RFID im Gesundheitswesen
- Written by Redaktion_Report
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Wenn über den Nutzen von RFID-Systemen gesprochen wird, denken viele in erster Linie an die Logistik-Branche. Radio Frequency Identification (RFID) bietet diesen Unternehmen eine große Auswahl an Möglichkeiten, den Transport beziehungsweise die Warenübergabe zwischen den Herstellern und den Empfängern erheblich zu vereinfachen. Nun werden auch im Gesundheitswesen zunehmend RFID-Lösungen eingesetzt: Erste Pilotprojekte in der Patientenversorgung oder im Bettenmanagement zeigen eine deutliche Vereinfachung vieler Prozesse, die auch den Alltag von Privatpersonen erleichtern sollen.
Kleiner Chip als Lebensretter. Zusammen mit MedicAlert erprobt Siemens Business Services (SBS) derzeit den Einsatz von RFID in der Notfallversorgung. MedicAlert ist eine der weltweit größten gemeinnützigen Organisationen im Bereich der Notfallmedizin. Die ersten 3500 Teilnehmer werden in Kürze mit einer Plastikkarte (im Kreditkartenformat) mit RFID-Chip ausgestattet, auf der ihre medizinischen Informationen, wie zum Beispiel etwaige Allergien oder der allgemeine gesundheitliche Zustand, gespeichert sind. Sanitäter können diese Daten im Notfall mit einem PDA, auch durch die Kleidung oder die Geldbörse, in Sekunden erfassen, was eine sichere Erstversorgung gewährleisten soll.
Wird der Patient später ins Spital eingeliefert, passiert er am Eingang der Notaufnahme nochmals installierte Lesegeräte. Erkennen sie seine RFID-Karte, stellen sie automatisch eine Verbindung zu Datenbank von MedicAlert her. Das behandelnde Personal hat so blitzschnell die detaillierte medizinische Vorgeschichte des Patienten im Behandlungsraum zur Verfügung. \"MedicAlert RFID ist der Schlüssel zur Patientenakte. Im Ernstfall können diese Informationen Leben retten\", betont Paul Kortschak, Vorsitzender und CEO MedicAlert.
Patiententracking mit RFID. RFID-Chips werden aber nicht nur bei der Notfallversorgung eingesetzt. Patientenarmbänder von Siemens werden derzeit im Klinikum Saarbrücken und im New Yorker Jacobi Medical Center verwendet. Dort informieren Funkarmbänder die ärzte schon beim Händeschütteln mit dem Patienten über die Krankengeschichte ihres Gegenübers. Der RFID-Chip hat Daten des Trägers gespeichert, die ein Arzt mit einem Handheld-Computer oder Laptop auslesen kann. Die Technik soll die Behandlung und Verwaltungsvorgänge transparenter, wirtschaftlicher und die Identifikation der Patienten sicherer machen. \"Wir erhalten nicht nur eine hundertprozentige Fehlerfreiheit bei der Patientenidentifizierung, sondern sparen auch Zeit bei der Behandlung, da die ärzte und Schwestern die notwendigen Patienteninformationen direkt am Bett bekommen\", zeigt sich Daniel Morreale, CIO im Jacobi Medical Center, zufrieden.
Intelligente Bettenpflege. Krankenhäuser geben jährlich Unsummen für die Reinigung von Betten und Matratzen aus. In Zeiten knapper Gesundheitskassen sind hier Wege zur Kostenein-sparung gefragt. In Deutschland läuft in den Städtischen Kliniken Bielefeld ein Pilot-Projekt von SBS, bei dem RFID-Chips die Reinigungsprozesse bei Klinikbetten optimieren und dadurch deren Auslastung verbessern sollen. Bisher wurden sämtliche Betten der Städtischen Kliniken in der zentralen Aufbereitung des Krankenhauses einer aufwändigen Komplettreinigung unterzogen - egal, ob der Patient wenige Stunden oder mehrere Tage darin gelegen hat, ob er eine hoch infektiöse Krankheit oder nur einen verstauchten Fuß hatte. Das Krankenhaus konnte auch nicht erkennen, wie lange ein Bett in der Aufbereitung stand, bevor es wieder auf eine Station ausgeliefert wurde. Da schaffen die Funk-Chips jetzt Klarheit. \"Im Rahmen des Pilot-Projektes brachte Siemens auf einer ausgewählten Station, an jedem Bett und an jeder Matratze einen RFID-Chip an, um das Geschehen ständig per Funk zu begleiten\", erklärt Thomas Jell, Direktor RFID bei Siemens Business Services. Die Chips funken ihre Daten an den Ein- und Ausgängen der Station und der zentralen Bettenaufbereitung an entsprechende RFID-Lesegeräte - von dort fließen die Daten in eine Datenbank, wo sie gespeichert werden.
RFID-Einsatz in österreich. Das interaktive \"St. Anna Fernsehen\" wiederum verfolgt das Ziel, den schwierigen Spitalsalltag von jungen Patienten im Wiener Kinderspital zu erleichtern. Angeboten werden altersgerechte Informationsfilme über die Erkrankungen und den menschlichen Körper, Zeichentrickfilme, Spiele oder Universum-Dokumentationen. Erstmals wird beim St. Anna Fernsehen ein RFID-Chip zur Personalisierung der Inhalte verwendet. Die Kinder bekommen ein Stofftier, in dem der Chip eingenäht ist und der berührungslos per Funk die Daten des Kindes an ein Lesegerät sendet. Wird das Stofftier auf den RFID-Reader gesetzt, so übermittelt dieser den Zugangscode an den Server. Die Medienplattform erkennt nun automatisch Alter, Sprache und Krankheitsbild des Kindes und liefert via Breitband-Internet die passende Programmauswahl an die Set-Top-Box, die diese wiederum am Fernsehgerät darstellt. Mit der Fernbedienung kann das Kind nun auswählen, was es gerne sehen möchte. Die Besonderheit des St. Anna Fernsehens besteht darin, dass den jungen Patientn ein jeweils altersgerechtes Programm in ihrer Muttersprache angeboten wird: Derzeit gibt es Beiträge in Deutsch, Türkisch und Serbisch bzw. Kroatisch. \"Für uns bringt es vor allem den unschätzbaren Vorteil, dass die altersgerechten Filme über Krebs und die Behandlungsmethoden die Therapie unterstützen, indem sie zu einem besseren Verständnis der Erkrankung beitragen\", erklärt Dr. Reinhard Topf, Leiter der Psychosozialen Gruppe des St. Anna Kinderspitals und Projektleiter.