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Auf der Suche nach dem Schwarzen Gold

Das Erdöl kann auf eine bewegte Geschichte zurück blicken. Vor rund 12.000 Jahren erstmals von den Bewohnern Mesopotamiens entdeckt wurde es in Verbindung mit Sand und Schilf zur Abdichtung von Schiffsplanken genutzt. Die Babylonier verwendeten Erdöl zur Beleuchtung und im Frühmittelalter sorgte Erdöl als \"griechisches Feuer“ für Angst und Schrecken.
Seinen globalen Siegeszug startete das \"schwarze Gold“ aber deutlich später, durch den Einsatz als Treibstoff und in der chemischen Industrie. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann am Kaukasus, in Europa und den USA etwa zeitgleich und weitgehend unabhängig voneinander das \"Erdölzeitalter“. Zu internationaler Berühmtheit brachte es der Amerikaner Edwin Drake, dem die erste ölbohrung im Jahr 1859 zugeschrieben wird. In einer Tiefe von 21 Meter stieß er in der Nähe von Titusville auf eine große öllagerstätte. über Nacht wurde aus dem verschlafenen Nest in Pennsylvania ein El Dorado für Glücksritter. Bohrtürme und Baracken wurden errichtet und der \"ölrausch“ nahm seinen Lauf. Seither wurden weltweit rund 900 Milliarden Barrel Erdöl gefördert. Ein Großteil der Reserven wurde in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entdeckt. Seit den achtziger Jahren liegt die jährliche Förderung über der Kapazität der neu entdeckten Reserven. Wann das ölfördermaximum erreicht wird, ist unter Experten umstritten. Immer mehr Stimmen werden laut, dass der Peak Oil bereits überschritten ist, optimistischere Prognosen nennen den Zeitraum von 2010 bis 2020.
Tatsache ist, dass das Auffinden der noch vorhandenen, unentdeckten Erdöl- und Erdgasvorkommen immer schwieriger und aufwendiger wird. Die Zeiten als texanische Erdölbarone wahllos Löcher in die Erde bohrten und das öl sprudelte sind längst vorbei. Ohne den Einsatz modernster Technologien und neuester wissenschaftlicher Erkenntnis, schlummern die Energiereserven ungenutzt im Erdinneren vor sich hin. Die Suche nach Erdgas- und Erdöllagerstätten ist mit hohen Kosten und wirtschaftlichen Risiken verbunden. öl und Gas werden - noch - nicht knapp, aber die Förderung wird immer teurer. So lag etwa die Erfolgswahrscheinlichkeit für die in diesem Jahr von der OMV in Strasshof und Ebenthal durchgeführten Bohrungen bei lediglich zwölf Prozent. Alleine die Bohrungen in Ebenthal schlagen mit rund sieben Millionen Euro zu Buche. \"Wenn nichts gefunden wird, ist dieses Geld verpulvert“, sagt Reinhart Samhaber, Geschäftsführer der zuständigen OMV Exploration & Production GmbH. Kein Wunder, dass man bei der OMV über die aktuellen öl- und Gaspreise hoch erfreut ist.

Aufstöbern von Fallen
Um das Risiko erfolgloser Probebohrungen so gering als möglich zu halten, müssen die Gebiete, in denen gute Erfolgschancen für die Aufsuchung von Lagerstätten bestehen, eingegrenzt werden. Diese Eingrenzung ist Aufgabe der Geologen. Mit zwei- und dreidimensionaler Seismik wird das Erdinnere untersucht und auf versteckte Fallen, in denen sich öl und Gas befinden könnten, untersucht.
Bei der 2D-Seismik werden Schallquellen und Geophone in einer Linie angeordnet. Die Geophone registrieren die reflektierten Schallquellen und liefern so ein zweidimensionales vertikales Schnittbild der Erdschichten unterhalb dieser Linie. Zwischen diesen Punkten bleibt aber eine Vielzahl an weißen Flecken, teure Probebohrung sind oft die einzige Alternative.
Deutlich aussagekräftiger ist die 3D-Seismik. Dabei werden mehrere Linien von Schallquellen und Geophonen netzförmig angeordnet und ergeben so ein dreidimensionales Ultraschallbild. Jeder Streifen zeigt eine andere Schicht im Erdinneren, die Farbe liefert den Geologen Informationen über die Qualität der Schichten. \"Mit Hilfe der 3D-Seismik können wir etwa unterirdische, ehemalige Flussläufe erkennen. Das bedeutet Sand, was wiederum auf Reservoirs schließen lässt, die potenzielle Kandidaten für Fallen sind“, sagt Philipp Strauss, Geologe bei der OMV. Letzte Sicherheit darüber, was er tatsächlich gefunden hat, gibt es für den Geologen nicht. Erstellt wird eine Indizienkette, der eine Berechnung von Wahrscheinlichkeiten folgt. Diese Wahrscheinlichkeiten gilt es, der Führungsriege schmackhaft zu machen. \"Ein Explorationist muss auch immer auch ein Optimist sein“, sagt Erwin Herndler von der OMV Exploration & Production GmbH. Schließlich ist eine Fundwahrscheinlichkeit von zwölf Prozent nicht allzu viel versprechend. In diesem Fall hat sich das Millionen-Risiko gelohnt. In Ebenthal sollen rund 1,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas lagern, in Strasshof sogar vier Milliarden Kubikmeter. Damit decken diese beiden neuen Erdgasfelder drei Viertel des jährlichen österreichischen Gasverbrauchs.

