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Veränderungen auf den Märkten

Friedrich Hiermayer, BEKO: »Zunehmende  Verschmelzung der Technologiewelten stimmt mich optimistisch für unser Geschäft.« Friedrich Hiermayer, BEKO: »Zunehmende Verschmelzung der Technologiewelten stimmt mich optimistisch für unser Geschäft.« Foto: BEKO

Friedrich Hiermayer, langjähriger Vorstand des Engineering- und IT-Dienstleisters BEKO, über Geschäftsaussichten, den Trend zu Industrie 4.0 und die zunehmende Notwendigkeit zu Flexibilität am Weltmarkt.

Mit einer schlankeren Struktur reagiert der Technologiedienstleister BEKO auf Veränderungen im Markt, die von einer immer stärkeren Verschmelzung unterschiedlicher Technologien geprägt sind. Mit über 700 Beschäftigten an fünf Standorten hat BEKO Engineering & Informatik AG ihr breites Portfolio Ende 2014 unter dem Titel »Technology Services« zusammengeführt. Über Veränderungen in Technologien und Marktbedürfnissen sprach Vorstand Friedrich Hiermayer mit dem Report.

(+) plus: Herr Hiermayer, wie geht es Ihnen in der Neuaufstellung Ihres Unternehmens?

Hiermayer: Durch die Zusammenlegung der beiden Geschäftsbereiche – wir haben früher Unternehmen aus der Industrie und Telekommunikation sowie aus dem öffentlichen Bereich und dem Finanzdienstleistungssektor gesondert angesprochen – werden Doppelgleisigkeiten in unserer Organisation vermieden. Auch kann das breitgefächerte Wissen im Konzern so besser genutzt werden.
BEKO ist es in den letzten zehn Monaten im Vergleich zur allgemeinen Situation in der Wirtschaft relativ gut ergangen. In manchen Branchen wird freilich derzeit die Wirtschaftslage schlechter dargestellt, als sie tatsächlich ist. Vor allem Technologieunternehmen und der exportorientierten Industrie geht es recht gut. Bei der öffentlichen Hand sieht es aktuell dagegen düster aus: Die Regierung steht stark auf der Kostenbremse. Dringend benötigte Investitionen werden in vielen Bereichen verzögert – obwohl IT-Lösungen generell die Effizienz in der Verwaltung steigern können. Dies trifft uns wieder sehr, da BEKO für den Public-Bereich in der Vergangenheit viel entwickelt hat. Im Vergleich zu Jahren davor haben wir hier die Hälfte unseres Geschäftsvolumens verloren, das ist für uns somit ein substanzieller Einschnitt. Alle unsere Sparten zusammenfassend betrachtend kann ich aber sagen: Wir erreichen die Budgets, die wir uns vornehmen. Unser Geschäft ist im Vergleich zu den Vorjahren zwar etwas zurückgegangen, aber es ist stabil. Aussichten auf Steigerungen gibt es besonders in jenen Bereichen, in denen wir unsere Services den Marktanforderungen anpassen – insbesondere bei neuen Technologien und Zukunftsthemen.

(+) plus: Welche Sparten und welche Wirtschaftsbereiche betrifft dies?

Hiermayer: Auf einzelne Bereiche heruntergebrochen ist dies schwierig zu beantworten, da wir uns spartenübergreifend aufgestellt haben. Wir haben aber beispielsweise seit Jahren einen Fokus auf Lösungen zu Green Energy und Clean Tech. Bereits ­20 % unseres Geschäftsanteils wurden im letzten Geschäftsjahr, das am 30. September geendet hat, damit erzielt. Diese Tendenz ist weiter steigend und findet auch mit Industrie-4.0-Themen starke Überschneidungen. Der Einsatz von Technologie, um Ressourcen zu schonen und zu sparen, ist einer von vielen Aspekten, die wir in konkreten Projekten verwirklichen wollen. Wir sind sicherlich noch nicht dort, wo ich gerne wäre, doch sind wir bereits gut unterwegs. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hat BEKO bereits knapp 10 % Geschäftsanteil rein mit Industrie-4.0-Projekten erzielen können. Zusammengefasst heißt dies: Ein Drittel unseres Geschäfts wird bereits mit neuen Technologien im Umfeld dieser Zukunftsthemen  umgesetzt.

