LTE - Geschäft im Tal der Tränen
- Written by Redaktion
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Trotz der Einführung von LTE stehen die Mobilfunker vor einer Durstrecke. Zwar wird der Datenverkehr weiter wachsen, aber die Telcos kaum höhere Preise durchsetzen können. Bei den Tarifen geht der Trend zu einer Verrechnung von Datenvolumen, das Sprache und SMS als Basis ablöst.
Zwar wächst der Datenverkehr mit LTE europaweit und damit auch die Umsätze in diesem Segment. Unwahrscheinlich bleibt dennoch, dass die Telcos langfristig höhere Preise für LTE-Dienstleistungen durchsetzen können, um damit die Erosion der Tarife aufzufangen. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der diesjährigen 12. Auflage der europaweiten Studie unter dem Titel „4G – going faster, but where?“ zu den aktuellen Herausforderungen der Telekommunikationsbranche. Die Studie wird jedes Jahr von der Strategie- und Innovationsberatung Arthur D. Little in Kooperation mit der Investmentbank Exane BNP Paribas in 15 Ländern Europas durchgeführt. Im Zentrum der diesjährigen Untersuchung steht die Frage, ob es den europäischen Mobilfunkanbietern nach dem enttäuschenden Geschäftsjahr 2012 mit LTE-Diensten gelingen kann, diese Dienste zu einem margenträchtigen Geschäftszweig zu entwickeln. Vorbild der Branche sind hier die US-amerikanischen und asiatischen Mobilfunkanbieter, bei denen sich LTE zu einem profitablen Geschäft entwickelt hat.
Die Ausgangslage ist eigentlich sehr gut, denn der Wechsel zu 4G LTE ist für die europäischen Betreiber wirtschaftlich sinnvoll. Die 3G-Netze werden aufgrund der „datenhungrigen“ Verbraucher bereits bald an ihre Kapazitätsgrenze stoßen, die sich mit 4G LTE deutlich erweitern lässt. Die Kunden werden sich schnell an die höhere Geschwindigkeit gewöhnen und das Angebot an kompatiblen Smartphones und Tablets verbessert sich permanent. In Österreich werden 60-70 Prozent der Bevölkerung bis 2016 LTE zur Verfügung haben. Wären da nicht die hohen Hürden: „Die europäischen Anbieter stehen vor verschiedenen Problemen, die diesen Wunschtraum zunichte machen können: Die begrenzten Möglichkeiten für Anbieter, LTE zur Entwicklung von Alleinstellungsmerkmalen zu nutzen und der nach wie vor tobende, harte Preiskampf, machen es kaum möglich, Preiserhöhungen durchzusetzen“ so Dr. Karim Taga, Geschäftsführer Arthur D. Little Austria und Global Practice Leader des Bereichs TIM (Telekommunikation, Information, Medien und Elektronik).
Entsprechend düster fällt auch die Prognose der Autoren aus. Demnach werden die Umsätze der europäischen Telekommunikationsanbieter bis 2016 trotz des Wachstums mit LTE um 1,8 Prozentpunkte pro Jahr sinken. Um auf den Wachstumspfad zurückkehren zu können, müsste der monatliche Umsatz pro Kunde mit LTE-Datendiensten von derzeit 10 bis 2016 auf 17 Euro ansteigen. Auch das Geschäft mit mobilen Internetdiensten und Apps kann kaum etwas an diesen Umsatzrückgängen ändern.
Österreich: Wettbewerb um Spektrum
Durch die Multi-Band-Auktion (800/900/1800 MHz) im Herbst dieses Jahres ergibt sich in Österreich eine spannende Sondersituation. Die Ersteigerung von Spektrum ist für Netzbetreiber die Voraussetzung, gleichsam der „Rohstoff“, um in den nächsten 20 Jahren am Markt erfolgreich tätig zu sein. Aufgrund der abgesenkten Eintrittsbarrieren ergibt sich auch ein klares Potenzial für Neueinsteiger. Grundsätzlich kommt den Anbieten die Tatsache zu Hilfe, dass die Markteinführung von LTE zwar sehr kapitalintensiv ist, der anschließende Betrieb des Netzes jedoch wesentlich kostengünstiger als bei älteren Mobilfunkgenerationen. Daher werden insbesondere schlank aufgestellte Mobilfunkunternehmen künftig im Wettbewerb deutliche Vorteile haben. Für kosteneffiziente Wettbewerber könnte LTE daher ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil sein.
Handlungsoptionen für die Anbieter
Insgesamt bieten sich den Netzbetreibern fünf Ansatzpunkte zur Verbesserung ihrer Situation:
- Überarbeitung der Tarifstrukturen
- Partnerschaften mit anderen Unternehmen für das Angebot neuer Dienste
- Kostentransformation
- Small Cells und Wifi-Offloads
- Gemeinsamer Betrieb von LTE-Netzen, sofern Konsolidierung keine Option ist und der gemeinsame Betrieb seitens der Kartellbehörden als wettbewerbsverträglich beurteilt wird.