Moderne Technologien
Ist das Erdöl- oder Erdgaslager erst einmal entdeckt, wird gebohrt. Die Anlage in Ebenthal betreibt das internationale Bohrunternehmen KCA Deutag. Wo sich noch vor kurzem Fuchs und Hase gute Nacht sagten, steht jetzt ein knapp 60 Meter hoher Bohrturm.
Durch die Richtbohr- und Horizontalbohrtechnik können mit einer einzigen Bohrung mehrere weit voneinander entfernte Lagerstätten erfasst werden. So kann auch unter dicht besiedeltem Gebiet gefördert werden. Zudem erhöht die horizontale Erschließung der Lagerstätten die Förderrate um ein Vielfaches. Während im Normalfall bis zu zwei Drittel der in einem Feld vorhandenen Reserven im Boden bleiben, erreicht die OMV eigenen Angaben zufolge in österreichs wichtigsten Lagerstätten einen Entölungsgrad von 66 Prozent. Kein Wunder, dass Langanger damit auch gleich relativ unbescheiden die Technologieführerschaft bei On-Shore-Aktivitäten für sich in Anspruch nimmt.

Hohe Ziele
Derzeit werden in österreich pro Tag 39.000 Barrel öläquivalent gefördert. Bis 2010 sollen es 50.000 Barrel sein. Laut Langanger eine realistische Einschätzung: \"Auf Basis der heutigen Reserven ist die öl- und Gasförderung in österreich für einen Zeitraum von mindestens weiteren 20 Jahren möglich.“ Die Funde in Strasshof und Ebenthal erlauben einen optimistischen Blick in die Zukunft. \"Im Wiener Becken gibt es substanzielle Mengen von öl und Gas“, ist Langanger überzeugt, auch wenn es schwierig ist, an sie heranzukommen.

3D-Seismik
Die dreidimensionale Seismik folgt dem Prinzip der Ultraschalluntersuchung beim Menschen. Auf Spezialfahrzeuge montierte Vibratoren erzeugen Schwingungen, die sich im Boden ausbreiten und an Gesteinsschichten im Untergrund reflektiert werden. An der Erdoberfläche befinden sich in regelmäßigen Abständen hoch empfindliche Schwingungsaufnehmer, so genannte Geophone, die die reflektierten Schwingungen empfangen. Die vorgesehene Messstrecke wird mit vier Vibratoren, die in einem Abstand von rund vier Metern angeordnet sind, im Stop-and-Go-Prinzip abgefahren. Bei jedem Halt werden die Vibratoren abgesetzt, die Hinterachsen angehoben und sinusförmige Schwingungen an den Boden abgegeben.
Die Informationen aus den Geophonen werden in Messboxen digitalisiert und auf Magnetband aufgezeichnet. Am Computer wird der geologische Aufbau des Untergrunds rekonstruiert und auf eine mögliche Erdöl- und Erdgasführung hin interpretiert. Auswertung und Interpretation der Daten dauern in der Regel drei bis sechs Monate.
Die betroffenen Grundeigentümer sind nach dem Mineralrohstoffgesetz verpflichtet, die Untersuchungen auf ihrem Grund und Boden zu gestatten. Nach Abschluss der Messungen werden die Flurschäden erhoben, Grund und Boden rekultiviert oder der Eigentümer entschädigt.

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