Rot-weiß-rote Leistungsträger
- Written by Redaktion
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Nachhaltiger Unternehmenserfolg, soziale und ökologische Verantwortung sind wichtige Kriterien für die Zuerkennung des Labels »Leitbetriebe Austria«. Vor allem aber stärken die zertifizierten Unternehmen den Standort Österreich und sind treibender Motor der heimischen Wirtschaft.
In der Kunststoffverarbeitung und Schaumstofferzeugung hat sich Greiner, ein oberösterreichisches Unternehmen mit Sitz in Kremsmünster, weltweit einen Namen gemacht. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Firmenjubiläum kam im Juni noch eine besondere Auszeichnung dazu: Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der Greiner Gruppe, und Finanzvorstand Hannes Moser nahmen die Zertifizierung der »Leitbetriebe Austria« entgegen. »Österreichs Leitbetriebe sichern durch vorausschauendes und verantwortungsvolles Handeln zehntausende Arbeitsplätze. Wir sind stolz, mit den Leitbetrieben Austria Innovationstreiber und Teil eines aktiven Netzwerks zu sein«, freute sich Moser.
Insgesamt tragen mehr als 200 Betriebe das begehrte Emblem. Das Zertifikat wird von »Leitbetriebe Austria«, einem unabhängigen, branchenübergreifenden Wirtschaftsnetzwerk, nach einem umfassenden Scoring-Verfahren vergeben. Bewertet werden die finanzielle Stärke und Nachhaltigkeit des Unternehmens, die Marktpositionierung, die CSR-, Mitarbeiter- und Stakeholder-Orientierung sowie die Erfüllung verschiedener Erfolgsindikatoren. Ausgehend von einer Idee des Amts für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung wurde 1995 erstmals für die Steiermark ein Wirtschaftskatalog realisiert, um erfolgreiche Betriebe der Region ins Rampenlicht zu stellen. Weitere Bundesländer folgten. Unter dem Motto »Gemeinsam sind wir Marke« fasste man ab 2013 alle zertifizierten Unternehmen zu einem »Leitbetriebe Austria«-Katalog für ganz Österreich zusammen. »Das rot-weiß-rote A ist die gemeinsame Marke – ein anerkanntes, starkes Zeichen für Qualität, Innovation und langfristigen Erfolg«, erklärt Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin der Leitbetriebe Austria.
Lohnende Investitionen
Leitbetriebe bekennen sich zum Standort Österreich und stellen sicher, dass die Wertschöpfung in Österreich erzielt wird. Der Büromöbelhersteller Bene, ebenfalls 2018 zum Leitbetrieb ernannt, lässt sich den Ausbau des Stammsitzes in Niederösterreich einiges kosten. In Waidhofen an der Ybbs sind nicht nur Entwicklung und Verwaltung angesiedelt, sondern nach wie vor auch die Produktion. »Wir investieren kontinuierlich in die Modernisierung unseres Maschinenparks. 2017 waren dies über drei Millionen Euro. Vor allem aber investieren wir in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter, insbesondere unserer Lehrlinge«, sagt Jörg Schuschnig, Geschäftsführer für Finanzen und Produktion.
Für die Zertifizierung spielte auch die Innovations- und Designstärke des Unternehmens eine wichtige Rolle, zumal sich mit der Arbeitswelt – Stichworte: Teamwork, Homeoffice, flache Hierarchien – auch die Gestaltung von Büroräumen grundlegend ändert. »Bene hat diese Entwicklung früh und detailliert analysiert und treibt sie mit innovativen Produktlinien zur flexiblen Arbeitsraumgestaltung weiter voran«, so Rintersbacher. In die Produktgestaltung fließen u.a. die Erkenntnisse einer eigens durchgeführten Studie ein, für die das Unternehmen 40 internationale Expertinnen und Experten zu den Umbrüchen in der Arbeitswelt befragte. »Wir setzen uns laufend mit den aktuellen Trends und Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft auseinander und entwickeln daraus innovative Konzepte und Produkte für die Arbeitswelt von morgen«, erklärt Michael Fried, Geschäftsführer für Sales, Marketing und Innovation.
Bild oben: Unter den Leitbetrieben sind viele Hidden Champions - technologieführende und innovationsstarke Unternehmen, die von Österreich aus zu Weltmarktführern wurden. (Foto: iStock)
Fokus Innovation
Als Dachmarke für vorbildliche, zukunftsorientierte Unternehmen bietet die Plattform Leitbetriebe Austria zahlreiche Möglichkeiten zur Vernetzung und Kooperation mit neuen Partnern. Bei Fachveranstaltungen und Wirtschaftsgesprächen profitieren die Unternehmen vom Wissensaustausch mit Forschungseinrichtungen.
Der Fokus auf Innovation hat die Erber Group, seit September 2018 neues Mitglied der Leitbetriebe Austria, international erfolgreich gemacht. Die niederösterreichische Firmengruppe ist im Bereich Futter- und Lebensmittelsicherheit tätig und stieg in ihrer Kernkompetenz des Mykotoxin-Risiko-Managements zum Weltmarktführer auf. »Die internationale Ausrichtung sowie unsere eigene Forschung und Entwicklung mit Zentrum am Campus Tulln sind wichtige Erfolgsfaktoren und tragen seit über 30 Jahren zu unserem Wachstum bei«, sieht Heinz Flatnitzer, Vorstand der Erber AG, mit der Auszeichnung die hohen Qualitätsstandards des Unternehmens bestätigt.