Zusätzlich haben wir begonnen, stärker in übergeordnete Beratungsdienstleistungen zu investieren. Unternehmen in Zentral­europa haben hohe Personalkosten und sollten daher entsprechend in qualitativ höheren Ebenen der Wertschöpfungsketten tätig sein. Wir beraten Unternehmen bei der Optimierung und effizienten Gestaltung ihrer Prozesse, bieten aber keine Unternehmensberatung im herkömmlichen Sinne, sondern dringen mit Prozessoptimierungen tief in die Produktionsabläufe und Produkte ein. Wie kann ich mit IT-Lösungen und IT-Konzepten das Unternehmen effizienter gestalten – sowohl innerhalb der Organisation als auch in einer Produktionsanlage? Wir betrachten diese beiden Bereiche nicht mehr getrennt. Ein SAP-System funktioniert für sich alleine ebenso wenig wie eine Automatisierungslösung einer Maschine in der Produktion. Dies­ geht heute nur noch vernetzt und wir beraten die Optimierung dazu.

Dabei geht es oft zuerst um eine Bewusstseinsbildung, da Industrie-4.0-Themen noch nicht so in den Unternehmen verankert sind, wie bereits Clean­ Tech.

(+) plus: Welche Aspekte sind für Sie bei Industrie-4.0-Technologie essenziell?

Hiermayer: Industrie 4.0 betrifft ähnlich wie Clean Tech unterschiedlichste Bereiche und Ressourcen und vernetzt diese untereinander. Dies ermöglicht eine Messung und Auswertung von vielen Daten, um frühzeitig Parameter zu verifizieren und Prozesse verändern zu können. Damit wird ein vorausschauendes Agieren möglich, das letztlich wieder Ressourcen spart. Gerade der Mittelstand und kleinere Unternehmen wissen zwar von der zunehmenden Wichtigkeit dieser Vernetzungen, sehen dies aber gerade bei sich selbst, im eigenen Haus, nicht als dringliche Aufgabe. Dabei wissen sie oft gar nicht, dass manche ihrer Prozesse längst Teil dieser neuen Welt sind. Über diese Bewusstseinsbildung hinaus beraten wir dann, auf welche Weise mit Daten, die ohnehin bereits gemessen und gesammelt werden, Optimierungen erzielt werden können. Daraus folgen oft Aufträge für unser Engineering, etwa eine CAD-Zeichnung für den Umbau einer Maschine oder Anlage – oder ein Folgeprojekt für die IT einer Softwarelösung für die Messdatenerfassung. Es sind meist viele kleine Projekte, die auch gut unserer Ausrichtung entsprechen, der Vernetzung von Know-how und Daten in den unterschiedlichsten Bereichen.

Mich stimmt diese zunehmende Verschmelzung der Technologiewelten für unser Geschäft sehr optimistisch. Auch der öffentliche Bereich hat ein Riesenpotenzial mit der Einführung von neuen IT-Lösungen, um seine Prozesse zu verbessern.

(+) plus: Wie geht es der Wirtschaft generell? Was ist heute am Markt gefordert?

Hiermayer: Wir hatten in früheren Jahren gesehen, dass sich die Mehrheit der Unternehmensorganisationen auf eine gesunde Größe konsolidiert und ihre internen Prozesse optimiert hat, um das Betriebsergebnis nachhaltig zu verbessern. Diese Hausaufgaben sind gemacht. Heute geht es darum, dauerhaft am Weltmarkt zu bestehen. Dazu braucht es einen neuen Zugang zum eigenen Geschäft, um dem Mitbewerb stets eine Nasenlänge voraus zu sein.

Ob nun ein Maschinenbauer, ein Unternehmen aus der chemischen Industrie oder ein Dienstleister wie die BEKO – unsere Kunden profitieren wie auch wir selbst von den Erfahrungen Einzelner und vom Teilen dieses Wissens. Wir aggregieren das Beste aus den unterschiedlichsten Branchen und lassen unsere Kunden an diesen Erfahrungen teilhaben. Dazu ist aber auch eine gewisse Schnelligkeit und Flexibilität gefordert. Auch BEKO gäbe es heute nicht mehr in dieser Form, hätten wir uns in den vergangenen Jahren nicht angepasst und uns selbst rasch verändert.

Der Weltmarkt ist ständig in Bewegung. Durch die Globalisierung ist die Konkurrenz unendlich groß geworden. Wenn ich aktuell unsere Arbeit anschaue – so haben wir gerade für eine Chemieanlage ein Projekt laufen – und wie viele Unternehmen hier mitarbeiten: Diese Zahl wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen. Damals wurde eine Anlage von einigen wenigen Firmen gebaut. Heute sind sehr viele unterschiedliche Firmen involviert. Dieser Vernetzung, auch über die Unternehmensgrenzen hinaus, kann sich niemand mehr entziehen. Es gilt, ständig seine Prozesse zu durchleuchten,  zu verändern und anzupassen.

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