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"IT und Energie wachsen zusammen"

Klaus Trentler ist für seine Servicesparte derzeit auf der Suche nach gut ausgebildeten Fachkräften – mit Skills aus der IT ebenso wie Energietechnik und Elektronik. Klaus Trentler ist für seine Servicesparte derzeit auf der Suche nach gut ausgebildeten Fachkräften – mit Skills aus der IT ebenso wie Energietechnik und Elektronik.

Schneider Electric baut in Österreich die Servicesparte aus. Klaus Trentler, Leiter Service und Energy Efficency, spricht über einen Wandel in der Branche, Komplexität in der Technik und über die Suche nach den richtigen Mitarbeitern.

Der Servicebereich bei Schneider Electric stellt sich heute in zwei Bereiche auf: »Field Services« ist der weitaus größere und fokussiert auf Dienstleistungen für die installierte Basis und sämtliche Produkte des Herstellers, die bei den Kunden in Betrieb sind. In den »Professional Services« wird Energiemanagement geboten – rund um Effizienz in Beschaffung, Betrieb von Maschinen und Anlagen bis hin zu einer kompletten Energiestrategie.

Report: Seit wann gibt es das Servicegeschäft bei Schneider Electric in einer eigenen Einheit? Was sind Ihre Ziele?

Klaus Trentler: Schneider Electric hat sich vor einigen Jahren entschlossen, Field Services in den Vordergrund zu stellen, um unsere vielen Produkte besser servicieren zu können. Meine Aufgabe war Anfang 2011, diese Abteilung aufzubauen. Im Energiebereich sind es vor allem die Themen Mittelspannung und Niederspannung. Wir fokussieren hier auf die Bereiche Gebäudeautomation, in der Industrie auf Automatisierungs- und Steuerungstechnik sowie auf USV- und Kühlanlagen in Rechenzentren und IT-Infrastrukturen. Unser Ziel ist, künftig verstärkt Serviceverträge mit Unternehmen aus diesen Bereichen abzuschließen. Diese Vereinbarungen regeln dann Reaktionszeiten, in denen unsere Serviceleute vor Ort sind, ob Schneider Electric Ersatzteile für seine Kunden lagert, jährliche Überprüfungen und technische Audits durchführt, sowie optional auch eine Fernüberwachung der Anlagen anbietet. Unsere Serviceeinheit ist in dieser Zeit sehr stark gewachsen – personell ebenso wie in Umsätzen. Wir haben heute 20 Mitarbeiter und suchen ständig nach weiteren gut ausgebildeten Fachkräften.

Report: Was bieten Sie nun den Kunden besser an als vor dieser dedizierten Aufstellung?

Trentler: Unternehmen wissen bei Jahrzehnte alten Geräten oft nicht, ob diese nach einem Ausschalten überhaupt wieder in Betrieb genommen werden können. So gibt es für ein 30 Jahre altes Einspeiseschaltgerät eines Niederspannungshauptverteilers heute keine Ersatzteile mehr. Solche Altprodukte, die praktisch nicht mehr gewartet werden können, können mit unseren Ecofit-Lösungen ohne Einschränkungen ersetzt werden. Mit der Retrofit-Lösung Ecofit wird das Produkt mit einem funktionsgleichen Teil, das auch über die gleichen Anschlüsse verfügt, in kürzester Zeit getauscht. Damit können Anlagen mit modernen Leistungsschaltern nachgerüstet werden. Das reduziert die Instandhaltungskosten, ermöglicht neue Überwachungsfunktionalitäten und erhöht die Lebensdauer der Maschinen und folglich auch die Betriebssicherheit. Wir können vor einer Investitionsentscheidung zudem das Ausfallsrisiko von Komponenten mit jenen Kosten, die durch eine Modernisierung anfallen, transparent vergleichen.

Report: Wie kann nun die Energieeffizienz erhöht werden? Wird das durch das Nachrüsten der Steuertechnik erreicht?

Trentler: Nein, dieser Schritt passiert vor allem verbraucherseitig. Dabei werden beispielsweise Motoren getauscht, oder diese über Frequenzumrichter stufenweise, wesentlich effizienter gesteuert. Dann sind es auch scheinbar banale Fragen – etwa ob die Beleuchtung in einer Anlage auf den tatsächlichen Bedarf der Betriebszeiten abgestimmt ist.
Solange die Wirtschaft boomt, produzieren die Betriebe – oft ohne groß über Fragen zur Energieeffizienz zu grübeln. Sobald der Konjunkturmotor, so wie in den vergangenen Jahren, aber etwas stottert, macht man sich schon auch über Einsparungsmöglichkeiten Gedanken und bastelt an einer Energiestrategie. Auch für die neuen ISO-Zertifizierungen im kommenden Jahr werden Monitoringsysteme für die Anlagen benötigt. Damit sind nun eigene Energiebeauftragte in den Unternehmen gefordert, die Effizienz zu steigern.

Report: Wie weit dringen Sie dabei in das Servicegeschäft der Anlagenbauer?

