BP im Wandel
- Written by Redaktion_Report
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Was für den Normalverbraucher undenkbar erscheint, ist für BP Austria Realität: Das Geschäft mit Tankstellen ist ein Verlustbringer. BP ist mit 562 Tankstellen österreichs Nummer eins und schreibt zum zweiten Mal in Folge rote Zahlen. Im Jahr 2005 verbuchte das Unternehmen bei einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro einen Verlust von 11,5 Millionen Euro. Die Ursache, so der Chef von BP Austria Hans Strassl, liege darin, dass BP hierzulande auf den Zukauf von Treibstoffen angewiesen sei und keine Raffinerie betreibt. Die Konsequenz: BP wird etwa hundert Tankstellen schließen. Des Weiteren werden sechzig bis achtzig Mitarbeiter von BP Austria freigesetzt. Für sie wurde ein Sozialplan erstellt, der den Ableger des ölmultis etwa zwanzig Millionen Euro kosten wird. Strassl rechnet auch für 2006 nicht mit einem positiven Ergebnis aus dem Verkauf von Benzin und Diesel. Für die Zentrale des größten ölkonzerns mit einem Umsatz von zuletzt 235,6 Milliarden US-Dollar mag das zwar bitter sein, für große Aufregung werden die roten Zahlen in der Alpenrepublik aber nicht sorgen. Dafür besser geeignet sind die zuletzt von BP bekanntgegebenen Vorhaben im Bereich der Biokraftstoffe. Mitte Juni gab BP in London bekannt, in den kommenden zehn Jahren 500 Millionen Dollar in ein Zentrum für die Erforschung und Entwicklung von Biotreibstoffen zu investieren. Das Zentrum soll an einer Universität in den USA oder in Großbritannien angesiedelt werden und Produktentwicklungen vorantreiben. Zugleich steckt der ölmulti auch erhebliche Summen in ein Biotreibstoffprojekt, das gemeinsam mit dem Biotechkonzern DuPond realisiert wird. Dabei soll eine britische Ethanol-Fermentierungsanlage umgebaut werden, um dort den Treibstoff Biobutanol zu erzeugen. Für 2007 ist die Produktion von 30.000 Tonnen dieses Treibstoffes geplant. Zuletzt hat BP seine Investitionen in alternative und erneuerbare Energien kräfig aufgestockt. Bis 2015 sollen demnach acht Milliarden US-Dollar in diesen Bereich investiert werden, der um das Segment kohlendioxidarmer Strom ergänzt werden soll. Man geht von einem Wachstumspotenzial der Sparte Alternativenergie aus, mit der innerhalb der nächsten zehn Jahre jährlich ein Umsatz von rund sechs Milliarden Dollar zu erzielen sein soll. BP Alternative Energy wird seinen Sitz in Sunbury (GB) haben und zunächst 2500 Menschen weltweit beschäftigen.Aufbauend auf dem Erfolg von BP Solar, wird BP Alternative Energy ein Investitionsprogramm für die Energieerzeugung aus Solarkraft, Wind, Wasserstoff und Gas- und Dampfturbinenkraftwerken durchführen.
»Wir sind entschlossen, die Auswahl an verfügbaren Energien zu erweitern. Wir sind davon überzeugt, dass wir dabei auch gute Umsätze erzielen können«, so BP CEO Lord Browne.In der ersten Phase sollen die Investitionen auf die Bereiche Solar, Wind, Wasserstoff und Gas- und Dampfturbinenkraftwerke entfallen. Der Schwerpunkt liegt auf der Stromerzeugung, weil diese mit über vierzig Prozent die größte Quelle der Treibhausgasemissionen darstellt.