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»Zukunft der Netzbetreiber«

\"ThomasKapsch CarrierCom blickt nun auf weltweite Geschäftstätigkeiten im Mobilfunk. Vorstand Thomas Schöpf über den Marktwandel und neue Herausforderungen für die Netzbetreiber.

Durch die Übernahme von Teilen der Carrier Networks Division der insolventen Nortel verfügt die heimische Kapsch-Tochter CarrierCom nun über ein weltweites Geschäft mit dem Zugfunk GSM-R. Im GSM-Mobilfunk wurden Verträge mit Netzbetreibern in den Regionen Europa, Mittlerer Osten, Afrika und Taiwan übernommen. Der Report hat Thomas Schöpf, COO Kapsch CarrierCom, zum Geschäftsverlauf des heimischen Traditionsunternehmens befragt und wollte wissen, wie es um den Mobilfunk generell steht.


(+) plus: Herr Schöpf, wie ist 2010 für Kapsch CarrierCom verlaufen? Welche Herausforderungen standen mit der Übernahme der GSM-Sparte Nortels an??

Thomas Schöpf: Wir mussten vor allem einmal dem Markt beweisen, dass wir diese Übernahme auch operativ schaffen und trotz unserer Größe ein ernst zu nehmender, verlässlicher und innovativer Partner sind. Rückblickend können wir heute sagen, diese Übernahmephase besser als erwartet absolviert zu haben. So wurde kein einziger Kunde verloren, und im Public-Operator-Bereich konnte Kapsch sogar Kunden zurückgewinnen. Ende Dezember hat der afrikanische Mobilfunker Cellcom Liberia einen 2-Jahres-Vertrag für Netzwartung inklusive Software-Upgrades unterzeichnet. Der große Netzbetreiber Baikal WestCom in Russland konnte trotz eines geplanten Lieferantenwechsels ebenfalls mit einem Deal zur Servicierung von Sprach- und Datendiensten für weitere zwei Jahre gehalten werden. Aktuell sind wir mit einem nationalen Anbieter in Andorra in Verhandlung – dort geht es neben der Netzwartung auch um das Ausrollen von GPRS-Datendiensten sowie um die Lieferung einer Service-Delivery-Plattform.

Kapsch ist mit seinem Portfolio von Produkten und Leistungen für Netzbetreiber sehr gut positioniert. Auch unserem wichtigsten Partner, der Telekom-Austria-Gruppe, haben wir beweisen können, dass wir den Wegfall des langjährigen Netzlieferanten Nortel mehr als kompensieren. Netzkomponenten und Services werden nun von Kapsch selbst weiterentwickelt. Die Qualität unserer Services für den Mobilfunkmarkt konnte zu aller Zufriedenheit erhalten werden. Dazu arbeiten wir in den unterschiedlichen Ländern natürlich auch mit kompetenten Lieferanten zusammen und sind stets auf der Suche nach weiteren Partnerschaften. Sehr gut positioniert sehe ich Kapsch auch mit einem eigenentwickelten Produkt im Bereich Nummernportierung, das derzeit vor dem Ausrollen in Weißrussland steht. Die Lösung wurde von unserer kroatischen Tochter kreiert, die auch die Schwerpunkte Messaging und Fraud Management betreut. Letzteres war wiederum Thema bei einer gewonnenen Ausschreibung in Saudi-Arabien. Es passiert also einiges bei Kapsch.


(+) plus: Der Zugfunk GSM-R gilt als Riesenhoffungsmarkt, der GSM-Mobilfunk wiederum ist nicht nur für die Netzbetreiber, sondern auch für Sie eine große Herausforderung. Was sind die Themen dort?

Schöpf: Langfristig müssen wir in unserer Strategie von einem Rückgang oder bestenfalls einer Stabilisierung der Netzbetreiber­umsätze insgesamt ausgehen. Die großen Infrastrukturprojekte der letzten Jahre wird es künftig bei den Betreibern nicht mehr geben. Das große Thema ist nun klar die nächste Mobilfunkgeneration LTE. Hier ist Kapsch bereits mit verschiedenen Testbetrieben mit dem Kunden A1 Telekom Austria im Feld tätig. Wir wollen uns auch bei LTE in der Rolle als Systemintegrator für Core- und Access-Lösungen positionieren. Ebenso wie in den vergangenen Jahren mit dem Lieferanten Nortel wird Kapsch nun Systeme unterschiedlicher Hersteller bei den Netzbetreibern integrieren, warten und neue Services für die Mobilfunker kreieren. Dem Wegfall von Nortel können wir also auch Positives abgewinnen – so gibt es jetzt Chancen auf neue Partnerschaften. Darüber hinaus haben wir bereits seit fünf Jahren ein erfolgreiches Joint Venture mit Alcatel-Lucent im 2G- und 3G-­Access-Bereich laufen.