Trentler: Wir fokussieren vor allem auf unsere eigene Produktpalette. Tools für die Instandhaltung kompletter Anlagen werden von uns nicht verkauft – hier kooperieren wir mit Partnern, die dann auf unsere Expertise zu Schneider Electric-Produkten zurückgreifen.
Viele Unternehmen wissen gar nicht um die Dringlichkeit einer Überprüfung ihrer Geräte und sind sich eines Risikos kaum bewusst. Wenn dann aber einmal ein Produktionslauf unterbrochen wird, ist Feuer am Dach. Wir sehen diese Problematik zunehmend bei großen Frequenzumrichtern für Brecheranlagen im Steinbruch. Ein Stillstand eines Gerätes kostet dort das Unternehmen bis zu 20.000 Euro – jede Stunde. Hier ist es wichtig, mit entsprechenden Serviceverträgen kurzfristig und auch am Wochenende schnell über die passenden Spezialisten verfügen zu können. In vielen Betrieben werden Reparaturen natürlich auch selbst durchgeführt – dies ist aber nicht immer möglich. Gerade in der Leistungselektronik werden dazu Spezialwissen und auch eigene Messgeräte benötigt. Diese nötigen Kenntnisse dazu setzen in der Regel eine jahrelange Ausbildung voraus, die unsere Spezialisten ja erfahren. Auch sprechen wir von teilsweise fast 20 bis 30 Jahre alten Produkten, die meist in kritischen Bereichen im Einsatz sind.

Report: Bei der Auslagerung von Services an professionelle Dritte hat es eine ähnliche Diskussion vor einigen Jahren bereits in der IT-Branche gegeben.

Trentler: Die IT-Branche liegt dazu heute auch etwas voran. Den Ausfall eines Rechenzentrums kann sich kein IT-Anbieter leisten. Und glauben Sie mir: Wenn etwas passiert, dann passiert das – frei nach Murphys Gesetz – stets zeitnah mit anderen Problemen. Wir sehen diesen Vorsprung im Serviceverständnis bei Kunden unserer USV-Produkte: Der Kauf einer USV-Anlage beinhaltet stets automatisch die Frage, wie hoch die Kosten des Herstellerservices während einer bestimmten Laufzeit sind. Auch hier bieten wir mit der APC-Palette und Services geeignete Lösungen. Diese über Jahre erworbene Erfahrung duplizieren wir jetzt für die anderen Branchenbereiche.

Report: Welche Veränderungen, auch hinsichtlich der Komplexität von Technologielösungen, sehen Sie in Unternehmen? Ist man heute stärker auf die Expertise von spezialisierten Lösungspartnern angewiesen, als es früher der Fall war?

Trentler: Absolut. Das verändert das komplette Servicegeschäft. Heute wird nicht mehr so schnell in Neuanlagen investiert – vorhandene Geräte werden mit einer längerfristigen Betrachtung schon vorbeugend gewartet. Die Lebensdauer des installierten Technologiebestands kann damit um einiges erhöht werden. Ein praktischer Vergleich ist ein Auto, das – wenn es nicht bewegt wird und keinen regelmäßigen Service erfährt – bald einmal defekt wird. Schaltgeräte müssen genauso bewegt werden, um einem Standschaden vorzubeugen. Deshalb sollten gerade kritische Applikationen entsprechend oft gewartet werden. Ähnlich wie Sie mit Ihrem Auto wahrscheinlich zu einer Werkstätte Ihres Herstellers gehen, passiert dies aufgrund der zunehmenden Komplexität, die in unseren Produkten steckt, auch in der Industrieelektronik. Wir sehen den Trend, dass sich Unternehmen bei all diesen Anforderungen direkt an die Hersteller wenden.

Report: Spüren Sie einen Fachkräftemangel in Österreich?

Trentler: Auf dem Gebiet der Energie- oder Anlagentechnik ist es derzeit tatsächlich schwer, Personal zu finden. Im Bereich der Leistungselektronik ist die Lage etwas entspannter. Dringend suchen wir auch Fachkräfte für das IT-Management der Systeme und Anlagen, die über ein sehr breites Wissen verfügen sollten: IT, Datenbankwissen, Messtechnik sowie Grundlagen in der Elektro- und Energietechnik.
Wir sehen den Trend, dass auch Standardprodukte wie Niederspannungsleistungsschalter, Mittelspannungsschutzrelais oder Umrichter in der Antriebstechnik zunehmend vernetzt werden. Sie haben immer häufiger Messfunktionen und Schnittstellen integriert, die Daten an IT-Systeme liefern. Auch in den Anlagen werden heute im Energiemanagement Datenanalysten gebraucht. Die Bereiche IT und Energie wachsen zusammen.



Neues Field Service

Insgesamt reicht das Leistungsspektrum der Sparte »Field Service« bei Schneider Electric Service über Retrofit bis hin zum Life-Cycle-Management – für Energietechnik, Steuerungs- und Automatisierungstechnik, Antriebstechnik sowie USV- und Kühlanlagen. Klaus Trentler ist Leiter des Bereiches Service und Energy Efficiency. Sein Team bietet den Kunden neben fachkundiger Beratung auch telefonische Unterstützung, direktes Service vor Ort sowie Schulungen. Dabei stehen Spezialisten in ganz Österreich zur Verfügung, wobei es zwei Servicelager in Oberösterreich und in Wien gibt.

Last modified onDonnerstag, 28 November 2013 13:11
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