Innovatives Österreich
- Written by Martin Szelgrad
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Land der Hämmer, zukunftsreich, Heimat grosser Töchter und Söhne: Erfinder und engagierte Teams aus Unternehmen und der Verwaltung zeigen, wie der Werkzeugkasten IT nutzbringend für Wirtschaft und Gesellschaft in Österreich eingesetzt wird.
Warnung vor dem Produkt
Foto: Clemens Kroell, Tronic Innovation, liefert Unternehmen geniale Digitallösungen und Anwendern praktische Services. |
Konsumenten müssen im Falle eines gesundheitsschädlichen Lebensmittels rasch informiert werden. Die steirische Softwareschmiede Tronic Innovation entwickelte dazu für die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit ein praktisches Helferlein für iPhone und Android. »Die App informiert Verbraucher und Verbraucherinnen zeitnah per Push-Notification über Rückrufe im Handel«, erklärt Tronic-Geschäftsführer Clemens Kroell.
Die Gratis-Anwendung erreichte bei ihrer Veröffentlichung im Herbst 2015 mit über 8.000 Downloads in den ersten Tagen sensationelle Spitzenplätze in den App-Stores. Für Kroell unterstreicht diese Nachfrage nicht nur eine »hervorragende Usability«, sondern vor allem den »Nutzen im alltäglichen Leben«. Mobile Unterstützung haben die Grazer davor bereits bei Webauftritten und für Vertriebsprozesse bei Unternehmenskunden geleistet – auch bei der Suche nach Defibrillatoren per App in der Stadt Graz.
Gesunder persönlicher Verfolger
Foto: Vincenz Leichtfried, Seven Media Services, bringt mit persönlichem Tracking-Werkzeug Übersicht über die Tätigkeiten im Tagesablauf. |
Um glücklich, gesund und leistungsfähig zu sein, ist es wichtig, Arbeitszeiten und Freizeit gegenüber zu stellen. Für Selbstständige ebenso wie Angestellte bedeutet dies auch, zu erkennen, mit welchen Tätigkeiten respektive mit welchen Kunden Einnahmen generiert werden – und wovon man aufgrund begrenzter Ressourcen die Finger lassen sollte. Vincenz Leichtfried hat Ende 2015 mit AllTim.es ein Timetracking-Tool vorgestellt, das Anwender ihre Lebensführung schnell und effizient über jedes onlinefähige Gerät erfassen lässt. Tätigkeiten wie Zeiterfassung oder Buchhaltung werden vereinfacht und können teilweise automatisiert abgewickelt werden.
Das Lifestyle-Tracking stellt übersichtlich dar, wie viel Zeit wöchentlich mit Fernsehen verbracht wird, wie leicht Sport unterzubringen wäre und wie eine Umverteilung Gewicht, Blutdruck und Schlafqualität ändert. Die Idee dazu kam dem Jungunternehmer aufgrund seines eigenen Fitnessbedarfs. Leichtfried spazierte schon in Lederhosen durchs Silicon Valley und hat ein Gespür für neue Geschäftsmodelle auf IT-Basis.
Emma hilft Älteren
Oliver Bernecker und Peter Danner werken an persönlichen, virtuellen Assistenten für Ältere. |
Bei dem Grazer IT-Unternehmen exthex ist der Name Programm, mit dem Unternehmensmotto »explore the excellence« sehen sich die beiden Geschäftsführer Oliver Bernecker und Peter Danner als Wegbereiter für branchenübergreifende Unternehmensprozesse und Services. In ihrem aktuellen Projekt »EMMA« wird ein Unterstützungsdienst für ältere Personen entwickelt.
Durch die Einbindung unterschiedlichster Services – von der Freizeitplanung über Videotelefonie, Motivation zur körperlichen Aktivität, der Hausautomatisierung bis hin zur Unterstützung bei der Organisation der eigenen Medikamente, einer Trinkerinnerung oder einer Sturzerkennung – wird ein Umfeld geschaffen, in dem Ältere weitestgehend selbstständig bleiben können. Begleitet wird die Person bei Nutzung dieser Services durch einen persönlichen, virtuellen Assistenten. Angehörigen wird über das Tool ermöglicht, einfache Unterstützungsleistungen auch aus der Ferne zu bieten.
Kampf den psychischen Belastungen
Foto: Das Ehepaar Markus Glassl und Ulrike Amon-Glassl bietet eine gesundheitsfördernde Kombination von Arbeitspsychologie und Unternehmensberatung für Betriebe. |
Es ist ArbeitnehmerInnenschutzgesetz: Betriebe in Österreich müssen auch psychische Belastungen am Arbeitsplatz evaluieren, dokumentieren und reduzieren. Gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Individual Coaching hat die heimische Niederlassung des Kreditversicherers Coface Evaluierungen psychischer Belastungen am Arbeitsplatz mithilfe des Screeningverfahrens »Ewoplass« durchgeführt.
Per Onlinetest konnten aufschlussreiche Auswertungen generiert und Maßnahmen eingeleitet werden. Das Coaching-Team um Ulrike Amon-Glassl und Markus Glassl verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Durchführung betrieblicher Gesundheitsförderungsprojekte und hat psychische Belastungen bereits an mehr als 30.000 Arbeitsplätzen in Österreich und international erhoben und bewertet. »Viele aus der Evaluierung resultierende Maßnahmen sind ohne zusätzliche Kosten umsetzbar und bringen in kurzer Zeit bereits auch Kosteneinsparungen«, betonen die beiden die Wirtschaftlichkeit der Verfahren.
http://www.evaluierung-psychischer-belastungen.com
Wer will schon Zähneputzen? Wir alle!
