Auf Touren
- Written by Redaktion_Report
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Alstom war nicht krank, Alstom hatte einen Unfall.« So beschreibt Wilhelm Heitmann, Country President Deutschland, die jüngere Vergangenheit des französischen Konzerns. Die mangelnde Marktreife einer Gasturbine hatte im Unternehmen eine Art Supergau ausgelöst, der französische Staat musste Geld investieren, um den Konzern zu retten. Ein Investment, das sich gelohnt hat, die Turbine wurde überarbeitet und soll nun den Anforderungen der Versorger entsprechen. Nicht minder wichtig ist, dass der Aktienkurs nach einer intensiven Sanierungsrunde in erfreuliche Höhen stieg, was der Staatskasse letztlich einen Gewinn brachte. Jetzt profitiert der Konzern vom Energieboom. Im ersten Halbjahr stieg der Auftragseingang um 46 Prozent, der Umsatz wuchs um acht Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite stieg in den Bereichen Power Turbo Systems/Power Environment im ersten Halbjahr auf drei Prozent. Frischen Wind erlebt auch die Sparte Wasserkraft. Der mächtige Baukonzern Bouygues ist mit 24,4 Prozent Anteilen an Alstom Großaktionär und seit Ende September auch Hälfteeigentümer der Hydro-Aktivitäten. Das Joint Venture soll Synergien heben. Diese erwartet sich Alstom auch von der mehrheitlichen Verlagerung der Generatorenfertigung von Mannheim nach Polen. »Der nackte Export ist schwierig geworden«, erklärt Heitmann, dass die Umsiedelung nicht nur aus Kostengründen erfolgt. Alstom habe sich bereit erklärt, für fünfzig Prozent der etwa 250 Jobs, die Mannheim verliert, Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. »Der Energie- und Kraftwerksbereich ist endlich aus der Schmuddelecke«, freute sich Deutschland-Chef Heitmann anlässlich des 7. Technischen Presse Colloquiums in Saarbrücken, der europäische Energiemarkt sei im Umbruch. Zwei Dinge fallen dabei markant auf: Kraftwerksbetreiber lagern den Service zunehmend aus und kleinere Nachfrager bestellen eher eine Gesamtanlage, da sie über keine Planungs- und Bauabteilungen mehr verfügen.