\"Kühlschränke bauen wir keine“
- Written by Redaktion_Report
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Report: Herr Haberbusch, was sind die Gründe, es nun unter die Top-Ten-IT-Dienstleister in österreich geschafft zu haben? Sie haben ja langjährige Bemühungen hinter sich, von den Kunden auch als Integrator wahrgenommen zu werden.
Edmund Haberbusch: Die Branche hat sich verändert, wir waren ja früher kein IT-Anbieter. Wir sind es erst durch eine, lange Jahre abwertend als TK-Service wahrgenommene, Dienstleistung geworden: das Internet. Was bei uns passiert ist, ist folgendes: Wir haben Lösungen, die für einzelne Kunden realisiert worden waren, mandantenfähig und skalierbar gemacht. Im Applikationsbereich etwa wurde irgendwann einmal eine Lösung im Rechnungsmanagement standardisiert um sie dann auch für das neue Zielsegment der KMU leistbar zu machen. Diese haben die gleichen Anforderungen wie Großunternehmen, die wieder diese Dinge meist ohnehin selbst machen. Unsere Kunden nutzen diese Lösungen nun als Teil eines Gesamtsystems. Eine Entwicklung, die ja auch in der Telefonie zu beobachten war: Der Kunden muss, um zu telefonieren, ja auch nicht einen ganzen Switch bezahlen.
Wir haben in den letzten acht Jahren einen großen, aber stringenten Veränderungsprozess durchgemacht, der uns von der reinen Datenübertragung übers Routing, Switching, der Verkabelung und schließlich den Desktop-Services bis an die Schreibtische in den Unternehmen gebracht hat. Es waren langsame Schritte notwendig, um mit unserem Portfolio bis in die Backend-Systeme der Unternehmen dringen zu können. Und ein wenig Hilfe: das Internet ist dabei zur Grundlage dieser Richtung geworden. Durch unsere Housing- und Hostingdienste konnten wir über IP in die CRM- und ERP-Welt hinein wachsen. Technisch gesehen ist der Schritt von der Bereitstellung der Datenleitung zum gehosteten Portal ebenso wenig spektakulär wie Schritt vom Portal zum CRM-System im Backend der IT-Systeme einer Firma. Der direkte Gang von der Datenleitung zum Buchhaltungsprogramm dagegen wäre riesig. Wir waren im Vorjahr europaweit auch die ersten, die Technologien von Cisco Systems und Microsoft in einem Customer-Relationship-Management-Projekt erfolgreich verknüpft haben. Durch die Integration des Cisco Call Managers in das Microsoft CRM-Tool konnte Suzuki Austria die Kundenzufriedenheit deutlich verbessern.
Der Fokus auf IT-Services ist nicht einfach nur ein \"Nice-to-have“-Entwicklung, sondern für uns zur Lebensfrage geworden. Bei all diesen Bestrebungen sind wir gleichzeitig immer realistisch geblieben. Wir haben uns nicht selbst überschätzt - Kühlschränke bauen wir keine.
Mit welcher Umsatzgröße haben Sie den Sprung unter die Top-10 geschafft, wie sehen die weiteren Wachstumsziele aus?
Wir haben im Geschäftsjahr 2005 einen Umsatz von knapp 54 Millionen Dollar bei IT-Dienstleistungen erziehlt. Die IT-Services machen rund 30 Prozent des Gesamtbereichs Business Solutions aus, die weiteren Umsatzbringer her sind das Sprachgeschäft mit 30 Prozent, und Datendienste mit 40 Prozent. Während der Voice-Bereich seit Jahren am Sinken ist, ziehen die beiden anderen Bereiche kontinuierlich an. Zu den Zielen: Dies sind natürlich auch weiterhin ambitioniert. In drei Jahren wollen wir unten den Top-5-Dienstleistern am IT-Markt sein. Nötig ist dazu ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich.
Hat sich Ihr neuer Chef, Boris Nemsic, schon mit Ihnen zusammengesetzt und über die Verschränkungsmöglichkeiten des Festnetz- und des Mobilfunkportfolios gesprochen?
Wir sehen hier eine deutliche Motivation von beiden Seiten. Erstmalig spürbar wird der Schulterschluss nun im WLAN-Bereich werden. Es gibt hier den klaren Auftrag an die Produktentwicklung, hier die Kräfte zu bündeln. Konvergenz bei den Produkten hat es aber immer schon gegeben. Seit 2002 arbeiten wir beispielsweise bei der Anbindung von Bankomatkassen mit A1 zusammen - etwa bei der Anwendung in Skihütten oder Restaurants. Heute sind knapp 10.000 von 60.000 Bankomatkassen drahtlos vernetzt. Und wir begleiten die österreichischen Kunden mit diesem Knowhow auch bei Expansionen ins Ausland. Die meisten Business-Solutions sind aber als Hybridlösungen zu sehen: Es gibt keinen Kunden, der strikt alles drahtlos oder ausschließlich drahtgebunden realisiert haben möchte. Wireline ist nun mal um den Faktor zwei bis drei schneller und überdies stabiler als drahtlose Leitungen. Wir merken aber einen enormen Bedarf an unterschiedlichsten Konzepten, die Einbindung von mobilen Lösungen inklusive.