftmals, das Internet mit seinen möglichen Latenzen, Engpässen und Sicherheitsrisiken aufgrund geschäftskritischer Workloads zu meiden. Daher haben wir Interxion‘s Cloud Connect geschaffen, um das öffentliche Internet zu umgehen und einen privaten Zugang zum Cloud-Provider der Wahl herstellen zu können.«

Time-to-Market ist Madlo zufolge für seine Kunden ein wesentlicher Faktor für ihre Entscheidung zu Cloud Connect. Der Trend gehe dahin, Dienstleister wie Colocation-Rechenzentrums-Betreiber mit dem Betrieb der Infrastruktur zu beauftragen. »Denn natürlich bedeutet Hybrid-Cloud im eigenen Rechenzentrum mehr Komplexität. Dies wollen Unternehmen nicht alleine angehen, denn dafür müssten sie entsprechende Mitarbeiter ausbilden oder einstellen. Daher suchen sie nach Partnern, um Aufwand und Zeit zu reduzieren«, so der Interxion-Manager. Er sieht langfristig gesehen das Outsourcing-Modell als einen »strategischen Entschluss, um durch flexible Infrastruktur die Basis für den digitalen Wandel zu legen«. Steht die geschäftskritische IT so nahe wie möglich bei den Cloud-Providern, profitieren Kunden außerdem von geringen Latenzen und einer planbaren Bandbreite.

»Immer mehr Unternehmen verzichten auf den Betrieb eigener On-Premise Lösungen und steigen auf Outsourcing-Lösungen um. Damit können sie schneller, flexibler sowie innovativer agieren und sparen Kosten. Herkömmliche Umgebungen sind schlicht zu starr. Die logische Konsequenz ist daher der weitere Ausbau hybrider Umgebungen. Vorteile des Public-Cloud-Modells sind unter anderem niedrige Anfangskosten, Flexibilität, Skalierbarkeit, Geschwindigkeit sowie die einfache Bereitstellung«, so Madlo. Die Nachteile sind der mögliche Mangel an Kontrolle, Sicherheitsbedenken und die unter Umständen langfristig höheren Kosten im Vergleich zu einer dedizierten Infrastruktur, heißt es. Und: Private-Clouds werde üblicherweise entworfen, um spezifische Anwendungen zu erfüllen und ermöglichen ein hohes Maß an Kontrolle und Transparenz. »Allerdings bieten sie weniger Flexibilität, Skalierbarkeit und zudem höhere Anfwangskosten als bei einem Public- Cloud-Ansatz.«

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Last modified onMontag, 06 November 2017 13:35
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