Der Europäer
- Written by Redaktion_Report
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Betreffend Kulturwechsel und Changemanagement hatten die »FuSis«, wie die Mitarbeiter des Herstellers in der Branche gerne genannt werden, in den letzten Jahren einigen Anschauungsunterricht bieten können. Horak war mit seinem Eintritt in das Unternehmen im Oktober 2005 bereits der sechste Geschäftsführer innerhalb von nur sieben Jahren.
Report: Herr Horak, die Branche hatte 2007 mit teils durchwachsenen Wachstumszahlen zu kämpfen, FSC hat trotzdem wieder stabile Ergebnisse hingelegt. Was sind die Gründe?
Wolfgang Horak: Wir haben als europäischer Player stets einen Vorteil: Wir haben unsere Mitarbeiter mit ganzem Herzen an Bord, haben wir erst einmal ihr Vertrauen erarbeitet. Da funktioniert Europa gänzlich anders als Asien und auch Amerika. Dort schlittert ein Manager haarscharf am Autoritätsverlust vorbei, wenn er seine Mitarbeiter um ihre Meinung zu Marktstrategien fragt. Was ebendort gut funktioniert, ist die bedingungslose Vorgabe von Strategien und Zielen. Da werden, ohne nachzufragen, Löcher aufgegraben und möglicherweise beim nächsten Vorgesetzten wieder zugeschüttet. In österreich dagegen würden viele erst gar nicht die Schaufel in die Hand nehmen und zuerst die Entscheidung hinterfragen. Hier hat man einen höheren Erklärungsbedarf, muss mit einer höheren Sensibilität und Kritik umgehen. Gleichzeitig ist es wichtig, den Mitarbeitern attraktive Ziele vermitteln zu können, um viele aus ihrem gewachsenen, komfortablen Umfeld herausholen zu können und für weitere Aufgaben zu animieren.
Dem gelernten österreicher sagt man nicht nur Gemütlichkeit, sondern auch Trägheit nach.
Er ist nicht träger, sondern kritischer. Damit erspart man sich hierzulande meistens auch die allerersten Fettnäpfchen von Entwicklungen. 1999 war ich in Deutschland konzernweit für E-Business verantwortlich. Damals waren die veritablen Flops in österreich um einiges geringer als beim großen Nachbarn. Diese abwartende Haltung ist vielleicht nicht immer die beste aller möglichen Verhaltensweisen, unterm Strich fährt österreich aber ganz gut damit. Der österreicher funktioniert wesentlich emotionaler, ist mit mehr Herz und Bauch bei der Sache als der Deutsche, der auf Ratio setzt. Wir lernen auch schnell aus unseren Fehlern und auch aus den Fehlern anderer.
Was haben die Hersteller und Lösungsanbieter in der IT bislang an österreichspezifika gelernt?
Kritisch betrachtet passiert hier die rasante technologische Entwicklung nicht gleichmäßig verteilt. Schauen Sie sich nur die Klein- und Mittelbetriebe an: Die wenigsten haben einen eigenen IT-Verantwortlichen. Innovationen werden meist von den großen Konzernen und Investoren getragen. Die Informationstechnologie ist aber enorm wichtig: Sie kommt auch bei der Ostöffnung wieder ins Spiel, um Prozesse und Kommunikation zwischen Firmenstandorten möglichst gewinnbringend und effizient zu gestalten. Ab gewissen Entfernungen geht sich ein reiner Face-to-Face-Ansatz auch in KMU nicht mehr aus. Umsetzungen in diesem Bereich haben sich verstärkt, doch gibt es noch viel zu tun. Mit ein paar Ideen könnte man schon vor allem Jungunternehmen und Gründer unterstützen.
Was wären das für Ideen?
Ich höre immer wieder, die heimische Wirtschaft müsse Amazon- oder Google-ähnliche Erfindungen und Firmen hervorbringen. Selbst wenn dies gelänge, wären es aber nur Einzelfälle. Wenn dagegen heute in jedem Haushalt - Digital Home genannt - kleine Rechenzentren entstehen und dort kritische Daten, wie Baby- oder Hochzeitsfotos, gelagert werden, unterscheiden sich diese in Verfügbarkeitsanforderungen und Datensicherheit nur noch geringfügig von Firmenrechenzentren und sind neue Zielgruppe für professionelle Services.