Matthäus Ittner, Paul Varga und Tolulope Ogunsina: »Das Feedback von Kindern und Eltern ist fantastisch!« |
Das bereits international preisgekrönte Startup Playbrush hat sich eines vorgenommen: Spaß ins Badezimmer zu bringen. Ein junges Team rund um die beiden Österreicher Paul Varga und Matthäus Ittner und den Nigerianer Tolulope Ogunsina hat dazu seine Zelte in London aufgeschlagen und einen smarten Aufsatz entwickelt, der auf jede Zahnbürste passt.
Der Controller überträgt Putzbewegungen durch den extra dafür entwickelten Algorithmus direkt auf ein Smartphone, auf dem ein mobiles Game läuft. Durch das spielerische Feedback werden Kinder ermuntert, nicht nur regelmäßiger, sondern auch länger gründlich zu putzen. Nach umfangreichen Tests mit Kindern, Eltern und Zahnärzten ist die Playbrush seit November 2015 auf der Website des Startups erhältlich – und wird begeistert genutzt. »Begonnen hat unsere Idee mit meinem Taufkind, das nicht gerne Zähne geputzt hat«, berichtet Paul Varga. Einen solchen Taufpaten wünscht man sich!
Kein Shop, aber trotzdem Service
Hans Jörg Schelling und Sophie Karmasin punkten mit Familienservice mit Vorbildwirkung für E-Government-Dienste. |
In Österreich werden jährlich gut 80.000 Kinder geboren. Es sind Kinder, die Geld kosten. Um in den Bezug der Familienbeihilfe für die lieben Kleinen zu kommen, musste bislang der Weg ins Finanzamt angetreten werden. War dieser in den letzten Jahren auch bereits online möglich, ist die Verwaltung jetzt einen Schritt weiter gegangen. Familien erhalten die Behilfe nun ganz automatisch, auch ohne Antrag. Aus dem viel zitierten »One-Stop-Shop« einer effizienten Verwaltung ist damit der »No-Stop-Shop« geworden.
Hinter dem automatisierten Service steckt die Arbeit engagierter Beamtinnen und Beamten aus dem Finanzministerium und dem Bundesministerium für Familien und Jugend. Die IT-Lösung »Antraglose Familienbeihilfe« wurde vom Bundesrechenzentrum umgesetzt und bereits international ausgezeichnet. Hochgerechnet sparen sich Bürger dadurch einige Kilometer Behördenwege, die Verwaltung kann gewonnene Personalressourcen für die Überprüfung komplexerer Fälle einsetzen. So geht das in Österreich!
Stille Zeichen für die Sprache
Erfinder Markus Streibl bringt neue Sprachqualität in das Lesenlernen bei hörgeschädigten Kindern. |
Abhängig vom Grad der Hörschädigung ist in vielen Fällen die Muttersprache von hörgeschädigten Kindern die Gebärdensprache. Dies erschwert aber den Leselernprozess, da ein Bezug – sinnerfassendes Lesen – zum gelesenen Wort fehlt. Diese Lücke möchte nun Markus Streibl gemeinsam mit dem Technikspezialisten grün kommunikationslösungen schießen. In dem Projekt stillsigns werden Leselernprozess und den Leselernerfolg von hörgeschädigten Kindern über eine Augmented-Reality-Applikation und interaktive Lernkarten unterstützt. Wie es funktioniert? Durch das Scannen der Lernkarte wird das passende Gebärdenvideo zum gelesenen Wort eingeblendet und so ein Zusammenhang dargestellt. Auch die Kommunikation zwischen hörenden Eltern und hörgeschädigten Kindern wird durch die Unterstützung beim Aufbau eines Gebärdenwortschatzes verbessert.
Mächtige Plattform für die Gemeinschaft
Plattform für Informationstrends: Peter Sonntagbauer und Josef Janisch, cellent AG, mit Athanassios Chrissafis, EU-Kommission, und Nikolaus Rumm, cellent. |
Welche Themen beschäftigen die Bürger? Wo drückt der Schuh? Die innovative Softwarelösung FUPOL – der Begriff steht für »Future Policy Modeling« – unterstützt Politiker, bürgernahe und bessere Entscheidungen zu treffen. Konsortialführer des millionenschweren Forschungsprojekts der EU-Kommission ist die cellent AG Österreich. Die IT-Lösung ist bereits erfolgreich bei Städten in Europa, Asien und Afrika im Einsatz. Sie analysiert die Informationsflut in Social Media, Zeitungen, Radio oder TV und zeigt auf, was die Menschen bewegt.
Neue Themen werden von der Software selbstständig erkannt und dem Benutzer vorgeschlagen. Darüber hinaus können die Bürger auch über Online-Umfragen in den Entscheidungsprozess eingebunden werden. Durch Simulation und Prognosen können ineffiziente Wege bereits im Vorfeld ausgeschlossen werden, was Zeit und Geld spart. Mit der Lösung wird in Projekten bereits optimale Parkraumbewirtschaftung umgesetzt, es werden Radwegenetze verbessert und Bildungs- und Freizeiteinrichtungen geplant.