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Der Bankier der Armen

Andere veranstalten Konzerte in Fußballstadien und verteilen das damit verdiente Geld in Afrika. Muhammad Yunus, Gründer der Grameen Bank, verschenkt nichts. Er vergibt Kredite und pocht streng auf deren pünktliche Rückzahlung samt Zinsen. Wie jeder andere Banken-Chef auch. Nicht ganz. Den Unterschied macht seine Kundschaft. Denn der frühere ökonomieprofessor aus Bangladesh vergibt seit 30 Jahren Mikrokredite an die ärmsten der Armen, um ihnen den Aufbau einer eigenen Existenz zu ermöglichen (siehe auch report Nr. 8/06). Menschen, die man bei traditionellen Geldinstituten schon an der Tür abweist, bietet Yunus Kleinstkredite von wenigen Dollar, die etwa in eine Hühnerfarm oder den Kauf einer Nähmaschine investiert werden.Inzwischen beschäftigt Yunus 18.000 Angestellte in 2.000 Dorffilialen, die engen Kontakt zu den KundInnen pflegen und sie auch in den entlegensten Gebieten regelmäßig per Rikscha, Fahrrad oder zu Fuß aufsuchen. Der Aufwand lohnt sich: 98,4 Prozent des verliehenen Geldes wird pünktlich zurückgezahlt. Die besten Erfahrungen hat der 66-jährige, der mit Frau und Tochter eine kleine Wohnung in Dhaka bewohnt, mit Frauen gemacht. Die Kredite vergibt er deshalb fast ausschließlich an Frauengruppen, die wechselseitig für die Darlehen bürgen und dadurch eine zusätzliche Kontrollfunktion wahrnehmen. Die Grameen Bank zählt 6,6 Millionen KreditnehmerInnen, an die heuer rund 4,5 Milliarden Euro verteilt wurden. Das Konzept wird von anderen Instituten in mehr als hundert Ländern angewandt und auch von der Weltbank unterstützt. Die UNO erklärte bereits das Jahr 2005 zum \"Jahr der Mikrokredite“. Der Nobelpreis, der Mohammad Yunus am 10. Dezember in Oslo verliehen wird, ist die Krönung für das Werk des \"Friedensstifters“. Aber warum nicht der Wirtschaftsnobelpreis? »Echter Frieden kann nicht erreicht werden, ohne dass große Teile einer Bevölkerung aus der Armut finden«, lautete die Begründung des Nobel-Komitees. Die Vision des sonst so bescheidenen ökonomen geht noch viel weiter. Er träumt davon, »eine Welt ohne Armut« zu schaffen. Möge es gelingen.
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