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»Sehen uns als verlängerte Werkbank für Unternehmen«

"Wir erwarten einen stabilen Markt mit leichten Steigerungen speziell im Industrieumfeld. Diese positive Tendenz für 2014 bestätigt sich durch Meldungen aus ganz Europa." "Wir erwarten einen stabilen Markt mit leichten Steigerungen speziell im Industrieumfeld. Diese positive Tendenz für 2014 bestätigt sich durch Meldungen aus ganz Europa." Beko

Der Technologiedienstleister BEKO Engineering & Informatik AG liefert für die Großindustrie bis zum KMU Services rund um Planung, Entwicklung, Betriebs- und Beratungsarbeiten. Friedrich Hiermayer, Sprecher des Vorstandes, über neue Marktchancen für die heimische Wirtschaft und die herrschende Marktvolatilität, die nun zur Normalität wird.

(+) plus: Herr Hiermayer, wie ist das vergangene Geschäftsjahr für BEKO verlaufen? Wie geht es den Unternehmen, die Sie adressieren?

Friedrich Hiermayer: Während das erste Quartal bis Ende 2012 noch sehr erfolgreich war, bekamen ab Anfang 2013 die Technologiedienstleister die Zurückhaltung ihrer Kunden aus der Industrie und deren Zulieferer besonders im Raum Steiermark und Ober­österreich zu spüren. Dennoch haben wir das Jahr gut überstanden. So gab es immer wieder Zacken in der Umsatzentwicklung der Unternehmen nach oben und unten, insgesamt aber sehen wir eine weitgehend stabile Situation. Wir spüren auch an unseren Aufträgen und Projekten, dass sich vor allem innovative, exportorientierte Unternehmen wieder in einem Aufwärtstrend bewegen. Es ist der Grundtenor in der derzeitigen Wirtschaftslage, dass sich das Geschäft, die Auslastung und die Auftragssituation in unserem Markt permanent ändern. Positiv gesehen dokumentiert das auch die Flexibilität der österreichischen Wirtschaft. Unsere Kunden und wir als BEKO sind in der Lage, Marktsignale sofort umzusetzen. Auch versuchen wir gegenüber unseren Kunden transparent in unseren Kalkulationen und Prozessen aufzutreten. Das ist in dieser Branche nicht selbstverständlich. Unsere Strategie ist jedenfalls, uns mit einer breiten Service- und Produktpalette Marktveränderungen anzupassen und neue Trends aufzugreifen.

Eine weitere große Herausforderung möchte ich ebenfalls hervorheben: Die Hightechbranche leidet stark unter dem Fachkräftemangel. Gebremst wird unser Geschäft in der Regel durch fehlende personelle Ressourcen. Besonders im oberen Qualitäts- und Know-how-Bereich ist es sehr schwierig, Personal zu finden. Abwerbung ist ein großes Thema. Wir denken aber in größeren Zeiträumen und wollen deshalb unsere Leute selbst heranbilden. So haben wir im vergangenen Jahr alleine 800.000 Euro in die Ausbildungen unserer Mitarbeiter investiert.

(+) plus: In welchen Branchen sind Sie besonders stark vertreten?

Hiermayer: Das ist nicht so einfach beantwortbar, da unsere Geschäftsentwicklung über das Jahr gesehen extrem unterschiedlich war – auch in den verschiedenen Kundenbranchen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sind jedenfalls gut zwei Drittel des Umsatzes auf unseren Geschäftsbereich Industrial Solutions und Services entfallen, zu dem wir Industrie, die Telekombranche und ein breites KMU-Umfeld zählen. Hier fallen auch Arbeiten hinein, die über einen gesamten Projektzyklus laufen – von der Anlagenplanung über Prozessengineering über den Maschinenbau bis zur Betreuung im Betrieb. Knapp ein Drittel des Geschäfts wiederum passiert im Bereich Professional Services, der etwa die öffentliche Verwaltung und die Finanzbranche adressiert.

(+) plus: Wo sehen Sie Marktpotenziale für die Hightechbranche?

