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Kreuzweg

Lange wurde in Brüssel um die ab 2007 in Kraft tretende neue Förderperiode bis aufs Messer gestritten. Briten-Premier Tony Blair brachte den Kompromiss mit Ach und Krach noch über die Ziellinie seiner EU-Präsidentschaft. Aber auch nachdem die Katze aus dem Sack ist, sind die Beteiligten noch nicht viel schlauer als vorher. Die Details über die Verteilung des Milliardensegens müssen im Laufe des Jahres erst festgenagelt werden. Es zeichnen sich lediglich Trends ab. Die neuen Mitgliedsstaaten sollen - was auch gewünscht ist - überproportional profitieren. über das wahre Ausmaß und die Rückwirkungen auf österreichische Unternehmen sind sich jedoch noch nicht einmal die Banker einig. Tendenziell rosige Zeiten dürften in österreich auf den Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) zukommen. Rückenwind bekommen die Unternehmen durch die öffentliche Hand, die bereits rund ein Drittel der Ausgaben für F&E finanziert. Der Anteil der F&E-Ausgaben am BIP steigt seit 1999 stetig an. Lag österreich damals im EU-Vergleich noch mit 1,91 Prozent auf den hinteren Plätzen, liegt die aktuelle Quote von 2,35 Prozent bereits über dem Durchschnitt. Mit oder auch ohne die Gehrer´sche Exzellenz-Uni in Gugging soll der Anteil bis 2010 weiter auf drei Prozent wachsen. Ein Umschwung zeichnet sich auch bei Consultern ab, die auf den Bereich Förderung spezialisiert sind. Nach dem EU-Beitritt österreichs war der selbstständige und unabhängige Förderberater noch ein gängiges Berufsbild. »Alleine das Finden der Informationen gestaltet sich schwierig und die Vergabeprozeduren sind langwierig«, diagnostizierte Kammerexperte Heinz Kogler einmal. Ein kurzfristiges Know-how-Vakuum, das heimische Consulter ausfüllen konnten.

Diese Lücke haben mittlerweile die Banken geschlossen, die den Beratern die Butter vom Brot nehmen. In den Instituten hat sich reichlich Erfahrung im Umgang mit Brüssel angesammelt, die Spruchpraxis ist bekannt. Für die Förderwerber ist das ein Vorteil. Im Gegensatz zu den Beratern begnügen sich die Banken statt mit Provisionen auch schon einmal mit vergleichsweise geringen Fixbeträgen. Für wirklich gute Kunden sind selbst diese weitgehend verhandelbar. Eine Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie ihren Betreuer nicht auf Zuruf arbeiten lassen, sondern mit konkreten Vorstellungen und möglichst kompletten Unterlagen aufwarten können. Eine Renaissance erleben die Berater jedoch in den neuen Beitrittsländern. In der jungen Förderszene ändern sich die Maßgaben laufend. Dazu kommt, dass die Ausschreibungen knappe Fristen von drei Monaten haben. Für die Dienste von ortskundigen Beratern, die die Akten im Akkord an die richtigen Stellen und Personen bringen, werden rund zehn bis 15 Prozent der Fördersumme als Provision fällig. »Das kostet viel, kann aber viel bringen«, sagt ein Banker. Heikel ist im »Wilden Osten« jedoch die sorgfältige Auswahl des Dienstleisters. Dass selbst die mündliche Förderzusage eines Politikers nichts gilt, musste erst jüngst Kia leidvoll erfahren. Der Autobauer kaufte im Vertrauen auf höchste slowakische Regierungskreise bereits Grundstücke an. Jetzt sind die Zusagen verpufft. Ob Kia ohne Reparatur der »Abwicklung« jemals an die Förderungen kommen wird, ist offen. »Ohne Briefkopf und Unterschrift einer offiziellen Förderstelle läuft überhaupt nichts«, warnt ein Banker eindringlich.

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