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Vertagte Klärung

Günter Roßbacher vom österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik hat ein zweijähriges Forschungsprojekt abgeschlossen, um festzustellen, warum es an Kläranlagen der letzten fünf bis sieben Jahre eine signifikante Zunahme an Betonschäden gab. Eine Ereknntnis ist, dass vor allem chemische Angriffe für die Schäden verantwortlich sind. »Der lösende Angriff des Betons kann sowohl den Zementstein (Kalziumhydroxid) als auch kalk- oder domolithaltige (karbonatische) Gesteinskörnungen betreffen und geht immer von der Oberfläche aus«, schreibt Roßbacher im Endbericht.
Um zu eruieren, welche Betonsorten den Belastungen in Kläranlagen am ehesten standhalten, wurden 14 Prüfkörper mit unterschiedlicher Betonrezeptur in sechs Kläranlagen eingehängt. Bei einem wurde das Bindemittel Slagstar verwendet. Roßbachers Zeugnis für den Beton der Wopfinger Baustoffindustrie ist ziemlich gut: »Die vergleichenden Untersuchungen von Betonrezepturen mit unterschiedlichen Bindemitteln haben gezeigt, dass mit dem Bindemittel Slagstar hinsichtlich des lösenden Angriffs vergleichs-weise sehr gute Ergebnisse erzielt wurden«, berichtet Roßbacher. »Auffällig«, war aus seiner Sicht, »dass bei den Referenzbetonre-zepturen ein vergleichsweise starker lösender Angriff vorlag«. Des Weiteren hält Roßbacher fest, dass sich diese Untersuchungsergebnisse mit der Tatsache decken, »dass es bei Kläranlagenneubauten in den letzten Jahren bereits nach kurzer Nutzung vermehrt zu Schädigungen des Betons infolge lösenden Angriffs kommt«.
Kurzum: Der für Klärbecken verwendete Hochleistungsbeton bzw. dessen Verarbeitung entsprechen nicht so recht. Starker Tobak für die heimische Zement- und Betonindustrie, die von Problemen an Kläranlagen zwar weiß, bislang jedoch noch kein verlässliches Rezept zur Vermei-dung der Schäden gefunden hat. Eine Zeit lang warnte die Vereinigung für Beton- und Bautechnik (öVBB) auf ihrer Homepage vor der ursprünglich empfohlenen Betonzusammensetzung. Davon ist man nun wieder abgerückt. »Es ist alles im Fluss, alle Kräfte sind mobilisiert«, erklärt Michael Pauser, Geschäftsführer der öVBB. Was auch gut ist, denn seit den ersten Hinweisen, dass enorme Betonschäden auftreten, sind immerhin mehr als vier Jahre vergangen.
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