Die große Report-Umfrage
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Die große Report-Umfrage.
»Leicht negative Entwicklung«
Felix Friembichler, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie
»Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie in die Zukunft gerichtet sind. Dieser schlaue Satz beschreibt recht gut die Unsicherheit bei der Abschätzung der Marktentwicklung für das Jahr 2013. Ich wüsste nicht, welchem Wirtschaftsguru man Glauben schenken kann. Der Mix aus politisch gewünschten Statements zum Sonderstatus der heimischen Wirtschaft, die wenig glaubwürdigen Beruhigungspillen seitens der Politik zur europäischen Finanzkrise, das Diktat der leeren Kassen und die einander oft widersprechenden Wahrnehmungen aus verschiedenen Branchen sind der Bodensatz für ein hohes Maß an Verunsicherung. In einer solchen Situation ist es nicht falsch, auf den gesunden Hausverstand zu setzen. Die Wirtschaftsexperten schätzen in letzter Zeit das Wachstum tendenziell zu positiv ein, die Unternehmensvertreter tendieren eher in die umgekehrte Richtung. Bei der Bewertung der Produktionszahlen für die Baubranche ist weiters zu bedenken, dass der Neubau langsam, aber stetig Anteile zugunsten der Sanierung verliert, was unmittelbar zu einer merkbaren Reduktion des Zementbedarfs führt. Nach dem Auslaufen einiger Großprojekte der öffentlichen Hand wird die wirtschaftliche Entwicklung unserer Branche mehr denn je von der Investitionstätigkeit von Unternehmen und von Privatpersonen bestimmt. Solange in Betriebsanlagen und in sichere Sachwerte investiert werden kann, wird sich der Zementverbrauch nicht gravierend verändern. Dem von Experten prognostizierten Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent im Jahr 2013 stehen Befürchtungen über einen Rückgang des Zementbedarfs seitens unserer Fachleute von 2 bis 3 Prozent gegenüber. Wenn ich mit meinen vorherigen Aussagen nicht völlig daneben liege, wird sich der Zementmarkt im Jahr 2013 in der Größenordnung von etwa 1 Prozent leicht negativ entwickeln. Hoffentlich irre ich und nicht die Fachleute.«
»2013 wird besser als erwartet«
Andreas Kreutzer, Marktforscher, Geschäftsführer Kreutzer Fischer & Partner
»Prophezeiungen fallen ja bekanntlich in die Zuständigkeit von Narren und Kindern. Wahrscheinlich machen sie auch deshalb so viel Spaß. Nun dann: Die heimische Wirtschaft wird sich im heurigen Jahr besser entwickeln als bislang erwartet. Die österreichische Industrie ist verdammt gut aufgestellt, nicht zuletzt aufgrund eines im europäischen Vergleich höchst flexiblen Arbeitsmarktes und einer erstaunlichen Vertriebskraft. Als Konjunkturstütze erweisen sich voraussichtlich wohl wieder der private Konsum und Investitionen in Haus & Heim. Als Folge der historisch niedrigen Zinsen bei gleichzeitig robuster Beschäftigungslage werden die Österreicher auch 2013 die Sparbücher leeren oder sich mit günstigen Krediten finanzieren. Und mit Sicherheit wird man sich wieder über die Fehlerhaftigkeit von makroökonomischen Punktprognosen mokieren, ohne zu bedenken, dass diese seriöserweise immer nur als Trend verstanden werden sollten, nicht als Punktlandung. Denn bei der allgemein gewünschten Aussagesicherheit, also einem Konfidenzintervall von 95 Prozent, ist die Bandbreite der Schätzungen gewöhnlich derart groß, dass sich eine Prognose fast schon erübrigt.«
»Das Jahr des Umschwungs«
Monika Kircher, Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria AG
»Was ich von 2013 erwarte: Die Maßnahmen zur Sicherung der Stabilität der Eurozone und somit Europas werden rasch und effektiv umgesetzt. Internationale Kunden wurden viel zu lange verunsichert, was sich auf die Unternehmen und die europäische Wirtschaft deutlich spürbar ausgewirkt hat. Beim Schuldenabbau wird sehr sensibel darauf geachtet, Bürokratien sinnvoll abzubauen und die Kaufkraft sowie den sozialen Frieden zu erhalten. Aus China kommen Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft, die Politik der USA entscheidet rasch und eindeutig über das Budget. Innovation wird systematisch gefördert! In Österreich sind die Rahmenbedingungen für Forschung, Entwicklung und Innovationen gut. Es gilt