Einfache Rechung
- Written by Redaktion_Report
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Report: Wenn man sich die jüngste Entwicklung am Handsetmarkt, den Verkauf der Siemens-Mobil-Sparte an BenQ, betrachtet: Sind Sie erleichtert darüber, dass der Endgerätebereich in dem Joint Venture mit Sony gebündelt und somit für Ericsson abgeschlossen wurde?
Peter Zehetner: Die Abgabe des Terminalgeschäfts an das Joint Venture mit Sony hat sich letzten Endes als kluge Entscheidung herausgestellt. Ericsson war in diesem Sinne sogar Trendsetter. Zwar sind die ersten beiden Geschäftsjahre bei Sony Ericsson eine Durstphase gewesen - seit einem Jahr können aber Gewinne geschrieben und die Marktanteile gesteigert werden. Sony Ericsson hat derzeit etwa sechs bis sieben Prozent Anteil am weltweiten Handymarkt. Mit der Auslagerung des Terminalgeschäfts ist unser Engagement am Handsetmarkt aber keineswegs zu Ende gegangen. Ericsson gehört mit der Entwicklung und dem Vertrieb seiner Mobilplattform ebenfalls zu den Marktführern. Nehmen Sie nur UMTS-Terminals her: In über 30 Prozent der Geräte ist die Ericsson Mobile Plattform im Inneren zu finden, dort könnte im Prinzip \"Ericsson inside“ stehen. Unser Ansatz ist folgender: Wenn man Innovationsführer bei Mobilfunknetzen und bei der Netzwerkentwicklung vorne mit dabei sein möchte, muss man auch bei Handyplattformen die Nase vorne haben. Das Design der Ericsson Mobile Plattform finden Sie auch bereits bei unseren Testfahrten in den Vorführautos bei denen wir die mobile Breitbandtechnologie HSDPA in der Phase 2 demonstrieren. Damit kann die Geschwindigkeit einer mobilen Datenübertragung auf bis zu 14 Mbps steigen.
Und das Konfigurieren der Handsets wird einfacher werden - diese Entwicklung wird zwangsläufig stattfinden. Eine der großen Herausforderungen hier ist sicherlich die Bild- und Farbdarstellung auf den verschiedenen Handytypen. Wenn von einem Handset ein Bild verschickt wird, muss dies ja am Zielgerät ja auch wieder anschaulich darstellbar sein. Und zunehmend mehr Menschen benutzen parallel mehrere Handys und wechseln zwischen diesen. Bei den neuen Anwendungen und Diensten ist aber schon einiges an Einfachheit realisiert worden. Die Features an den Endgeräten sind mit wenigen Klicks erreichbar, die Menüführungen sind besser geworden.
Technologien wie HSDPA, HSUPA und Super3G werden Breitbandkommunikation nahezu unbegrenzt mobil gestalten. Wird es tatsächlich zu einem Mobile-Triple-Play kommen? Sehen Sie sich selbst TV am Handy konsumieren?
Die Inhalte müssen stets am jeweiligen Medium angepasst sein. Spielfilme oder die Darstellung eines ganzen Fußballfeldes werden sicherlich zu keinen Rennern am Handymarkt. Der Empfang von Torszenen per MMS aber ist ein attraktiver Zusatzdienst. Im Bereich Triple-Play wird sich der Datenanteil einen sehr großen Marktanteil erkämpfen und bei Geschwindigkeiten bei HSDPA mit ein, zwei oder drei Megabit pro Sekunde werden auch die Mobilfunknetze mehr als kompetetiv sein. Ich sehe das erst am Anfang der Entwicklung. TV wird bei den Triple-Playern - im Festnetz wie mobil - eine große Herausforderung. Der Content muss so aufbereitet sein, dass er auf das Endgerät passt. Es gilt derzeit als chancenlos, Inhalte wie die Zeit im Bild übers Handy zu übertragen, wenn die Haushalte ohnehin alle bereits einen Fernsehanschluss haben. Bewegen wir uns aber in Bereiche wie Video-on-Demand und Multibroadcasting, sind wiederum neue Medien gefragt. über Multibroadcasting können etwa verschiedene Kanäle sehr effizient zu Verfügung gestellt werden. Solche Provider können sich dann mit Programmen für Randgruppen neben den Massenplayern platzieren. Dies ist aber nicht der einzige Treiber, schließlich bewegt sich derzeit so ziemlich alles in Richtung Mobile-Internet. Dieser Zug fährt bereits.
Welche Erwartungen setzen Sie in HSDPA? Wird HSDPA endgültig die Mobilfunker zu Breitbandprovidern machen?
Die Netzbetreiber können mit HSDPA guten Gewissens mobile Breitbandleitungen von zwei Megabit anbieten. Wir haben es bereits ausprobiert und auf einer Testfahrt durch Wien über eine einzige Leitung gleichzeitig Radio hören, im Internet browsen, telefonieren und einen CNN-Videostream sehen können. Technisch funktioniert HSDPA einwandfrei. Es ist eher der User, der hier aufgrund seiner begrenzten Aufnahmefähigkeit limitierender Faktor ist. Mit HSDPA werden wir am Ende des Tages die Kundenumsätze der Netzbetreiber verdoppeln beziehungsweise massiv steigern können. Diese Steigerung will ich Ihnen mit folgender einfacher Rechnung zeigen: Der ARPU der Mobilfunker beträgt in Europa um die 25 Euro - in österreich ist er etwas höher, etwa 30 bis 35 Euro. Die Verdoppelung dieses Wertes wird nun durch Breitbandservices erreicht werden, vergleichbar mit den Flatrates bei Festnetzanschlüssen. Dort zahlen Breitbandkunden für einen Internetanschluss 30 bis 50 Euro im Monat. Bei Internet-Access, der gegen Geschwindigkeiten von 1 Mbps oder höher geht, sind die Pauschalen eher im oberen Bereich, nahe den 50 Euro, zu finden. Nun werden 1 Mbit schnelle Leitungen 2006 auch mobil kein Problem mehr sein. Sie können einfachst mittels Datenkarten, aber mit vergleichbar günstigeren Preise genützt werden. Ein Breitbandzugang mittels Datenkarten ist derzeit um 25 bis knapp 40 Euro zu haben. Diese Preise werden wohl auch im nächsten Jahr gelten und somit den Transfer der Internetumsätze aus dem Festnetz in die Mobilnetze bilden. Dies sind Umsätze, die dann zum Sprachgeschäft addiert werden können. Hintergrund dieser Rechnung ist der beobachtbare Trend im Internetbereich zur Mobilität. Man sehe sich nur die Verkaufszahlen am Notebookmarkt an.
Sind Sie eigentlich von der Entwicklung der Kundenzahlen der UMTS-Mobilfunker enttäuscht?
Nein, überhaupt nicht. UMTS ist eine Technologie, die bereits Erfolge aufweisen kann. Hutchison 3G hat in Italien bereits vier Millionen Kunden, in österreich gibt es insgesamt etwa 300.000 bis 350.000 3G-Nutzer - dies ist gar nicht so schlecht. Auch hier gilt die alte Faustregel: Eine neue Technologie sollte innerhalb der ersten drei Jahr nach Markteinführung rund drei Prozent Marktanteil gewinnen können. Wir sehen, dass Mobile-Internet absolut angenommen wird. österreich ist etwa bei der Relation verkaufter Datenkarten zum Bevölkerungsanteil mit 100.000 Kunden Spitzenreiter. Und: Der UMTS-Datenverkehr hatte bereits Anfang 2005 ein Volumen erreicht, der dem GPRS-Traffic bereits gleich kommt.