Von Thomas JäkleDie heimischen Internetprovider bekommen ernsthafte Konkurrenz aus dem Mobilfunk. Wer bequem via Laptop-Computer, zumindest im Inland zu halbwegs erträglichen Preisen, und vor allem schnell die Auffahrt zum Internet sucht, wird künftig bei den heimischen Mobilfunkbetreibern fündig. Frühestens im ersten Halbjahr 2006 wird HSDPA die UMTS-Netze schneller machen. Breitband via Handyfunk wird somit Realität. Und erstmals kommen Angebote auf den Markt, die eine ernsthafte Alternative zu den Breitband-Internetzugängen der Internet-Provider darstellen.So zumindest versprechen es die heimischen Netzbetreiber mit dem UMTS-Nachfolger HSDPA. Das Marketing-Match zwischen den Mobilfunkern hat Anfang Oktober begonnen. Die notwendigen Datenkarten werden bereits verkauft.
Marktführer Mobilkom setzt derzeit noch auf die UMTS-Technologie gekoppelt mit dem GPRS-Nachfolger EDGE, einer Vorstufe zu UMTS. 97 Prozent der Bevölkerung österreichs können theoretisch so versorgt werden. Im Klartext: Dort wo es kein UMTS gibt, surft der Mobilkom-Kunde derzeit nur mit 200 Kilobit pro Sekunde ins Internet, etwa dreimal so schnell wie über das GPRS-Netz. Beim echten UMTS sind es 384 Kilobit pro Sekunde.
österreichs zweitgrößter Netzanbieter T-Mobile Austria überspringt die EDGE-Technologie und setzt sofort auf den Datenturbo HSDPA. Die derzeit erhältlichen UMTS-Datenkarten, die ebenso WLAN und GPRS-fähig sind, können im Frühjahr per Software-Upgrade für den HSDPA-Datenturbo freigeschaltet werden. \"Wir werden in ganz österreich UMTS anbieten und HSDPA ausbauen“, erklärt T-Mobile Austria-Geschäftführer Georg Pölzl. In Orten über 4000 Einwohnern können die T-Mobile-Kunden bereits mit UMTS-Geschwindigkeit surfen. Ab März, voraussichtlich zur Cebit 2006 in Hannover, wird der deutsche Mobilfunkriese konzernweit den HSDPA-Datenturbo einführen. T-Mobile-Technikchef Günter Ottendorfer glaubt zwar nicht damit die Killerapplikation gefunden zu heben. \"Das Internet selbst ist die Killerapplikation, wir bieten aber den schnellen Zugang dorthin“, so Ottendorfer.
Die übertragungsrate wird mit HSDPA im ersten Schritt gegenüber UMTS um das Vierfache auf 1,8 Megabit pro Sekunde gesteigert. Ein Musiktitel wird somit statt in 36 um etwa elf Sekunden via Handynetz aus dem Internet auf den Laptop-PC heruntergesaugt, wie ein Test ergab. Ab 2006 soll der Datendurchsatz sogar bis auf 3,6 Megabit pro Sekunde nochmals verdoppelt werden. Dadurch könnten auch Laptop-Nutzer via Handynetz höherwertige Multimedia-Anwendungen, beispielsweise TV-Programme empfangen.
Die seit Anfang Oktober von der Mobilkom verkauften UMTS-EDGE-Karten können ebenso mit HSDPA-Software-Update schneller gemacht werden. Allerdings wird die Mobilkom HSDPA vorläufig nur in den Ballungszentren österreichs, also den Landeshauptstädten, anbieten. Wann die Mobilkom HSDPA frei schalten wird, steht noch nicht fest. \"Im ersten Halbjahr 2006“, gibt sich Mobilkom-Marketing-Chef Hannes Ametsreiter zugeknüpft. Auch österreichs drittgrößter Mobilfunker One will im Kampf um den Surfer via Handynetz mitmischen. Ebenso im ersten Halbjahr 2006 soll HSDPA angeboten werden. Nähere Details wollte One noch nicht nennen.
Tele.ring hatte im Juli bereits angekündigt im Frühjahr 2006 HSDPA einzuführen. Durch die übernahme durch T-Mobile liegen die ursprünglichen Pläne auf Eis. T-Mobile überlegt derzeit sogar einen Teil der UMTS-Funkfrequenzen von Tele.ring zu verkaufen.Hutchison 3G (\"3“) verspricht sich ebenso neue Umsatzströme aus dem Datengeschäft. Im Verlauf des ersten Halbjahres 2006 will Drei-Chef Berthold Thoma ebenso Datenkarten, aber auch HSDPA-fähige Handys auf den Markt bringen.
Handyfunk gegen ADSL-Breitband. Der Kampf um den Internetkunden wird mit den Datenkarten der Handynetzbetreiber somit schärfer. Angesichts steigender Verkaufszahlen von Notebook-PCs werden die Mobilfunker zu Konkurrenten der Internetserviceprovider. Etwa 100.000 Datenkarten sollen Schätzungen zufolge in österreich im Umlauf sein. Die HSDPA-fähigen Datenkarten sind für 99 Euro bei Mobilkom sowie monatlichen Kosten um 39 Euro erhältlich. T-Mobile verlangt 49 Euro für die Karte sowie je nach Datentarif ab 21 Euro pro Monat. One und Drei haben ihre HSDPA-Preise noch nicht bekannt gegeben.
In der Zwickmühle befindet sich jedenfalls die Mobilkom Austria. Mit dem mobilen Breitband torpediert sie die eigene Festnetzsparte und die Breitband-Angebote der Mutter Telekom Austria. Der mobile Internetzugang sei sehr \"performant“, meinte Mobilkom-Marketing-Vorstand Hannes Ametsreiter zurückhaltend. Soll heißen: Die UMTS-EDGE-Datenkarte mit upgrade auf HSDPA sei schon eine starke Verbesserung zu dem, was man bisher am Markt habe. Die Netzverbindung sei aber noch nicht so ausgereift wie beim Festnetz, räumte Ametsreiter überraschend ein. Naturgemäß anders sieht das T-Mobile-Chef Pölzl: \"Wir wollen damit den mobilen Worker ansprechen.“ Den stationären Internetzugang werde man nur schwer verdrängen können. Dort, wo es keinen breitbandigen Internetzugang gibt, will T-Mobile mit HSDPA jedenfalls im Internetgeschäft ein gewichtiges Wort mitsprechen.
Nachholbedarf gibt es noch bei den Roaming-Tarifen, die derzeit noch zu hoch seien, bestätigt Pölzl. In übersee kostet es noch bis zu hundert Euro, auf die Schnelle ein Megabyte auf den Rechner herunter zu laden. Die EU-Kommission wird beim Roaming noch ein gewichtiges Wörtchen mitsprechen. Sie hat die Roaming-Tarife des Mobilkom-Partners Vodafone sowie von T-Mobile im Frühjahr 2005 ins Visier genommen und gerügt. Eine endgültige Entscheidung dazu steht noch aus.