daher, diese inhaltlich zu vertiefen und zu Markterfolgen zu führen. Europa positioniert sich 2013 zukunftsweisend und mutig im globalen Wettbewerb, und erzeugt somit ›neuen Schwung‹ für die nächste Stufe der europäischen Integration. Im Bereich der Bildung werden die evident nötigen Reformen flott umgesetzt! Die internationalen Studien sind nur ein Blitzlicht darauf, dass wir den Jugendlichen heute ein ungenügendes Fundament für eine gute Zukunft mitgeben. Denn nur eine gesamthafte Bildung und solide Grundausbildung werden für künftigen Wohlstand auf gesellschaftlicher Ebene in einer Region mit hohen Löhnen und sozialer Sicherheit sorgen. Wenn wir Stabilität wünschen, brauchen wir junge Menschen mit positiver Zukunftsperspektive.«
»Ein Jahr der Industrie«
Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung
»Der Ausblick auf 2013 ist vor allem durch zwei Unsicherheiten geprägt: Das konjunkturelle Umfeld bleibt unsicher, eine Herausforderung ist zudem die budgetär weiter herausfordernde Situation in einigen EU-Mitgliedsländern. In Österreich steht eine Reihe von Wahlgängen auf der Agenda – nicht umsonst warnten kürzlich der Staatsschuldenausschuss sowie die Wirtschaftsforschungsinstitute IHS und WIFO eindringlich vor ›Wahlzuckerln‹. Das Ziel muss es jedenfalls sein, 2013 in Österreich und Europa zu einem Jahr der Industrie zu machen. Die EU hat die Wichtigkeit einer soliden industriellen Basis im Zuge der Finanz- und Schuldenkrise klar erkannt, nun soll eine ›Re-Industrialisierungs‹-Politik Wachstum stärken – der Ankündigung müssen nun Taten folgen. Österreich ist bereits ein starkes Industrieland, wir konnten die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise daher rasch bewältigen. In Österreich gilt es daher, alle Maßnahmen zu verhindern, die potenziell zu einer ›Entindustrialisierung‹ und damit zu einem Wohlstands- und Beschäftigungsverlust führen könnten. Das heißt: Keine neuen Abgaben und Belastungen, sondern eine strukturelle Entlastung für alle! Und natürlich: strukturelle Reformen, insbesondere in den Bereichen Verwaltung, Bildung und Ausbildung, Pensionen und Gesundheit.«
»Kontinuierliche Veränderung«
Martina Jochmann, Geschäftsführerin Energiecomfort
»Veränderung wird auch 2013 wie in den letzten 35 Jahren unser Begleiter sein. Dass es heute Energieeffizienzdienstleister gibt, hätte vor 30 Jahren wohl kaum jemand prophezeit. Als sozial agierendes Unternehmen legen wir verstärkt Wert auf verantwortungsbewusstes Handeln gegenüber unserer Umwelt und künftigen Generationen. Unser Verhaltenskodex gilt für alle Mitarbeiter der Energiecomfort. Von Führungskräften vorgelebt begegnen wir Geschäftspartnern respektvoll auf Augenhöhe. Wir bekennen uns zu fairem Wettbewerb und überzeugen durch Teamgeist und Kompetenz. Wir setzen Verantwortung in die Realität um: mit ganzheitlichem Gebäudemanagement kombiniert mit konzeptioneller dezentraler Energieversorgung und hoher Energieeffizienz. Unsere Kunden sparen Jahr für Jahr tonnenweise CO2 und Geld. Das ist gut für den Planeten und die Menschen.«
»Wachstum und Rekordbeschäftigung auch 2013«
Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich
»2013 ist für Österreichs Wirtschaft abermals mit Herausforderungen gespickt. Dennoch rechne ich fix mit einem wirtschaftlichen Wachstum. Zudem werden unsere Betriebe trotz schwieriger Bedingungen und wenig Rückenwind aus der EU für Rekordbeschäftigung sorgen. Der Weg dorthin ist freilich nicht einfach: Besonders wichtig ist es, in diesem Superwahljahr den Verlockungen populistisch motivierter Wahlzuckerl standzuhalten. Auch neue oder höhere Steuern, etwa auf Eigentum, wären fatal. Das würde die Betriebe zusätzlich belasten und Investoren aus dem Ausland abschrecken. Stattdessen muss 2013 genutzt werden, um überfällige Reformen etwa in der Verwaltung und bei den Pensionen konsequent fortzusetzen. Auch gezielte Konjunkturimpulse – Stichwort: der sich selbst finanzierende Handwerkerbonus – könnten nötig sein. ›Erneuern statt besteuern‹ lautet die Devise, um Österreich 2013 trotz widriger Umstände stärker zu machen und uns in Europa dauerhaft einen Stockerlplatz unter den erfolgreichsten Ländern zu sichern.«