Weiters wird die Anbindung des Homeoffice ans Firmennetz zunehmend zu einem Thema, ebenso, auf welche Art und Weise private und wo geschäftsrelevante Daten abgespeichert werden. Darüber hinaus gibt es viele Studenten, die lokalen Apotheken gleich einen Grätzelservice in ihrer Umgebung anbieten. Diese Leute wollen auch Firmen gründen, für die es heute aber noch keine Infrastruktur der Hersteller gibt. Man könnte aufgrund dieses Bedarfs jetzt die Voraussetzungen für ein flächendeckendes Netz kleinster Serviceunternehmen schaffen. Dazu nötig sind Features wie eine Landing Page, die Möglichkeit einer schnellen Firmengründung und Informationstankstellen der Hersteller. Dort sitzen dann Experten vielleicht von Microsoft und ein paar anderen Großen, die vertiefende Information für die Kleinbetriebe bieten.
Die Märkte der Großunternehmen und KMU bewegen sich heute aufeinander zu. Fujitsu Siemens wird dazu auch eine Initiative im Bereich IT-Zubehör starten. Die Geräte sollen dabei auch nicht mehr channelbezogen vertrieben werden: Ein Manager oder IT-Leiter, der beispielsweise eine 2 Terabyte starke Speicherlösung für den Gebrauch in den eigenen vier Wänden kauft, besorgt sich das idente Gerät dann auch für sein Unternehmen.
Wie sieht die Differenzierung bei Fujitsu Siemens aus? Was machen Sie besser als Ihr Mitbewerb?
Wir sind um Lichtjahre näher am Kunden. Zwar hat FSC einen japanischen Shareholder, wir sprechen aber als deutsches Unternehmen die Sprache unserer Kunden und produzieren auch in Deutschland. So können wir den kompletten End-to-End-Prozess aus erster Hand bieten, indem wir eng mit den Werken in Deutschland zusammenarbeiten - von der Teilebeschaffung in der Produktion bis hin zum Lifecycle-Management beim Kunden.
Bislang wurden diese Prozesse ja eher unflexibel abgewickelt: Zuerst kam das Assembling beim Hersteller, dann wurden die Geräte verpackt, verschickt und beim Auftraggeber wieder ausgepackt. Dort wurden sie adaptiert, neuerlich verpackt und schließlich zum Endnutzer geschickt. Bei uns sind Produktion und Lieferung geografisch nun jeweils dort definierbar, wo die schlankste, effizienteste und günstigste Prozesskette zustandekommt. Um ein Beispiel zu nennen: Für einen Firmenkunden, der einer Sparkasse in Hollabrunn einen PC mit einer bestimmten Konfiguration liefern möchte, passiert die Zusammenstellung des Geräts im FSC-Werk in Augsburg und es wird dann direkt nach Hollabrunn geliefert. Falls der Dienstleister aus Sicherheitsgründen bestimmte Konfigurationen selbst vornehmen will, kommen wir ihm entgegen: Er bekommt Platz in unserer Fabrik, die Geräte direkt vom Band, kann seine Platinen einfügen und anschließend wieder in die Endkontrolle geben. Genau so können auch Tastaturen gelasert, Bedienungsanleitungen dazugepackt oder Logos auf die Geräte geklebt werden. Mit dieser Integration sparen wir gegenüber klassischen Liefermodellen locker zwei bis drei Tage ein.
Dies ist die europäische Qualität der Kundenähe. Wir heben uns so von den US-Herstellern ab, die andere Logistikwege beschreiten. Dort werden Sie auch keinen österreicher unter den Top-Ten-Kunden finden. Bei Fujitsu Siemens schaffe ich es garantiert, österreichische Firmen unter die Top-Ten-Kunden des Konzerns zu bringen.