Keine Grenzen im Schienenverkehr
- Written by Redaktion_Report
- font size decrease font size increase font size
Wer Europa mit dem Zug bereist, stößt leider immer noch an viele Grenzen. Unterschiedliche technische Standards und Regularien beeinträchtigen nicht nur den Reisekomfort. Um einen sicheren und reibungslosen Bahnverkehr quer durch Europa sicherzustellen, müssen die bestehenden nationalen Zugsicherungs- und Zugbeeinflussungssysteme durch ein einheitliches europäisches Zugsicherungssystem abgelöst werden. In Europa haben sich zahlreiche unterschiedliche Arten entwickelt, die teilweise nebeneinander und länderabhängig eingesetzt werden und untereinander nicht kompatibel sind. Im grenzüberschreitenden Verkehr müssen daher Triebfahrzeuge mit einem oder eventuell mehreren Zugsicherungssystemen des Gastlandes ausgerüstet sein. Ist das nicht der Fall, muss ein Wechsel des Triebfahrzeuges vorgenommen werden, der zeit- und kostenaufwendig ist.
Deshalb wurde 1996 mit der Richtlinie 96/48/EG der Grundstein zur Einführung des interoperablen European Train Control Systems (ETCS) gelegt. Es soll die Vielzahl der in den europäischen Ländern eingesetzten Zugsicherungssysteme ablösen und so eine dichte, schnelle und grenzüberschreitende Zugführung in ganz Europa ermöglichen. Es soll mittelfristig im Hochgeschwindigkeitsverkehr Verwendung finden und langfristig im gesamten europäischen Schienenverkehr umgesetzt werden.
\"Die Interoperabilität der europäischen Bahnsysteme ist eine wesentliche Voraussetzung für die europäischen Bahnunternehmen, um ihre Marktchancen in einem großen gemeinsamen Markt mit attraktiven Angeboten für unsere Kunden im Personen- und Güterverkehr zu nutzen\", sagte öBB-General Martin Huber. Im Rahmen eines Festaktes wurde das neue Zugsicherungssystem auf der Strecke Wien - Budapest mit den Kernpartnern öBB-Infrastruktur Betrieb AG, Ungarische Staatsbahnen MAV, Alcatel und Siemens AG offiziell präsentiert. Auf der 247 km langen Strecke zwischen Wien und Budapest kommt ETCS europaweit erstmals grenzüberschreitend zum Einsatz. Die öBB-Infrastruktur Betrieb AG und die MÁV (Ungarische Staatsbahnen) haben die Magistrale Wien - Budapest gemeinsam mit den Partnerfirmen Alcatel Austria AG und Siemens AG ausgestattet.<ü>\"Mit der Realisierung der ETCS-Magistrale von Wien nach Budapest haben öBB und MÁV eine Vorreiterrolle im europäischen Bahnverkehr eingenommen und bewiesen, dass sie zukunftsorientiert an einem sicheren, grenzüberschreitenden Bahnbetrieb arbeiten\", würdigte Alfred Zimmermann, Vorstandssprecher der öBB-Infrastruktur Betrieb AG, die Pionierleistung.
Partner für ETCS. Alcatel und Siemens waren an der ersten europäisch durchgängigen ETCS interoperablen grenzüberschreitenden Eisenbahnverbindung zwischen den beiden Donaumetropolen Wien und federführend beteiligt, wobei Alcatel in Ungarn für die gesamte Strecken- und Fahrzeugausrüstung, in österreich in Kooperation mit Siemens für die Streckenausrüstung, verantwortlich ist. Die 65 km lange Strecke Wien-Hegyeshalom rüstete Siemens komplett mit Eurobalisen aus. Diese kleinen elektronischen Geräte im Gleis übertragen bei der Vorbeifahrt des Zuges Daten von der Strecke zum Fahrzeug. Hinzu kommt die Streckenausrüstung des Bahnhofs Parndorf und die ETCS-Ausrüstung von 13 Taurus-Lokomotiven.