über dem Berg
- Written by Redaktion_Report
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IT-Unternehmen haben es im Gegensatz zur Old-Economy auf der Suche nach Projektfinanzierungen und Venture-Capital-Gebern besonders schwer. Während bei Unternehmen wie beispielsweise Winzern jedem Investor klar ist, dass für einen Geschäftserfolg zuvor genügend investiert werden muss, treffen IT-Firmen bei Finanzierungsgesprächen mitunter auf Anforderungen bar jeder Geschäftslogik. Etwa müssen erst mal Kunden oder Aufträge vorgewiesen werden, bevor ein einziger Euro fließt. \"Man versteht unser Geschäft nicht\", konstatiert Dill, der das wirtschaftliche Interesse der österreicher tendenziell bei Energy-Drinks und Marzipankugeln beheimatet sieht.
Das Zusammentreffen von alten mit neuen Werten hat der Wahlsalzburger täglich vor Augen. Er residiert am Kapuzinerberg über Websites, Datenbanken, Content-Management-Systeme und CRM-Projekte. Hoch über der Stadt hat es sich die New-Economy im Franziski Schlössl heimelig gemacht - das Wehrschloss wurde zum Ende der Renaissance 1629 Franz von Assisi geweiht. Knapp vierhundert Jahre später tourt Internetkloster durch Japan. Geschäftsführer Dill war mit Vizekanzler Hubert Gorbach in Peking und Hongkong und zog da manch Auftrag an Land. Mangels Finanzierungsmöglichkeiten wurde das Asienabenteuer dann aber wieder abgeblasen. Was heute noch vom Expansionswillen der Salzburger zeigt, ist die Firmen-Website, die auch ins Japanische und Koreanische übersetzt wurde.
Den jüngste Coup landete Dill mit der rechtlichen übernahme und Relaunch des Webportals agfaphoto.com aus der Insolvenzmasse des Fotopioniers Agfa. Besucher der Website landen nun automatisch im Foto-Blogging-Portal make9.com. Das Potenzial rund um den Bereich Digitalfotografie ist ungebremst groß, schätzt man am Kapuzinerberg. Allein, auch bei diesem Projekt erreilt dem Webdesigner erneut österreichisches Schicksal. \"Nicht ein Mobilfunker hierzulande stellt uns eine Schnittstelle für unser Portal zu Verfügung\", klagt Dill, der auf Unified Imaging setzt: Fotos und Text können mit dem angebotenen Webservice flexibel an jedes Handy geschickt werden. Mangels Unterstützung beschränkt man sich also auf die Sendemöglichkeit an Handys deutscher Netzbetreiber. \"In Deutschland können hunderte kleine Firmen vom E-Business leben\", beobachtet Dill.
Für Agfa Photo hat sich die New Economy als unüberwindbare Hürde dargestellt. Die Salzburger haben mit dem ehemaligen Partner, der aufgrund der Turbulenzen im Fotogeschäft in Konkurs gegangen ist, so ihre Not. Agfa veröffentlichte entgegen aller Vereinbarungen Teile der Software vom Kapuzinerberg unter eigenem Namen im Internet. Prompt schritten daraufhin die Rechercheure des Europäischen Patentamtes ein - und wiesen einen Patentantrag der Salzburger ab. Die Folge: Patentvorverträge mit ingesamt 18 Unternehmen wurden über Nacht wertlos. Agfaphoto soll nun für einen Schaden von 5,4 Mio. Euro haftbar gemacht werden, ist für Dill auch dieses Abenteuer noch lange nicht abgeschlossen..