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Gewichtiges Argument

Hatte die Telekom- und Rundfunkregulierungsbehörde RTR im März 2005 ein Gleitpfadmodell zur stufenweise Nivellierung der Mobilterminierungsentgelte bis Ende 2011 vorgestellt (der Report berichtete), wurde dieser Zeitraum nun auf Ende 2008 verkürzt. Die neu gefällte Entscheidung der TKK sieht eine verpflichtende Absenkung der Entgelte bis Ende 2006 vor - zu diesem Zeitpunkt wird es eine neuerliche Marktevaluierung geben, die dann auch die angesprebte Fusion T-Mobile/tele.ring berücksichtigen wird. Das Entgeltmodell in den beiden Jahren danach werde derzeit lediglich \"projeziert\", so RTR-Geschäftsführer Georg Serentschy. \"Dies soll den Betreibern trotz allem eine gewisse Planungssicherheit geben\", so Serentschy.

Spätestens zum 31. Dezember 2008 wird dann ein einheitliches Entgelt für die Mobilfunkbetreiber erreicht werden. Der Zielwert von 6,79 Cent pro Minute bei durchgeleiteten Gesprächen aus Fremdnetzen soll einen endgültigen Einheitspreis für die Gesprächsterminierung bilden. Allfällige Vor- und Nachteile einzelner Markteilnehmer sollten dann Geschichte sein.

Warum der Zeitpunkt trotz gründlicher Bedachtnahme von Marktverhältnissen und Netzkosten bei den Mobilfunkern plötzlich um drei Jahre vorverlegt werden konnte, erklärt Serentschy:\" Wir wollten mit einer längeren übergangsfrist genügend Vertrauens- und Investitionschutz gewähren. Die EU-Komission dagegen sieht in erster Linie das Wettbewerbsproblem der hohen Entgelte und brachte dies gegenüber der RTR in einer Stellungsnahme zur Sprache.\" Dies sei Serentschy zufolge zwar \"kein Veto, aber ein gewichtiges Argument\" gewesen.

mobilkom-Chef Boris Nemsic \"gespannt\".
Die mobilkom rechnet trotz des gestrafften Zeitplans allein für das Jahr 2006 mit Erlöseinbußen aus dem Netzzustellungsgeschäft von rund 42 Mio. Euro. \"Das wird nicht folgenlos an unserer Investitionskraft, egal ob im In- oder Ausland, vorübergehen. Der Regulator trägt hierfür die volle Verantwortung\", wettert mobilkom-Chef Boris Nemsic. Es sei \"besonders pikant\", dass die relativen Abstände der von den Mobilfunkbetreibern einander gezahlten Tarife immer größer werden: Der Tarifabstand zwischen T-Mobile und mobilkom austria wachse von heute 21 Prozent (Eurocent 13,18 zu 10,86) auf 28 Prozent an, der Abstand von One zu mobilkom austria vergrößere sich auf 35 Prozent und jener von Hutchison auf 91 Prozent (jeweils auf Basis Entgelte Juli 2007). Man werde daher auch im nächsten Jahr die eigenen Mitbewerber durch Nettoauszahlungen aus dem wechselseitigen Netzzustellungsgeschäft stützen müssen - mit \"stattlichen 36 Mio. Euro\", spricht Nemsic von einer \"offensiven Förderpolitik\" zugunsten von Hutchison. Hutchison werde durch die vorliegende Regulierungsentscheidung auch bis auf weiteres erlaubt, bei der mobilkom als nationales Roaming eingekaufte Netzleistungen mit 300 Prozent Preisaufschlag als Terminierungsleistung an rufende Endkunden wiederzuverkaufen.

\"Angesichts all dessen schenken wir der in Aussicht gestellten Vereinheitlichung der Mobilfunkterminierungsentgelte ab Anfang 2009 keinen Glauben\", so Nemsic. \"Ich bin gespannt, was die RTR hier noch auf den Gaben-Tisch legen wird. Schon diesmal hat uns die Regulierungsbehörde durch einen vorgegebenen Kniefall vor der EU-Kommission die abgeschlossenen Geschäftspläne für die kommenden Jahre rückwirkend zerzaust.\"

Hutchison-Boss Berthold Thoma kommentiert.
Als \"Entgleisung“ kommentiert Berthold Thoma Nemsics Vorwurf einer Förderpolitik zugunsten Hutchison 3G. Die Aussagen von Nemsic seien angesichts von übergewinnen der mobilkom, welche sich durch die Missstände in der Terminierungsentgeltpolitik ergebenden, in der Höhe von 79 Mio. Euro für 2005 und 52 Mio. für 2006 \"völlig unverständlich\". \"Die mobilkom bereichert sich allein in diesen beiden Jahren auf Kosten der österreichischen Konsumenten um über 130 Millionen Euro. Der Geschröpfte ist der Konsument und nicht die mobilkom\", behauptet Thoma.

One-Chef Jørgen Bang-Jensen \"erzürnt\".
\"Die jetzt veröffentlichten Zusammenschaltungsentgelte lassen die neue Realität im österreichischen Mobilfunkmarkt völlig außer Acht\", kritisiert wiederum One-Chef Jørgen Bang-Jensen die RTR-Entscheidung. \"Wir haben es bei den Marktführern mobilkom und T-Mobile/tele.ring mit zwei Unternehmen zu tun, die gemeinsam 80 Prozent des Marktes kontrollieren. Die neue Regelung zementiert diese Vormachtstellung\", zeigt sich Bang-Jensen erzürnt. Die von der EU-Kommission in Brüssel behauptete Wettbewerbsverzerrung werde durch die jetzige Regelung noch verstärkt. Der neue Gleitpfad, also der Zeitraum, in dem die Absenkung der Zusammenschaltungsentgelte stattfinden soll, sei definitiv zu kurz. Darüber hinaus wäre auch das angepeilte Entgelt von 6,79 Cent pro Minute eines der niedrigsten in Europa. \"Wir sind angetreten, um österreich mit qualitativ hochwertiger und günstiger Mobiltelefonie zu versorgen. Unter diesen Umständen wird uns das sehr schwer gemacht\", so Bang-Jensen.

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