(+) plus: Wie sieht es mit dem exotischen Markt Taiwan, den Sie mit GSM-Services bedienen, aus?

Schöpf: Der Netzbetreiber Chunghwa Telecom ist nach der Telekom-Austria-Gruppe unser zweitgrößter Kunde und bezieht Core- und Access-Services ab nun für zumindest drei weitere Jahre – ein wichtiger Liefer- und Wartungsvertrag für unseren Standort in ­Taiwan.


(+) plus: Welche Probleme kommen auf die Mobilfunker zu? Welche Bedürfnisse sehen Sie in diesem Markt, bei Ihren Kunden?

Schöpf: In den gegenwärtigen Diskussionen geht es schlichtweg um die Zukunft der Netzbetreiber. Werden die Operator künftig reine Transportnetze bieten – sogenannte „dumb pipes“ –, oder werden sie auch eine Rolle als Serviceprovider einnehmen können? Es gibt verschiedene Bedrohungen für die Telcos – so sind Apple und Google Protagonisten eines Marktes, der die großen Umsätze an den Netzprovidern vorbei generiert. Mit Plattformen wie »CCentrex« und auch der Kombination verschiedener Produkte bis hin zum vernetzten Zuhause wollen wir die Provider bei dieser Fragestellung entsprechend rüsten.

Eines der großen Themen im Portoflio bei Kapsch CarrierCom ist die »Convergent Centrex«-Netzwerkarchitektur, kurz CCentrex genannt. Sie bildete die Grundlage für die Implementierung konvergenter Sprachtelefonielösungen und ermöglicht künftige Umsetzungen im Bereich Telefonie, Video und Messaging auf einer einzigen Plattform. Bei jedem Anruf läuten dann auf Wunsch Festnetzapparat, Mobiltelefon und PC-Telefon gleichzeitig – kein Anruf wird versäumt.
Public Operator wie A1 Telekom Austria oder andere Player, die bereits Festnetz und Mobilfunk in Kombination zusammengeschlossen haben, können sich dann für ihre große Kundenbasis mit Add-on-Services wie Alarmanlagen, E-Home, E-Entertainment und Konvergenzlösungen erfolgreich am Markt differenzieren. Die Betreiber können damit mehr als nur einen Applikationsstore bieten. Wir sind jetzt dabei, uns strategisch mit Produkten und Leistungen speziell für diese Herausforderungen aufzustellen. Eines ist aber klar: Es gibt keine einfache Antwort auf diese Fragen.

 

>> Weltmarktführer aus Wien

Kari Kapsch – im erfolgreichen Zweiergespann mit Bruder Georg bei dem gleichnamigen Traditionsunternehmen – hat im Frühjahr 2010 eigenhändig das Ruder bei der Tochter CarrierCom als CEO übernommen. Im Team mit COO Thomas Schöpf und CFO Ingolf Planer wurde mit der Übernahme von Teilen des Mobilfunkgeschäfts Nortels eine Weltmarktführerschaft in Wien begründet. Das Unternehmen katapultierte sich zum globalen Marktführer im Bereich GSM-R, dem Standard für Zugfunk. Kari Kapsch wird dadurch den Umsatz der gesamten Gruppe im Geschäftsjahr 2010/2011 erheblich steigern können. Im Netzbetreibergeschäft rund um GSM-Services im Mobilfunk werkte die CarrierCom über viele Jahre erfolgreich an der Seite des größten Kunden mobilkom in Zentral- und Südosteuropa. Nach der Nortel-Akquisition ist die Telekom zwar immer noch Kunde Nummer eins, dahinter reihen sich aber bereits zahlreiche große wie kleine Provider von Andorra bis nach Taiwan.

www.kapschcarrier.com

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