Vielversprechende Projekte
- Written by Martin Szelgrad
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Thomas Makrandreou, Business Developer E-Mobility bei ABB, im Interview.
Er spricht über Marktchancen, erfolgreiche Projekte und Sinnvolles rund um Elektromobilität.
(+) plus: Wie ist ABB in Österreich aufgestellt? Welche Rolle spielt Elektromobilität in Ihrem Geschäft?
Thomas Makrandreou: ABB ist mit wenigen Ausnahmen mit seinem gesamten Portfolio im Bereich Energie- und Automationstechnik mit 400 Mitarbeitern in Österreich vertreten. Einer unserer Schwerpunkte ist die Wasserkraft. Ein weiterer, der unser Portfolio optimal ergänzt, ist Elektromobilität – im Speziellen der Bereich Schnellladeinfrastruktur. Zwar beschäftigt sich die Automobilindustrie bereits seit Beginn der Entwicklung des Automobils auch mit dem elektrischen Antrieb – serienreife Produkte, die nötige Infrastruktur mit Ladestationen und in letzter Konsequenz auch funktionierende Business-Cases gibt es allerdings erst seit kurzem bzw. sehen wir, dass sich diese nun immer stärker entwickeln. ABB fokussiert auf die Vernetzung aller notwendigen Systeme in den Bereichen Lastmanagement, Authentifizierung und Abrechnung, um Schnellladeinfrastruktur optimal in ein Geschäftsmodell des Betreibers zu integrieren. Wir bieten dazu ein webbasiertes Management-Tool, das eine einfache Interaktion mit jeder Ladestation ermöglicht und Analyse-und Konfigurationswerkzeuge bietet, die für einen professionellen Betrieb der Ladeinfrastruktur benötigen werden. Alternativ ist auch die Integration in bestehende Backoffice-Systeme möglich.
(+) plus: Was wird sich durchsetzen: die Schnellladung oder das Aufladen der E-Cars über herkömmliche Steckdosen?
Makrandreou: Ladestationen werden sich durchsetzen. Wenn ein Fahrzeug vor dem eigenen Haus, in der Garage oder vor dem Büro acht Stunden und länger still steht, kann dessen Akku auch mit einer einfachen Ladestation auf Wechselstrombasis geladen werden. Sollen Ladungen schneller ablaufen müssen, beispielsweise in einer Parkgarage, vor einem Shopping Center oder einem Restaurant, gibt es attraktive Schnellladelösungen, die mittels Gleichstrom die Batterie innerhalb von 30 bis 120 Minuten zu einem Großteil laden. An Tankstellen oder Raststationen an Autobahnen und Schnellstraßen sind Ladezeiten von 15 bis 30 Minuten für die Betreiber interessant. Aufgrund der Umwegrentabilitäten rechnet sich die Investition auch früher, wenn die Kunden die Zeit im Shop oder Restaurant überbücken. Auch gilt die Sicherheitsfrage bei Schnellladevorgängen als gelöst. Intelligente Vorrichtungen sichern ab, dass Strom ausschließlich bei Verbindung mit standardisierten Steckverbindungen fließt.
(+) plus: Welche Elektromobilitätsprojekte sollte man in den kommenden Jahren noch genauer beobachten?
Makrandreou: Das größte heimische Projekt, an dem ABB mit Schnellladeinfrastruktur beteiligt ist, ist die Modellregion VLOTTE der Vorarlberger Kraftwerke AG. Im Herbst 2011 wurden dazu drei Terra-51-Ladestationen geliefert und in Schruns-Rodund im Montafon, am ÖAMTC-Standort in Rankweil und vor dem Hauptsitz der VKW in Bregenz installiert.
Das in Europa bislang größte Projekt für Ladeinfrastruktur wird derzeit in Estland ausgerollt. Die estnische Regierung will bis Ende 2012 das gesamte inländische Verkehrsnetz mit Ladestationen abdecken und auf den Hauptverkehrsrouten ca. alle 50 Kilometer eine Schnellladestation installieren. Dort kommen unsere Terra-51-Schnellladestationen mit integrierter Wechselstromlösung zum Einsatz, um auch Modelle etwa von Renault, die auf AC-Ladung setzen, ansprechen zu können. In Summe werden wir im Rahmen dieses Projekts rund 200 Schnellladestationen und 500 AC-Ladestationen in Betrieb nehmen.
Im Rahmen eines weiteren interessanten Projekts installierten wir in den Niederlanden für BP Schnellladestationen an Tankstellen. Projektpartner war auch das Unternehmen GreenCab, das mit dem Einsatz von Schnellladestationen die Verfügbarkeit seiner 20 Elektroautos (EV) wesentlich erhöhen konnte. Diese Überlegung ist für jeden Fuhrparkbetreiber mit Elektroautos relevant.
(+) plus: Wie sieht es generell mit der Wirtschaftlichkeit von Investitionen in Ladeinfrastruktur aus?
Makrandreou: Ich sehe die Schnellladung als eine Leistung, die sich auch verkaufen lässt. Die Kunden sind unseren Erfahrungen nach bereit, für deutlich kürzere Ladezeiten auch mehr zu zahlen. Eine Schnellladestation hat sich auch ohne z.B. Shopumsätze nach rund drei Jahren amortisiert, ausgehend von täglich durchschnittlich acht Lade-Sessions und einem Pauschalbetrag von beispielsweise sechs Euro pro Ladevorgang. Unser Fazit: Investitionen lassen sich schon jetzt wirtschaftlich darstellen.
Anfangs sind für den noch jungen Markt sicherlich Förderungen notwendig, längerfristig aber muss sich der Elektromobilitätsmarkt selbst tragen können. Wachstumstreiber sind hier die Verfügbarkeit von adäquater Ladeinfrastruktur und die weitere Technologieentwicklung bei Akkumulatoren, welche die Leistungsfähigkeit, Reichweite und letztlich auch den Preis der E-Cars und damit deren Attraktivität beeinflusst.