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Forderung nach schlagkräftiger Behörde

Lothar Roitner und Brigitte Ederer, FEEI, bilanzieren eine hervorragende Branchenentwicklung und empfehlen eine stärkere europäische Industrie- und Wettbewerbspolitik. Lothar Roitner und Brigitte Ederer, FEEI, bilanzieren eine hervorragende Branchenentwicklung und empfehlen eine stärkere europäische Industrie- und Wettbewerbspolitik. Foto: FEEI/APA-Fotoservice/Roßboth

Während die heimische Elektronikindustrie hervorragende Zahlen schreibt, warnt der Verband FEEI vor der Dominanz asiatischer und amerikanischer Hersteller.

Jubelstimmung in der Industrie: Mit dem höchsten Produktionswert in der Geschichte und einem zehnprozentigen Umsatzwachstum auf 18,9 Mrd. Euro blickt die heimische Elektro- und Elektronikbranche auf ein erfolgreiches Jahr zurück. 2016 verbuchten elektronische Bauelemente, welche die größte Sparte im Verband FEEI darstellen, 16,1 % Zuwachs. Die Hersteller von Generatoren, Transformatoren und Motoren, konnten ihre Produktion um 3 % steigern. Elektrische Verteilungs- und Schalteinrichtungen wuchsen um 7,8 % an. Den stärksten Zuwachs verzeichneten Hersteller von Komponenten für die Automobilindustrie mit 23,2 %. Lediglich elektronische Hausgeräte, Mess-, Kontroll- und Prüftechnik sowie sonstige elektrische Ausrüstungen verzeichneten einen leichten Rückgang (- 1%).

Trotz der Digitalisierung und zunehmenden Automatisierung, von der die Elektronikbranche selbst stark betroffen ist, stiegen die Beschäftigungszahlen in Österreich auf 62.058 (+ 1,3 %). Lothar Roitner, Geschäftsführer des Branchenverbandes FEEI, ist bei dem Ausblick auf das laufende Jahr weiter „optimistisch“. Ein Riesenplus von 28,8 % Auftragseingänge im ersten Quartal sei deutlich positiv, wenn auch das Projektgeschäft Quartalszahlen generell verzerren würde. „Vom ersten Quartal 2016 zum ersten Quartal heuer hat die Zahl der Beschäftigten sogar um insgesamt 1.000 Personen zugelegt“, führt Roitner dies auf eine generell gute Konjunkturentwicklung zurück.
 
Forderungen für Europa
„Spätestens seit der letzten Finanzkrise ist allen klar, dass die Realwirtschaft und damit die Industrie eine wichtige Bedeutung haben“, betont FEEI-Präsidentin Brigitte Ederer. Gerade Technologien wie die Mikroelektronik spielen eine führende Rolle bei Entwicklungen der nächsten Jahre. Für Ederer passiert dazu aber zu wenig europäische Standortpolitik. „Wir haben im Halbleitermarkt eine rasch wachsende Dominanz asiatischer Staaten. Nur noch 7 von 100 Hauptquartieren dieser Industrie befinden sich in Europa. Europa verliert Marktanteile“, sorgt sich die Branchenvertreterin.

Faire Spielregeln würden konkret durch das EU-Beihilferecht und EU-Wettbewerbsrecht erschwert werden, welche lokale Wertschöpfung und Unabhängigkeit von ausländischen Technologieanbietern verhindern. „In den USA werden Halbleiterfabriken mit rund einem Drittel der Investitionssumme gefördert, in Europa ist nur ein Bruchteil davon möglich. Daher müssen die Obergrenzen bei Regionalförderungen für Schlüsseltechnologien gelockert werden“, fordert Ederer.

Gleichzeitig öffne das europäische Wettbewerbsrecht ausländischen Investoren Tür und Tor, wo europäischen Unternehmen der Zugang verwehrt wird. Denkbar für sie ist eine „schlagkräftige“ Behörde nach Vorbild des „Committee on Foreign Investments in the United States (CFIUS)“. Diese prüft Direktinvestitionen aus Drittstaaten und unterbindet Technologietransfer ins Ausland. „Ich beobachte eine Ungleichheit, die verhindert, dass europäische Champions wirklich gestärkt und europäische Marken aufgebaut werden können.“

Last modified onMittwoch, 12 Juli 2017 15:33
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