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»Es ist eine sehr bunte Szene«

\"rudolfUnternehmer zu sein ist eine anspruchsvolle Aufgabe, meint Rudolf Obereder

, EPU-Beauftragter der WKO. Nicht für alle ist die Selbstständigkeit der richtige Weg.

(+) plus: Die Bandbreite unter EPU ist sehr groß – von Start-ups mit einer zündenden Idee bis zu Leuten, die einen Weg aus der Arbeitslosigkeit suchen. Wie werden Sie diesen unterschiedlichen Ansprüchen und Bedürfnissen gerecht?
Rudolf Obereder: Es ist eine sehr bunte Szene. Aber eigentlich nichts Neues: Ein-Personen-Unternehmen hat es immer gegeben. Früher hießen sie halt nicht so, sondern waren einfach Schuster, Tischler und Schneider. Heute sind es Grafiker, Webdesigner oder noch immer Tischler. Der Begriff ist ein wenig technisch, aber trifft es recht gut.
In den Gründerservicestellen kann man sich beraten lassen und wird auf verschiedene Faktoren hingewiesen, die bei der Gründung eine Rolle spielen. Natürlich muss man die Produkt- oder Geschäftsidee nach allen Seiten abklopfen. Gerade in der Gründungsphase sieht man manche Dinge nicht oder will sie nicht sehen.

(+) plus:  Viele Kleinbetriebe erleben das dritte Jahr nicht. Welche Fehler werden am häufigsten gemacht?
Obereder: Nach drei Jahren existieren noch 80 % der Unternehmen, nach fünf Jahren nur noch zwei Drittel. Um jedes Unternehmen, das vom Markt wieder verschwindet, ist es schade. Es muss sich aber nicht unbedingt um ein Scheitern handeln. Das hat unterschiedliche Ursachen. Der Unternehmer kann sich in eine andere Richtung weiterentwickelt haben. Vielleicht war er mit seiner Produktidee zu früh dran oder es gab in der Branche bereits ein Überangebot. Wenn ich am Markt bestehen will, muss ich auch entsprechend Umsätze und Gewinne machen. Es macht sicher einen Unterschied, ob ich als Angestellter etwas gut kann oder als Unternehmer tätig bin. Gerade als Eine-Person-Unternehmer muss ich mein eigener Manager, Verkäufer, Buchhalter sein – das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Nicht jeder ist dazu geboren. Für manche ist die Selbstständigkeit der falsche Weg, aber das zeigt sich mitunter erst im Lauf der Zeit.

(+) plus: Mehr als die Hälfte der EPU kann die Sozialversicherungsbeiträge nicht pünktlich bezahlen. Gibt es für Unternehmer mit stark schwankendem Einkommen keine bessere Lösung?
Obereder: Das derzeitige System bietet viele Möglichkeiten, man muss sie nur nutzen. Zum Beispiel kann innerhalb eines Geschäftsjahres einen Antrag auf Herabsetzung gestellt werden, wenn sich die Umsätze negativ entwickeln. Selbstständige mit geringen Umsätzen und Gewinnen können die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen.

(+) plus:  Derzeit liegt eine Gesetzesvorlage betreffend der Krankenversicherung in Begutachtung. Wie sehen die geplanten Änderungen aus?
Obereder: Wenn jemand länger als sechs Wochen krank ist, kann ab dem 42. Tag bis zur Dauer von 20 Wochen Krankengeld bezogen werden, wie unselbstständig Beschäftigte auch. Auch das Wochengeld sollte neu geregelt werden. Derzeit erhalten Unternehmerinnen ca. 27 Euro Wochengeld pro Tag, während unselbstständig Beschäftigte durchschnittlich 41 Euro erhalten. Die Wirtschaftskammer setzt sich seit langem für eine Erhöhung ein.
Die Möglichkeit einer Zusatzkrankenversicherung gibt es schon jetzt. Wünschenswert wäre eine Anpassung, wenn die neue Regelung in Kraft tritt, da längere Krankenstände ja dann aus einer anderen Quelle abgedeckt werden. Die Wirtschaftskammer bietet auch den Einsatz einer Betriebshilfe an. Das ist allerdings nicht in allen Branchen so leicht umsetzbar.

(+) plus:  Viele Firmen bleiben sogenannte »Ich-AGs«. Warum ist der Schritt zum ersten Mitarbeiter so schwer?
Obereder: Es gibt viele Branchen, die eng mit der Person des Unternehmers verknüpft sind. Zu einem Masseur oder einer Masseurin gehen die Kunden, weil sie seine bzw. ihre Dienstleistung schätzen. Sechs von zehn EPU wollen allein bleiben. Das hat ja auch Vorteile: Ich muss mich mit niemand anderem abstimmen, habe eine schlanke Organisationsform. Wenn das Geschäft immer weiter zunimmt, muss ich mir aber überlegen: Kooperiere ich mit anderen Kollegen, um Spitzenzeiten abzudecken? Kann ich bestimmte Aufgaben delegieren? Oder stelle ich einen Mitarbeiter an, um mehr Leistungen anbieten zu können?
Die Kosten für die Sozialversicherung und die Lohnnebenkosten sind natürlich eine gewisse Hürde. Wir bieten ein Online-Tool an, mit dem kalkuliert werden kann, ob sich der Mitarbeiter rechnet.
Speziell für Ein-Personen-Unternehmen konzipiert ist die Lohnnebenkostenförderung für den ersten Mitarbeiter: Das AMS refundiert 25 % der Bruttolohnkosten für ein ganzes Jahr. In den letzten Jahren wurden damit 1.600 geförderte Arbeitsplätze geschaffen. Die Förderung war anfangs sehr restriktiv, seit dem Vorjahr gibt es jedoch keine Altersbeschränkung mehr und nur während der letzten fünf Jahre darf kein Dienstnehmer beschäftigt worden sein. Diese Förderung läuft leider Ende 2013 aus – wir setzen uns sehr für eine Verlängerung ein. 

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