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Völlige Entgleisung

Als öBB-Chef Martin Huber die glücklose Koalitionserfindung Rüdiger Vorm Walde ablöste, reklamierte er vor allem eines: keine Zwischenrufe aus der politischen Arena. Während der Berliner Straßenbahnteutone hilflos auf dem Wiener Parkett herumtappste, ist Huber schon ein anderes Kaliber. »Wenn er ein Ziel verfolgt, wird er beharrlich wie eine Bulldogge«, sagt ein Huber-Kenner aus der Baubranche. Links und rechts bringe ihn dann nichts von seinem Weg ab. Das ist auch politisch zu verstehen. Der Bahngeneral kommt zwar aus dem weitläufigen öVP-Stall, ihn als braven Parteisoldaten anzuschwärzen, ist aber bis jetzt gescheitert. In seinem Reich gibt es rote Tupfer. Aber die Wünsche des Koalitionsgespenstes BZö, die Bundesbahn als wärmende Krabbelstube für orange-blaue Managertalente zu etablieren, sind an Huber abgeprallt wie an einer Gummiwand. Ganz glatt läuft die Abnabelung der öBB freilich nicht. Dank politischem Sperrfeuer sitzt der Holding-General seit Anfang November wieder auf einem Pulverfass. Als ob das Ministerium nur darauf gewartet hätte, zündete Hubert Gorbach seine Dienstrechtsgranate just, als sich Huber (und parallel dazu sein Sprecher) gerade ein paar Tage Urlaub gönnten. Gorbach schaltete auf 160 und lieferte sich mit seinem Staatssekretär Helmut Kukacka ein Speed-Rennen um die Veröffentlichung von geplanten Dienstrechtsänderungen, über denen der Ministeriumsberater Wolfgang Mazal gerade brütet. Bis dahin herrschte an der öBB-Front relative Ruhe, statt Politverdruss standen Bilanzen und Businesspläne auf der Tagesordnung. Vor Urlaubsantritt akkordierte sich Huber noch mit der Wirtschaftskammer, von Sturmwarnung war keine Rede. Selbst die Verabschiedung von Wilhelm Haberzettl ist beinahe schon freundschaftlich ausgefallen. »Ich werde den Laden nicht anzünden, während Sie weg sind«, versprach der öBB-Gewerkschafter seinem Vorstand noch.
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