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Forschen im Ausland

Die Podiumsdiskussion \"Forschen im Ausland: Wertvoller Karrierebaustein oder Reise ins Ungewisse?\", veranstaltet von der österreichischen Akademie der Wissenschaften, brachte nicht das erwartete Ergebnis. Zwar wird der Auslandsaufenthalt - wie allseits kolportiert - auch von den Betroffenen als wichtig für die Karriere angesehen, allerdings ist der Schritt vor allem für Grundlagenforscher nicht immer ein freiwilliger. Für Egbert Zojer, der nach fünf Jahren USA-Aufenthalt an das Institut für Festkörperphysik an der TU-Graz zurückkehrte, ist der Schritt ins Ausland kein Mosaikstein in der Karriereplanung, sondern schlicht eine Frage des überlebens. \"Vielen Grundlagenforschern bleibt gar nichts anderes übrig, als den Schritt ins Ausland zu wagen, aus dem einfachen Grund, weil es in österreich keine Jobs gibt.\" Aus seiner Erfahrung weiß Zojer, dass viele in den USA lebende österreichische Forscher lieber heute als morgen zurückkehren möchten. Anders als China, das gezielte Aktionen startet, um die im Ausland tätigen Forscher heim zu holen, vermisst Zojer ähnliche Aktionen von österreichischer Seite.
Das lässt Getraud Oberzaucher vom BMVIT nicht auf sich sitzen und verweist auf die Initiative Brainpower: \"Mit dieser Initiative richten wir uns ganz speziell an im Ausland lebende österreichische Forscher und bieten Hilfestellungen bei der Rückkehr an.\" Brainpower zeigt Karrieremöglichkeiten im Bereich F&E in österreich auf, fördert Verbindungen zwischen Wissenschaftern im Ausland und der österreichischen Scientific Community und informiert über aktuelle Entwicklungen am Innovationsstandort. \"Ab Jänner des nächsten Jahres werden zudem alle in österreich verfügbaren F&E-Jobs auf der Brainpower-Homepage gelistet sein\", verspricht Oberzaucher, die sich von diesem Service eine weitere Vereinfachung bei der Rückkehr nach österreich erhofft.

Pragmatisierung und Elite-Uni
Auch die Dauerbrenner \"Pragmatisierung\" und \"Elite-Uni\" wurden - durchaus kontrovers - diskutiert. Während die Diskutanten am Podium - neben Zojer noch Gabriele Senti von Karolinska Institut Stockholm und Brigitte Resl von der University of Liverpool - einer Pragmatisierung, die nicht nach dem Gieskannenprinzip erfolgt, durchaus Positives abgewinnen können, steht Peter Fritsch, Vorsitzender des Alumni-Vereins der öAW, mit der Pragmatisierung auf Kriegsfuß. \"Die Pragmatisierungswut der Vergangenheit trägt die Hauptschuld daran, dass für junge Wissenschafter an den Universitäten kein Platz ist\", sagt Fritsch und ist damit voll auf Linie von Rektorenchef Christoph Badelt, der die \"verkrusteten Personalstrukturen\" als Hauptgrund dafür sieht, dass \"hervorragende junge Mitarbeiter auf Jahre hinaus keine Chance auf eine Stelle an einer heimischen Universität hätten\".
Auch das Institute of Science an Technology (ISTA) in Gugging wird von den international erfahrenen Diskutanten skeptisch gesehen. \"Eine künstlich geschaffene Einrichtung wird es sehr schwer haben\", sagt Zojer. Spitzenforschung brauche vielmehr ein funktionierendes Umfeld und gewachsenen Strukturen. \"An der Grazer Universität gibt es im Umkreis von fünf Gehminuten mehrere Gruppen, die sich mit mit Projekten beschäftigen, die auch meine Forschung tangieren. Mit denen kann man sich austauschen.\" Diese Strukturen seien bei einer künstlich geschaffenen Einrichtung nicht gegeben. \"Mit wem soll man dort reden?\", fragt Zojer, der zudem bezweifelt, dass es internationale Spitzenkräfte ausgerechnet nach Gugging ziehen soll. Das Geld, das in Gugging investiert wird, wäre laut Zojer in der bestehenden Universitätslandschaft besser aufgehoben. Denn das Know-how betreffend seien österreichische Forscher durchaus international konkurrenzfähig, nur bei der Infrastruktur hinke man hinterher. Keine guten Aussichten für die nächsten Generationen.

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