Endkunden als größte Nutznießer
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E-Control-Geschäftsführer Walter Boltz zur Einführung von Smart Metering in Österreich. Sein Resümee: Die Endkunden sind die größten Nutznießer.
Bereits seit 100 Jahren sind die heute am weitest verbreiteten Stromzähler – die mechanischen Ferrariszähler – im Einsatz. Derzeit gibt es in Österreich 5,5 Millionen Stromzähler und 1,35 Millionen Gaszähler, die entweder einmal jährlich oder sehr oft sogar nur alle drei Jahre abgelesen werden. Kunden profitieren von dieser Ablesung kaum, da ihnen dadurch keine aktuellen Daten zum Stromverbrauch zur Verfügung stehen. Eine neue Generation von Messgeräten stellen die »intelligenten Stromzähler« (Smart Meter) dar, die laut den Bestimmungen des 3. EU-Liberalisierungspakets in allen EU-Staaten bis 2020 für zumindest 80 Prozent der Konsumenten eingeführt werden müssen. Die flächendeckende Einführung sorgt in Österreich für angeregte Diskussionen. Vor allem die Kostenfrage wird von den Netzbetreibern, aber auch von einzelnen Konsumentenvertretern heftig diskutiert.
Positive Aspekte
Vor diesem Hintergrund hat die E-Control eine umfassende volkswirtschaftliche Betrachtung eines Smart Metering Roll-outs in Auftrag gegeben, mit dem Ziel, die Vor- und Nachteile für Konsumenten, Netzbetreiber und Energielieferanten, die Effekte für den Wettbewerb und die gesamte Volkswirtschaft darzustellen. Am meisten – so das Ergebnis der Studie – profitieren bei der Einführung von Smart Metering die Endkunden. Die neuen Zähler bieten dem Konsumenten die Möglichkeit, seinen aktuellen Energieverbrauch jederzeit abzurufen, zu kontrollieren, zu steuern und in Folge sein Verbrauchsverhalten anzupassen.
Auf Basis dieser Verhaltensänderung könnte – so die Studie – der Stromverbrauch um mindestens 3,5 Prozent und der Gasverbrauch um mindestens sieben Prozent reduziert werden, was wiederum CO2-Einsparungen zwischen 4,6 und 6,2 Millionen Tonnen bedeuten würde. Die Netzbetreiber profitieren bei der Einführung von Smart Metering vor allem von langfristig wirksamen Effizienzverbesserungen, wie dem Wegfall der arbeitsintensiven, manuellen Zählerablesung bzw. der aufwendigen Zählerstandsermittlung. Für den Energielieferanten entsteht durch Smart Metering eine Infrastruktur, die es ihm ermöglicht, individuelle Tarife bzw. neue Produkte zu gestalten und so seine Kosten zu kompensieren. Weiters kann durch die Implementierung von Smart Metering die Versorgungssicherheit weiter erhöht werden, da Unterbrechungen schneller behoben und deren Gründe besser analysiert werden können.
Voraussetzungen notwendig
Damit sich die positiven Aspekte der Smart-Metering-Einführung realisieren lassen, sind jedoch einige Voraussetzungen notwendig. So etwa eine abgestimmte und koordinierte Einführung innerhalb der Branche, einheitliche und offene Standards für Zählertechnologien und Datenformate, eine kurze Übergangsphase zwischen Smart Meter und herkömmlichen Zählern sowie eine kundengerechte und verwertbare Darstellung des Energieverbrauchs. Prinzipiell ist auch eine Abdeckung von 95 Prozent der von der EU vorgegebenen 80-prozentigen Abdeckung vorzuziehen, da die Netzbetreiber ansonsten duale Systeme etablieren müssten, was sich negativ auf die Kosten auswirkt. Europaweit existieren bereits viele Ansätze und Projekte zum Thema Smart Metering. Es gibt etliche internationale Beispiele, darunter einige, die verdeutlichen, dass eine Einführung von Smart Metering ohne Probleme erfolgen kann. Österreich kann aber auch aus den Fehlern von anderen Ländern lernen und hat die Chance, sich als Positivbeispiel zu positionieren.
>> Der Autor: DI Walter Boltz ist Geschäftsführer der E-Control GmbH.
>> Über E-Control:
In den ersten europäischen Ländern kam sie Anfang der 90er-Jahre, in Österreich in den Jahren 2001 und 2002: die Liberalisierung der Märkte der leitungsgebundenen Energien Elektrizität und Erdgas. Doch damit sich der Wettbewerb entwickeln kann, sind klare Spielregeln für alle Marktteilnehmer erforderlich. Die E-Control ist als Regulierungsbehörde für die Aufstellung und Einhaltung dieser Regelungen verantwortlich.