"IT muss heute einfach und rasch verfügbar sein"
- Written by Martin Szelgrad
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Mario Zimmermann, Country Manager Austria bei Veeam Software, über Flexibilität in der aktuellen Situation und warum Schnittstellen zu Cloud-Services essenziell für Backup-Systeme geworden sind.
Report: Wie geht es Ihrem Geschäft aktuell? Welche Trends sehen Sie durch die Krise auch in der Unternehmens-IT?
Mario Zimmermann: Die ersten Monate dieses Jahres waren für uns alle ungewöhnlich, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wir müssen unser Geschäft nun auf eine etwas andere Art und Weise führen als bisher, um die Sicherheit der Veeam-Community, bestehend aus Mitarbeitern, Partnern und Kunden, zu gewährleisten. Aber das Geschäft hat sich soweit während dieser herausfordernden Zeit stabil entwickelt, da wir uns sehr auf den Kunden-Support fokussiert haben.
Bei vielen Unternehmen sind jetzt Cloud-Plattformen, allen voran Microsoft Office 365, in den Fokus gerückt. Das betrifft nicht nur das E-Mail-Service Microsoft Exchange, sondern auch die Datenspeicherung in der Cloud mit SharePoint und OneDrive. Auch Microsoft Teams ist nun zu einer strategischen Anwendung in vielen Organisationen geworden, da sie vermehrt auf Homeoffice-Tätigkeit setzen.
Ich denke, wir werden in Zukunft generell eine stärkere Nutzung von Kollaboration- und Konferenzlösungen sehen. Nachdem wir bereits das Backup von Office 365-Daten aus der Cloud bieten, werden wir unsere Lösung im dritten Quartal um eine neue Version mit Backup- und Restore-Funktionen für Microsoft Teams in der gewohnten Veeam-Qualität erweitern.
Der allgemeine Zuspruch für Cloud-Services hat auch unsere Produktentwicklung geprägt. Aus einem einfachen Grund: Daten sollten »on-prem« gesichert werden, um immer direkten Zugriff darauf zu haben – ebenso aber auch in der Cloud. Wir sehen durch die Umstellung auf verteilte Arbeitsplätze auch den Wandel zu Cloud-Diensten im eigenen Unternehmen.
Ich selbst habe von meinem ersten Arbeitstag an bei Veeam auch schon von zu Hause arbeiten können, aber der Wechsel ins Homeoffice war für unsere Organisation weltweit eine Herausforderung. Dennoch hat Veeam sich trotz der Marktführerschaft im Enterprise-Bereich sein Startup-Mindset bewahrt. Auch für unsere Kunden haben technische Teststellungen und Proofs-of-Concept Präsentationen ohne direkten persönlichen Kontakt funktioniert. Wir haben bewiesen, dass dies alles auch online möglich ist. Schlussendlich geht uns aber natürlich auch der direkte soziale Kontakt ab.
Report: Viele haben im Homeoffice häufiger Meetings als in der Büroarbeit zuvor. Wie gehen Sie in Ihrer Organisation damit um?
Zimmermann: Ich denke, dass man in Bezug auf Online-Meetings Qualität und Quantität miteinander in Einklang bringen sollte. Auch ich hatte anfangs häufiger Meetings mit meinem Team, um mit allen in Kontakt zu bleiben. Wir haben nun unsere regelmäßigen Morning-Coffee-Calls und Talks von wöchentlich auf monatlich reduziert. Ich will damit meinen Mitarbeitern wieder mehr Freiraum geben.
Report: Sicherheit in einer IT-Infrastruktur bedeutet auch, diese auch wieder verfügbar nach Attacken zu machen. Warum sollten Unternehmen hierbei auf Veeam setzen?
Zimmermann: Eines der wichtigsten Erkenntnisse des »Data Protection Trends Report 2020«, den Veeam Anfang Juni veröffentlicht hat, bezieht sich auf die Sorge von 32 % der befragten DACH Organisationen bezüglich potenzieller Cyberangriffe. Dies stellt die größte Herausforderung für Unternehmen aktuell dar. Egal ob es sich um Ransomware, andere Cyberattacken oder sogar interne Angriffe handelt – sobald Angreifer in einem System sind, kann darunter auch die Verfügbarkeit der IT leiden. Bei etwaigen Ausfällen brauchen Unternehmen daher eine Strategie und Lösungen für Backup, Restore und Disaster Recovery.
Gerade bei einer böswilligen Verschlüsselung von Daten über eine Ransomware ist es wichtig, auf mehrere Backups zu setzen – denn auch einzelne Datensicherungen können kompromittiert sein und ein Unternehmen erpressbar machen. Um Daten auch auf einen anderen Standort auszulagern, bietet die Cloud wunderbare Möglichkeiten.
Mit der »Veeam Availability Suite v10« sind Unternehmen in der Lage, Backups auch in der Cloud zu speichern und diese mit Object Lock vor unbefugter Manipulation oder Löschung zu sichern. Das Charmante daran ist: Die Daten sind trotzdem weiterhin im Zugriff. Die Cloud erfordert ein durchdachtes Management mit einer weiteren Schnittstelle für Backups, liefert aber im Gegenzug zusätzliche Verfügbarkeit.
