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Von Kühen und Frequenzen

Auf dem Weg zum Binnenmarkt sollen nun endlich auch die unangemessen hohen Gebühren für Auslandsgespräche im Mobilfunk fallen. Die Gebührenfallen, die jede Lust am Telefonieren über die Grenze bereits im Keim ersticken lassen, sind besonders unter den Mobilfunkbetreibern in Tourismusländern wie österreich beliebt. über den Tellerrand gesehen sind sie aber an jedem Ort kontraproduktiv. Denn das Image des teuren Handys ermutigt nicht unbedingt, die Umsätze der Branche in die Höhe treiben zu wollen. Man fasst sich deshalb kurz, schreibt ein SMS und spricht sich mit seinen Nächsten erst wieder daheim aus - zurück von der Geschäfts- oder Urlaubsreise.

Der EU-Kommission sind die hohen Roaminggebühren schon lange suspekt. Sie möchte die künstlich hoch gehaltenen Tarife in den nächsten Monaten endgültig knacken. In der Branche gibt man sich verständnisvoll und überrascht mit Mitgefühl: so ziemlich jeder Betreiber ist plötzlich Nettozahler und sieht seine eigenen Kunden von der Roamingpolitik im (jeweils anderen) Ausland besonders betroffen. \"Wir begrüßen die Forderung der EU-Kommission nach einer Herabsenkung der Tarife“, heißt es etwa bei einem großen Mobilfunker in Deutschland. Sind es doch gerade die reisefreudigen Deutschen, die gerne ihr Geld in Europa verstreut liegen ließen. Dass so mancher Provider die Cashcow Roaming nicht gerne auf Diät setzen wird, ist indes ebenso klar. Ein Manager eines großen österreichischen Mobilfunkbetreibers beschrieb mir vor Jahren einmal den umsatzträchtigsten Senderstandort in seinem Netz: eine Raststation in Kroatien. Dort errichteten die findigen Ingenieure eine ausreichend starke Anlage, die die Gespräche von Kunden übernahm, die es besonders eilig hatten. Die Gespräche in sämtlich anderen Mobilfunknetzen rissen nämlich auf dem Weg ins Untergeschoß des Gebäudes ab. Dort befand sich ein stark frequentierter Ort: die öffentliche Toilette.

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