»Die Anforderungen der Leitbetriebe Austria – nachhaltiger Unternehmenserfolg, soziale und ökologische Verantwortung, Stärke am Standort Österreich – decken sich sehr gut mit der Philosophie unseres Unternehmensgründers Erich Erber.« 1983 gegründet, befindet sich der Betrieb bis heute in Familienhand. 2017 erwirtschaftete die Firmengruppe 325 Millionen Euro Umsatz. Im Laufe des kommenden Jahres sollen 100 weitere Arbeitsplätze geschaffen werden.
Ein Hidden Champion sind auch die Hoerbiger Ventilwerke. Das in der Seestadt Aspern in Wien ansässige Unternehmen ist in den Geschäftsfeldern Kompressortechnik, Antriebstechnik und Hydraulik weltweit führend. »Hoerbiger ist ein exzellentes Beispiel für jene technologieführenden und innovationsstarken Leitbetriebe, die von Österreich aus zu Weltmarktführern wurden«, verweist Rintersbacher auf die Stärkung des Forschungsstandortes Österreich. Der Schweizer Mutterkonzern, die Hoerbiger Holding AG, arbeitet seit Jahren eng mit österreichischen Hochschulen zusammen, insbesondere mit der TU Wien, der Montanuniversität Leoben und der Johannes-Kepler-Universität Linz.
Innovative Impulse verspricht das in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Technologiezentrum aspern IQ. Hier werden gemeinsam mit dem Institut für Fertigungstechnik und Hochleistungslasertechnik der TU Wien zukunftsweisende Lösungen entwickelt und erprobt. »Wir sind in Wien fest verwurzelt«, bestätigt Bernhard Lindner, Geschäftsführer der Hoerbiger Ventilwerke. »Auch innerhalb des Konzerns hat der Standort Wien eine Vorbildfunktion, beispielsweise in der Produktion, die durch die kontinuierliche Weiterentwicklung unseres globalen Technologie- und Serviceangebots nachhaltig gestärkt wird.«
Für Große und Kleine
Die österreichische Konzerntochter der Großhandelskette Metro ist ebenfalls Teil des Leitbetriebe-Netzwerks. Xavier Plotitza, CEO von Metro Österreich, freut sich, dass damit »unser Fokus auf nachhaltigen Unternehmenserfolg sowie unsere Markt- und Werteorientierung als Treiber der Entwicklung in der Region und Branche« Anerkennung findet: »Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt ist Teil unserer gesamten Wertschöpfungskette.«
So erhielt die Filiale St. Pölten nicht nur den Holzbaupreis 2018, sondern wurde auch mit dem deutschen EHI Energiemanagement Award ausgezeichnet. Mit einer mehr als 6.000 m² großen Photovoltaikanlage auf dem Dach ist der Metro-Markt St. Pölten energieautark. Der Solarstrom-Überschuss steht Top-Card-Kunden an eigenen E-Tankstellen auf dem Parkplatz des Großmarktes kostenfrei zur Verfügung. Im September erweiterte das Unternehmen zudem die Zustellflotte mit einem eTruck. Im Großraum Wien werden Gastro-Kunden bereits seit April 2017 mit E-Vans, dem sogenannten Metro Express, innerhalb von drei Stunden beliefert.
Die Brau Union Österreich, seit 2003 Teil des internationalen Heineken-Konzerns, hat sich unter dem Motto »Brewing a better World« der Nachhaltigkeitsstrategie der Unternehmensgruppe verschrieben. Die erneute Zertifizierung der Leitbetriebe Austria ist für Magne Setnes, Vorstandsvorsitzender der Brau Union, die Bestätigung des eingeschlagenen Weges: »Bier ist ein Naturprodukt – es besteht aus Rohstoffen, die eine intakte Umwelt voraussetzen. Daher ist uns, neben unserem Einsatz für Mitarbeiter und Gesellschaft, der Umwelt- und Klimaschutz ein großes Anliegen.«
Eines der Leuchtturmprojekte ist die »Grüne Brauerei Göss«, die für den Brauprozess ausschließlich erneuerbare Energie verwendet. Die Brauerei Schwechat dient indessen selbst als Energielieferant: Auf den ehemaligen Brauereigründen werden derzeit 900 Wohneinheiten errichtet. Die beim Brauen entstehende Gärwärme wird in Kooperation mit der EVN Wärme GmbH als ökologische Naturwärmequelle genutzt und versorgt über eine Wärmepumpe rund 900 Wohnungen in der Nachbarschaft.
Von der Zertifizierung als Leitbetrieb profitieren jedoch nicht nur global tätige Konzerne, sondern vor allem auch mittelständische österreichische Unternehmen, die sich im Wettbewerb als verantwortungsvolle Traditionsbetriebe positionieren. Das 1985 von Josef Zeppetzauer gegründete Bau- und Zimmereiunternehmen
Zebau machte sich mit der fachkundigen Sanierung und Renovierung von historischen Gebäuden im Salzkammergut einen Namen und beschäftigt heute 150 Mitarbeiter. Zeppetzauer legt auf das fachliche Können der Mitarbeiter größten Wert: »Dem Handwerk kommt ein besonderer Stellenwert zu, denn das Handwerk hat zu allen Zeiten den Stolz, die Kultur und den Zusammenhalt der Region geprägt.« Alte Techniken mit Holz, Ziegel und Mörtel sind auf seinen Baustellen nicht die Ausnahme, sondern tägliche Anforderung. Für die hohe Qualität der Arbeit spricht alljährlich das gute Abschneiden der Lehrlinge: Weit mehr als die Hälfte schließt mit Auszeichnung ab. Derzeit stehen 24 Jugendliche in sechs Berufen in Ausbildung. Das Credo, das ihnen der Firmenchef auf den Weg gibt, lautet: »Arbeitet so, wie ihr es selbst gerne haben möchtet, und so, dass einen der Kunde noch nach Jahren freundlich grüßt.«