Wir sind aufgrund unserer Cloud-Datenmanagement-Kompetenzen Marktführer in der EMEA-Region. Wir haben die notwendigen Schnittstellen, um heute einen Workload – der gestern physisch war, heute virtuell ist und morgen in der Cloud betrieben wird – zu verfolgen und diesem die nötige Verfügbarkeit über
Restore-Funktionen zu geben. Übermorgen entscheidet eine IT-Abteilung vielleicht, sich von einer Cloud-Strategie zu distanzieren und Daten vor Ort zu sichern. Mit unserer agnostischen Softwarelösung macht das keinen Unterschied. Weiterhin wichtig ist aber das Bewusstsein für Cybersecurity, das in den Unternehmen geschaffen werden muss. Das beginnt beim einzelnen Mitarbeiter und umfasst die gesamte Organisation und Systeme.
Für eine Business Continuity braucht es Disaster-Recovery-Szenarien, die möglicherweise auch Cloud-Infrastrukturen beinhalten. Wir beraten aktiv dazu und zeigen Unternehmen, wie nach einem Ausfall Rechenzentren mit Hilfe eines zweiten Standorts in kürzester Zeit »zurück ins Leben« geholt werden. Die Krise muss nicht immer ein Cyberangriff auslösen: In Österreich haben wir auch Gefahren durch Hochwasser, Brand und den Bagger, der die Stromleitung kappt.
Report: Welches Backup-Konzept raten Sie prinzipiell Unternehmen? Lassen sich hier Ratschläge generalisieren?
Zimmermann: Bei Veeam bezeichnen wir unsere Empfehlung als »3-2-1-Regel«: Du sollst von deinen Daten mindestens drei Kopien haben, auf zwei unterschiedlichen Medien gespeichert und eine davon off-site gelagert. Wenn man hier Schnittstellen in die Cloud vorliegen hat, dann ist es sinnvoll, auch auf Cloud-Technologien auszulagern. Nur dann kann ich sicher sein, meine Daten in jedem Fall wiederherstellen zu können. Wir predigen dieses Grundprinzip seit der ersten Stunde
Report: Und wenn ein Unternehmen nicht auf die großen Public-Cloud-Provider setzen möchte?
Zimmermann: Cloud heißt nicht automatisch, dass es ein globaler Anbieter sein muss – auch wenn diese genauso lokale rechtliche Aspekte berücksichtigen. Wir haben eine Vielzahl an Cloud-Anbietern in Österreich, die auf Veeam-Technologie setzen. Damit bieten unsere Partner – IT-Dienstleister und Systemhäuser – entsprechende Services für die Endanwender. Das kann ein Backup-as-a-Service sein, um die Verfügbarkeit von Daten zu erhöhen, oder etwa Disaster-Recovery-as-a-Service. Dabei werden komplette Systeme beim Serviceanbieter der Wahl abgebildet und stehen dann auf Abruf bereit, wenn das eigene Rechenzentrum in die Knie geht.
Report: Wie sehr legen Unternehmen tatsächlich Wert auf einen lokalen Cloud-Partner?
Zimmermann: Je größer und internationaler ein Unternehmen aufgestellt ist, umso wahrscheinlicher wird ein Public-Cloud-Anbieter in Betracht gezogen. Eine kleine und regionale Organisation hingegen wünscht sich tendenziell eher einen lokalen Partner. Aber die Grenzen verschwimmen zunehmend.
Die Cloud kam, sie ist jetzt da und ermöglicht hybride IT-Szenarien mit hoher Flexibilität, denn IT muss heutzutage einfach und rasch verfügbar sein, um die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit adäquat unterstützen zu können. Jedes Unternehmen findet nun seinen Weg, die IT hybrid zu betreiben und zu sichern. Mit unseren Schnittstellen gelingt nicht nur die Einbindung der Cloud, sondern auch die Möglichkeit, Daten wieder zurückzuholen – und so den »Workload wandern zu lassen«.
Unsere Lösungen sind eigentlich der perfekte Anwendungsfall, um Projekte vorantreiben zu können. Mit der Virtualisierung und der Cloud geht es für die IT und Fachabteilungen in erster Linie nicht mehr nur um die Anschaffung von Hardware und Software, sondern um die Verfügbarkeit von Daten. Das ist mittlerweile der Dreh- und Angelpunkt jedes Business. Das betrifft große IT-Abteilungen ebenso wie kleine Unternehmen. Gerade in den vergangenen Monaten waren viele auf Online-Services angewiesen, die IT ist in den Mittelpunkt gerückt. Wer jetzt nicht zusätzlich auf online umgestellt hat, ist für die Zukunft nicht vorbereitet.
Man hat außerdem gesehen, dass es nicht immer der CIO sein muss, der Veränderungen vorantreibt. In diesem Jahr hat eine Pandemie die Digitalisierung unglaublich beschleunigt, was dazu führt, dass das Bewusstsein für die Relevanz von Cloud-Datenmanagement derzeit sehr ausgeprägt ist – und zwar bis in die höchste Management-Ebene.