Klima: aktiv
- Written by Redaktion_Report
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Tollen Applaus ernteten kürzlich Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Infrastrukturminister Werner Faymann und Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll beim Spatenstich im niederösterreichischen Eibesbrunn für ein neues Stück Autobahn. Die Polizeikapelle spielte fröhlich den Marsch, Polizisten entfernten ein paar lästige Demonstranten. Was in den Fünfzigerjahren den Menschen Hoffnung und Arbeit gab, verfehlt auch heute seine Wirkung nicht. Die Autobahn rücke das Weinviertel näher an Europa heran, bringe neue Betriebe und damit Arbeit ins Land, so die Politik. Keine zwei Wochen später macht wieder einmal die »Transithölle« Schlagzeilen: Eine Studie der Asfinag weist eine kräftige Zunahme beim Schwerverkehr aus, besonders in Ostösterreich. In den Tagen dazwischen pilgerte der Kanzler nach Brüssel, um über Energieeffizienz zu beraten und nebenbei den europäischen Großmächten ihre Atomkraftflausen aus- und eine Kerosinsteuer einzureden. Daheim geblieben ist unterdessen Umweltminister Josef Pröll. Er sorgte mit dem Aufruf ans Volk, doch auf Fernreisen zu verzichten, für Aufsehen. Dieser Kalauer hält sich zwar nicht so beständig in den Medien wie der superböse Tanktourismus, der bekanntlich österreichs CO2-Bilanz völlig durcheinanderbringen soll - ein Beitrag zum Klimaschutz war es aber in jedem Fall. Alles, was sich regt und bewegt, ist schließlich klima:aktiv. In Wahrheit ist österreichs Energiepolitik ein Nirwana. Sämtliche gesteckten Ziele der Energie- und Klimapolitik werden verfehlt. Erklärtes Ziel der neuen Regierungserklärung ist, dass bis 2010 achtzig Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbarer Energiequellen stammen sollen. Dies sei völlig unrealistisch, so der Energieexperte Reinhard Haas. Das offizielle österreich beschummle sich nämlich selbst. So wird allgemein davon ausgegangen, dass der regenerativ gewonnene Stromanteil 2006 bei 75 Prozent lag. Das stimmt jedoch nicht, da sich diese Berechnung auf das Jahr 1997 bezieht. Seither ist der Stromverbrauch geradezu explodiert. Real beträgt der Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion daher bloß 63 Prozent.