Menu
A+ A A-

Mächtiges Umweltzentrum

Eine mächtige Kläranlage, eine Müllverbrennung (MVA), die ab 2008 pro Jahr 250.000 Tonnen Restmüll verfeuert, und eine Biogasanlage, die ab 2007 aus 17.000 Tonnen Küchenabfall Gas erzeugt: So stellt die Stadt Wien neuerdings ihr »Umweltzentrum Simmering« der öffentlichkeit vor. Im Juli 2003, zu Zeiten der durch rosa Lippenstift im Gedächtnis gebliebenen Umweltstadträtin Isabella Kossina, war da auch noch eine vierte Anlage dabei: die Verbrennungsanlage für Klärschlamm und sonstige Abfälle. Diese passt nicht in das sonst stets großzügige Dekolleté der jetzigen Umweltstadträtin Ulli Sima, könnte man vermuten. Tatsächlich gehört die Klärschlammfeuerung nicht der Stadt, sondern der Fernwärme Wien. Kurzum, die Anlage ist verwandt, gehört aber trotzdem nicht zur Familie.
Teurer Motor. Egal, bei weitem interessanter ist letztlich ein Blick auf die Finanzen, die für die Errichtung der beiden Umweltzentrumsbausteine locker gemacht werden. »Mit einer Gesamtinvestitionssumme von 235 Millionen Euro sind die MVA Pfaffenau und die Biogas Wien auch Motor für die heimische Wirtschaft: Rund 750 Mitarbeiter sind während der für ein Projekt dieser Größenordnung äußerst kurzen Bauphase beschäftigt«, erklärte Sima kürzlich anlässlich des Spatenstichs. Der Baustart für die MVA war ursprünglich schon für Juli 2005 vorgesehen. Vielleicht liegt in der Verzögerung auch die Ursache für eine massive Teuerung, die sich bei den Projekten ergeben hat. Im Juli 2003 sah der MVA-Plan Kosten von rund 180 Millionen Euro vor. Für die Biogasanlage waren noch im November 2004 13,3 Millionen Euro veranschlagt. In Summe ergibt das ein Investitionsvolumen von 193,3 Millionen Euro. Bleibt eine Differenz von fast 42 Millionen Euro. »Alle Zahlen stimmen«, erklärt Franz Klager, Chef des Umweltzentrums. In der nun kolportierten Summe seien eben auch Planungs- und Infrastrukturkosten wie etwa der Fernwärmeanschluss für die Müllverbrennungsanlage enthalten, erklärt er.
Unterdessen gewinnt dem Vernehmen nach auch die zum Jahreswechsel von Vizebürgermeister Sepp Rieder favorisierte Ausgliederung der MA 48 wieder an Dynamik. Als heißer Favorit für die Müllmänner gilt die Wienenergie. Sie verfüge über die entsprechenden Mittel und sei interessiert an einer Rohstoffintegration für die Fernwärmeerzeugung, heißt es in Insiderkreisen. »Dazu gehören aber zwei«, erklärt ein Verantwortlicher der MA 48. Es gäbe seit der Ausgliederungsabsage durch Bürgermeister Michael Häupl am Silvestertag 2005 keine Verhandlungen mehr, versichert er. Kenner der Magistratsabteilung berichten jedoch, dass die Müllfraktion aus Angst vor einer übernahme derzeit ziemlich gelähmt sein soll.
back to top