Goldrausch und Katerstimmung
- Written by Redaktion_Report
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Einen besonderen Hang als Spielverderber entwickeln manchmal Alphatiere. Erinnert sei nur kurz an diverse Baulöwen, Fotolöwen und Börsenbullen, die das Tal der Bilanztränen bevölkern. Dass das Geschäft mit den Großkunden heikel ist, zeigt auch die jüngste Bankenstudie der Boston Consulting Group (siehe Kasten). Die Untersuchung birgt wenig überraschungen. Zwar boomt das Großkundengeschäft am stärksten, verdient wird aber vor allem im kleineren und mittleren Kundensegment. Als Stütze für die Rentabilität erweist sich vor allem der Mittelstand, während die Kleinunternehmer für die geringsten Ergebnisschwankungen sorgen. Das - von vielen ungeliebte - Baselwerk hat unbestreitbar auch positive Auswirkungen. Die Experten sind sich darin einig, dass dadurch die chronisch schlechte Planungsmoral der KMU verbessert wird. Wer die Hausaufgaben gemacht hat, sollte bei seiner Hausbank entsprechende Konditionen und Dienstleistungen einfordern. Da die Geldbranche wieder bemerkt, dass Kredit kein Schimpfwort ist, stehen die Chancen für eine Verbesserung nicht schlecht. Ein Banker berichtet über seine Neukunden: »Manchmal tauchen bei uns frustrierte Basel-II-Opfer auf, die eine tadellose Bonität haben und von der Konkurrenz förmlich verscheucht wurden. Auf der anderen Seite werden mit Traumkonditionen Kunden geangelt, die wir nicht geschenkt wollen.« Auch die Raiffeisen Zentralbank (RZB) detektiert, dass »die Wettbewerbsintensität in österreich wieder steigt«.
Dabei sind die Konditionen längst nicht alles. »Ich muss mir gut überlegen, wer mein Partner ist. Die wirkliche Qualität zeigt sich in schwierigen Situationen«, so der Finanzvorstand eines österreichischen Konzerns. Gestrafft wird bei der Quantität. Der Finanzer wird die Anzahl seiner Konsortialbanken, derzeit gut ein Dutzend, in Zukunft reduzieren. Eine Entwicklung, die sich generell auch in der Anzahl der Bankverbindungen widerspiegelt. Hatten die Kommerzbankkunden der RZB zur Jahrtausendwende noch durchschnittlich acht Bankverbindungen, hatte sich deren Zahl seither kontinuierlich auf sieben verringert. Ein interessanter Begleitumstand: Die Zahl der Bankverbindungen schrumpft im Osten österreichs schneller als im Westen. Die Verschärfung der Wettbewerbssituation hat mehrere Gründe. Der Hauptgrund dürfte jedoch sein, dass sich der Kampf um die Marktführerschaft zuspitzt. Zunehmend werden die Schlachten nicht im Inland, sonder vor allem in CEE geführt. »Es soll keinen österreichischen Kunden geben, der in Zentral- und Osteuropa tätig ist und der nicht unsere Leistungen nützt«, lautet beispielsweise die Kampfansage von RZB-Firmenkundenchef Karl Sevelda. Im Osten werden die Karten aber auch durch die Neuordnung der BA-CA neu gemischt.