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»Europäischer Erdgasmarkt wird weiter zusammenwachsen«

Foto: Hamead Ahrary. Der Leiter für Zentraleuropa bei WINGAS erwartet eine künftig stärkere Integration der nationalen Märkte. Foto: Hamead Ahrary. Der Leiter für Zentraleuropa bei WINGAS erwartet eine künftig stärkere Integration der nationalen Märkte.

Hamead Ahrary, Head of Central Europe bei WINGAS, über den Zugang zum Gasmarkt, Trends und Entwicklungen in Europa.

Report:Wie sieht der Marktauftritt von WINGAS Österreich aus?

Hamead Ahrary: WINGAS verfügt über langjährige und internationale Expertise im Erdgashandel. Wir sind bereits seit über zehn Jahren in Österreich aktiv und haben in diesem Zeitraum unser Kundenportfolio stetig ausgebaut. 2012 haben wir unser Engagement mit eigener Niederlassung in Wien weiter ver­stärkt. Von hier aus betreuen wir auch den tschechischen Erdgasmarkt. Der österreichische Markt hat ein großes gaswirtschaftliches Potenzial, weil hier gute Infrastrukturvoraussetzungen gegeben sind.

Das Land spielt als Knotenpunkt in Europa eine zentrale Rolle, etwa mit dem Knotenpunkt Baumgarten. Hier kommen viele wichtige Erdgasleitungen mit großen Erdgasmengen zusammen. Österreich erfüllt hier eine wichtige Transitfunktion, beispielsweise für Italien, den drittgrößten Erdgasmarkt Europas.

Zu unseren Kunden zählen große, energieintensive Industrieunternehmen, zum Beispiel aus der Stahl- oder Papierindustrie, lokale und regionale Weiterverteiler, Kraftwerksbetreiber sowie internationale Handelsunternehmen. Unser umfangreiches Produktportfolio enthält die gesamte Bandbreite, die sich von dem stark standardisierten Bandprodukt bis hin zur voll flexiblen Vollbelieferung erstreckt.

Auf diese Weise sind wir in der Lage, viele unterschiedliche Kunden entsprechend ihrer jeweiligen Beschaffungsstrategie zu bedienen. Im Vordergrund stehen persönliche Beratung, wettbewerbsfähige Konditionen und die Erarbeitung bedarfsgerechter Lieferkonzepte – das Produkt muss schließlich zu den spezifischen Bedürfnissen des Kunden passen.

Report: Sehen Sie einen Trend zu kürzeren Vertragslaufzeiten?

Ahrary: Ja, diesen Trend beobachten wir seit einigen Jahren. Zurückzuführen ist dieser vor allem auf die sehr hohe Wettbewerbsintensität und -dynamik auf den Gasmärkten.

Report:Welche Trends bestimmen den Gasmarktbereich?

Ahrary: Die Struktur der Märkte hat sich in den letzten Jahren fundamental verändert. Marktzutrittsschranken sind unter anderem durch effektive Regulierung massiv abgebaut worden. Erdgas ist mittlerweile auf dem besten Weg, ein Commodity-Gut zu werden, das sich fast ausschließlich über den Preis differenziert. Bedeutung und Liquidität von virtuellen Handelspunkten haben immer weiter zugenommen. Verglichen mit den Anfängen des Liberalisierungsprozesses sind heute viel mehr Akteure auf den Gasmärkten aktiv.

Garantierte Profite, wie es sie in der Vergangenheit gab, existieren heute nicht mehr. Insgesamt ist ein sehr starker Druck auf Margen und Preise zu spüren. Die Auswirkungen bekommen Gasversorger auf allen Wertschöpfungsstufen immer stärker zu spüren: Die Unternehmen müssen deutlich flexibler und schneller agieren. Sie müssen sich nachhaltig profitabel aufstellen und sowohl intern als auch extern Innovationen vorantreiben.

Die fortschreitende Annäherung von Preisen und Produkten, auch über Ländergrenzen hinweg, wird sich weiter fortsetzen. Ich bin davon überzeugt, dass der europäische Erdgasmarkt weiter zusammenwachsen wird. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist allerdings der weitere Abbau von grenzübergreifenden Markteintrittsbarrieren. So könnte damit begonnen werden, die Gaswirtschaften von zwei oder mehreren Ländern zu einer Bilanzierungszone zusammenzulegen. Das wäre ein Schritt in Richtung eines integrierten mitteleuropäischen Erdgasmarktes.

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