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Wright, Watt und HP

Bei manch verzwickter Fragestellung kann die Antwort auch mal aus einer ganz anderen Ecke kommen. Etwa wenn es darum geht, 16 Server - zusammengepfercht auf einem halben Quadratmeter Stellfläche - effizient zu kühlen. Es sind Bastler, die mit IT vorrangig nichts am Hut haben, die hierfür das Knowhow liefern. Waren die Gebrüder Wright noch in ganz anderen Dimensionen unterwegs, lassen heute Luftakrobaten en miniature grüßen: \"Im Modellflugbereich geht es darum möglichst viel Luft auf engstem Raum durchzublasen“, hat Wolfgang Egger, Leiter der Geschäftssparte Server bei HP, von den Flugzeugbauern gelernt. In der Informationstechnologie werden nun die Ventilatoren (vulgo Propeller) in den Geräten optimiert, um möglichst viel Prozessorleistung mit möglichst geringem Aufwand kühl zu halten.

Das Feilschen um Watt-Größen in Hochleistungsgeräten wie Server mag auf den ersten Blick kleinlich klingen, ist für weitläufige Geräteparks mitunter aber geschäftskritisch. Mit seinen engagierten Kollegen vom Verkauf hat HP-Mann Egger nun den Weg zum \"Rechenzentrum der Zukunft“ in Angriff genommen. Die Reduktion des Stromverbrauchs der Boxen ist dabei eine der Themensäulen, um den Unternehmen künftig mehr als die üblich vorhandenen zehn Prozent ihrer IT-Budgets für Neuerungen freischaufeln zu können. Kundenuntersuchungen hätten gezeigt: Ein wesentlicher Schmerzpunkt in Rechenzentren ist die Verzehnfachung der Stromleistung pro Quadratmeter innerhalb der letzten drei Jahre (die Rechenleistung hat sich im selben Zeitraum verhundertfacht). Und das bei Geräten, die bereits vor dem explosionsartigen Wachstum des Strombedarfs getrost als \"Heizkörper“ bezeichnet werden konnten. Neue Produktlaunches im Blade-Server-Bereich sollen dem neuen Umweltgedanken Tribut zollen. Der Propeller wird dabei intelligent - und passt ebenso wie die Stromversorgung sein Verhalten dynamisch den Anforderungen des Systems an.

\"Den Unternehmen stellt sich stets die Frage, welch großer Anteil am IT-Budget in der Maintenance stecken bleibt“, ortet Egger weit reichende Möglichkeiten, die Betriebskosten der Großunternehmen in den Rechenzentren zu senken. Eggers umfangreicher Maßnahmenkatalog, neben dem intelligenten Watt-Management: Konsolidierungen im Software und Hardwarebereich mittels Automatisierung und Virtualisierung sowie flexiblere Kostenrechnungen - etwa mittels Pay-per-use-Modellen.

Aufgestellt wurde hierfür ein Fünf-Punkte-Programm zum Rechenzentrum der Zukunft:
1. Mitwachsen der Infrastruktur. Konzepte wie Pay-per-use ermöglichen eine Kostensenkung. Wenn Rechenleistung nur einmal pro Monat - etwa der Lohnabrechnung im Unternehmen - benötigt wird, werden die Ressourcen auch nur in diesem Zeitraum verrechnet. Mit diesem Ansatz gäbe es für die Hersteller und Systemintegratoren noch einiges in österreich abzuholen, meint Wolfgang Egger, \"Von den Top-500-Unternehmen haben nur fünf Prozent ein solch flexibles System.“

2. Umfassendes Gerätemanagement. Gemeint sind nicht viele unterschiedliche Tools für die Inventarisierung und überwachung von Druckern, Servern und Netzwerk, sondern ein einziges Werkzeug für das gesamte System. Nur mit einer zentralen, homogenen Plattform ist der überblick über die inhomogene IT-Welt im Unternehmen effizient möglich. Dann ist auch das Auslesen von Gerätedaten, Softwareversionen und damit ein sinnvolles Lizenzmanagement - ergo die Lizenzkonsolidierung - machbar.

3. Bedachte Konsolidierung. Die Zusammenführung von Soft- und Hardware aus verteilten Systemen auf wenige, einheitliche Punkte birgt auch Gefahren. Kosten können nämlich dann entstehen, wenn die Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen der finalen Lösung ins Bodenlose gehen. Zum Vergleich: Würden 100 Geräte (dem Sinnbild 100 Personenkraftwagen entsprechend) auf eine Maschine (1 LKW) konsolidiert werden, würde dies zwar ein optimiertes Lastenmanagement ermöglichen, aber ein hohes Lieferrisiko in den Netzwerkarchitekturen bringen. Der PKW in der IT ist flexibel, wendig und ersetzbar. Ein LKW dagegen steckt garantiert irgendwo fest - besonders dann, wenn ein billiges Modell eingekauft wurde.

4. Verlängerte Lebensdauer. Ein Trend, der eigentlich schon gar keiner mehr ist: Virtualisierung. Bei den Großunternehmen schon lange praktiziert, dringt nun dieses Einsparungspotenzial auch in kleinere Firmen vor. Mittels Virtualisierungsengines kann jede lieb gewonnene, noch so archaische Applikation auf den aktuellen Plattformen benutzt werden. Der programmierte Zelltod wird dank leistungsfähigen Krücken überlistet.

5. Automatisierung. Jener Bereich, in dem am ehesten noch Zukunftsmusik zu hören ist. Die Vision: Applikationen reagieren von selbst, proaktiv auf Anforderungen, Service Level Objectives (SLOs) legen etwa fest, welche Prozesse wie lange dauern dürfen. Ein Beispiel: Schafft es das System nicht, 98 Prozent aller Transaktionen in weniger als sechs Sekunden abzuwickeln, werden automatisch Ressourcen aus dem Rechenzentrum zugeschaltet. Diese können Rechenleistung, Speicher oder Bandbreite sein. Ein wesentlicher Fortschritt, so das Konzept einmal implementiert ist - denn heute muss in einem reaktiven Ansatz noch zum Hörer gegriffen werden um den Help-Desk zu kontaktieren. \"Innerhalb der nächsten sechs Monate werden Produkte auf den Markt kommen, die diesen Automatisierungsansatz unterstützen“, prognostiziert HP-Mann Egger.

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