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„Wir müssen es nur suchen und fördern“

\"OMV-BossSein erstes Jahr als Generaldirektor der OMV hat Gerhard Roiss trotz  Marktturbulenzen passabel hinter sich gebracht.

Produktionsausfälle aufgrund politischer Umwälzungen ließen die Förderquoten in Libyen, Tunesien und Jemen in den Keller rasseln. Die Gesamtproduktion von Öl und Gas sank im vergangenen Jahr empfindlich um gut 9 %. Dennoch konnte die OMV den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 15 % steigern. Der Grund: 2011 wurden durchschnittlich 111 Dollar für das Barrel Rohöl gezahlt – ein historischer Rekordwert, im Jahr davor war ein Fass noch 80 Dollar wert. 2011 erzielte die Konzerngruppe ein Ergebnis von 2,5 Mrd. Euro bei einem Umsatz von 34 Mrd.

Die Sparte Exploration und Produktion lieferte den größten Beitrag zum Gewinnwachstum und befindet sich im Fokus einer Veränderung in der Marktaufstellung des Konzerns. Österreichs größtes börsennotiertes Unternehmen will mehr Gewicht in das Upstream-Geschäft legen und konsolidiert nun die Standorte in der vormals dominierenden Raffineriesparte. Im Zuge dessen zieht man sich aus den Märkten Bosnien-Herzegovina und Kroatien zurück. Der Fokus auf die Produktion hat handfeste Gründe: Durch den hohen Rohölpreis sind die erzielbaren Margen im Raffineriegeschäft um 35 Prozent gesunken. Der Betrieb von Ölfeldern ist im Vergleich dazu besonders lukrativ.

Doch hat es Roiss und seiner Mannschaft ein weiterer fossiler Rohstoff besonders angetan. „Gas ist die Energie der Zukunft. Es ist sauber und umweltfreundlich. Wir müssen es nur suchen und fördern“, spricht der OMV-Boss von weiteren 200 Jahren Energiemarkt, in dem Erdgas eine tragende Rolle spielen wird. Bis 2021 soll der umgesetzte Gasanteil von zwölf auf 20 Prozent bei der OMV gestiegen sein.

100 Tode für Nabucco

In der Diskussion um Nabucco gibt sich die OMV entspannt. Die geplante Gaspipeline soll Förderstätten im kaspischen Raum über Osteuropa mit dem niederösterreichischen Umschlagsplatz Baumgarten verbinden. Trotz Verzögerungen sieht Roiss das Infrastrukturprojekt weiter im Rennen. „Die Nabucco-Pipeline wird noch 100-mal sterben. Wichtig ist, dass sie 101-mal lebt“, kommentiert Roiss die herrschende Diskussion trocken. Die OMV sei allerdings „keine Pipelinefirma, sondern wir wollen unser Geld in Upstream investieren“. Mit ersten Lieferanten, welche die Pipeline nutzen wollen, sei man bereits in Verhandlungen. Zudem wurden „Project Support Agreements“ mit allen Transitländern unterzeichnet. “Das Konsortium hat sich zum Bau einer Transitstrecke entschlossen. Wie diese im Detail aussieht, wird sich zeigen. Wichtig ist“, betont Roiss, „dass am Ende Gas nach Baumgarten geliefert wird“.

Stabilisierung in Rumänien
Auch der Standort Rumänien spielt für die OMV weiterhin eine zentrale Rolle. 2011 konnten die massiven Produktionsrückgänge bei der Tochter Petrom zum Stillstand gebracht werden. Roiss spricht im Zuge der Modernisierungen und Anlagenschließungen von einem „großen Erfolg bei der Stabilisierung der alten Felder“. An einem jüngst eröffneten rumänischen Gasfeld arbeiten die Österreicher bereits an einer Erweiterung. Eine drohende 120-Mio.-Euro-Strafe durch die rumänische Wettbewerbsbehörde wegen vorgeworfener Absprachen bei der Rücknahme eines Treibstoffes vom Markt beeinflusst das dortige Betriebsergebnis noch am stärksten. „Wir halten diese Strafe für nicht angemessen und werden mit allen Möglichkeiten dagegen vorgehen“, hat auch Manfred Leitner, Vorstand Refining & Marketing, noch nicht aufgegeben.

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