Hiermayer: Mit Projekten rund um Clean­ Tech machen wir bereits einen Umsatz von 16 Prozent, im jüngsten Quartal sogar 22 Prozent, und liegen in dieser Sparte klar über dem Plan. Dieses Thema geht für viele heimische Unternehmen auf. Viele Anstrengungen passieren einfach aus Kostengründen. Schwerpunkte sind die Einsparung von Ressourcen, Effizienzsteigerungen, die Vermeidung von Abfall und Schadstoffen sowie die Vernetzung von Technologie und Wissen. Energieeffizienz und die Schonung von Ressourcen und Umwelt stellen für die österreichische Wirtschaft ein wichtiges Zukunftsthema dar. Gerade Zentraleuropa tut gut daran, eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Wenn nicht wir mit vollem Druck Entwicklungen vorantreiben, werden dies andere übernehmen. Aufstrebende Industrieländer in Asien sind auf diesem Gebiet bereits gut unterwegs. Clean Tech bietet insgesamt ein riesiges Betätigungsfeld.

Weitere vielversprechende Felder bei BEKO sind die Bereiche Verkehr, Elektromobilität, intelligente Gebäudetechnik und natürlich die »Industrie 4.0«, der Einzug von Informations- und Kommunikationstechnologie in alle Prozesse der Fertigung und Verarbeitung. Einige Unternehmen haben hier erste Erfahrungen in den vergangenen Jahren gesammelt und sind in diesem Markt tätig. Was nun folgt, ist die gesamte Wirtschaft, die komplette Industrie. Nun werden die Insellösungen, wie wir sie mit entsprechenden Funktechnologien, Datenanalysen und Steuerungsmodulen ja schon kennen, abgelöst. Künftig wird eine gesamtheitliche IT-Infrastruktur die Betriebe revolutionieren. Die Erfordernis ist, Daten rasch und ohne Medienbrüche den Nutzern zu Verfügung zu stellen. Ich setzte dabei auch auf Mobilfunktechnologien, die Geräte aller Art mittels SIM-Card vernetzen. So wird es bald selbstverständlich sein, die Drehzahl von Motoren und Maschinendaten auch über das Handy auslesen zu können. Die IKT dringt in alle Bereiche. Diese Entwicklung wird sich auf alle Branchen auswirken.

(+) plus: Werden Sie künftig eher in der Großindustrie vertreten sein oder vermehrt Projekte mit KMUs umsetzen?

Hiermayer: Sowohl als auch. Die österreichische Wirtschaft besteht zu 85 Prozent aus kleineren und mittleren Unternehmen. Wir möchten mit allen Unternehmen arbeiten, die in irgendeiner Form Technologiedienstleistungen benötigen, um selbst erfolgreich zu sein.

(+) plus: Welche Erwartungen haben Sie für das laufende Geschäftsjahr? Was sind Ihre Ziele?

Hiermayer: Wir erwarten einen stabilen Markt mit leichten Steigerungen speziell im Industrieumfeld. Diese grundsätzlich positive Tendenz für 2014 bestätigt sich durch Meldungen aus ganz Europa. Ich denke, dass diese Erholung mehr als ein Jahr, sicherlich mindestens 18 Monate, halten wird. Wie hoch unser Wachstum heuer aussehen wird, hängt hauptsächlich von den Services für die Verwaltung ab. Insgesamt ist ein Rückgang zu erwarten, da den Ministerien Einsparungen ihrer IT-Kosten von zehn Prozent verordnet wurden.

Prinzipiell sehen wir uns als verlängerte Werkbank für Unternehmen. Wichtig ist, dass wir stets selbst neue Produkte und Lösungen entwickeln. Betriebe, die in den vergangenen Jahren lediglich optimiert, aber nichts Neues in Angriff genommen haben, werden es künftig schwer haben.


Info: Das Unternehmen

BEKO Engineering & Informatik AG ist einer der größten Anbieter technischer Dienstleistungen mit Standorten in Graz, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Wien. Im abgelaufenen Geschäftsjahr von 1. Oktober 2012 bis 30. September 2013 wurde ein Umsatz von 44,7 Mio Euro erreicht (-2,7 % im Jahresvergleich). Das Betriebsergebnis EBIT lag mit -29,1 % unter dem Vorjahr bei einer Veränderung auf 1,2 Mio. Euro. BEKO setzt auf die Weiterführung unterschiedlicher strategischer Themen und die verstärkte Bearbeitung eines aufstrebenden KMU-Marktes.

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