Österreichs letztes Kohlekraftwerk hat den Betrieb eingestellt
- Written by Redaktion
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Mit der Einstellung des Kohlebetriebs im Fernheizkraftwerk Mellach (Steiermark) endete die Ära der Kohleverstromung in Österreich. Mit Auslaufen des Wärmeliefervertrags nach Ende der Heizperiode hat Verbund wie angekündigt den Kohlebetrieb im Fernheizkraftwerk Mellach südlich von Graz dauerhaft eingestellt. Damit wurde die Kohleverstromung in Österreich beendet. Als letztes Kohlekraftwerk in Österreich hat das Fernheizkraftwerk Mellach mit dem Brennstoff Steinkohle Strom und Wärme erzeugt.
„Die Schließung des letzten Kohlekraftwerks ist ein historischer Schritt: Österreich steigt damit endgültig aus der Verstromung von Kohle aus und macht einen weiteren Schritt zum Ausstieg aus fossilen Energien. Bis zum Jahr 2030 werden wir Österreich zu 100 Prozent auf Ökostrom umstellen. Das Energiesystem wird sauber, leistbar und vor allem sicher umgebaut. Das bringt uns auch wirtschaftliche Unabhängigkeit: Wir geben derzeit zehn Milliarden Euro für Importe von Kohle, Öl und Gas aus. Ich freue mich, dass Verbund mit dem Ausstieg aus Kohle vorzeigt, was wir erreichen können, wenn wir gemeinsam eine saubere Zukunft gestalten“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Standort für die Energiezukunft
Mellach, zentral südlich von Graz gelegen und mit Anbindung über Straße, Schiene und Stromnetz, wird zum Innovations-Hub entwickelt: Mit Hotflex wurde eine Pilotanlage für Hochtemperaturelektrolyse und Brennstoffzellenbetrieb errichtet, bei der Strom in Wasserstoff umgewandelt wird. Auch großvolumige Batteriespeicher werden für den Einsatz als Pufferspeicher zum Beispiel bei Ultraschnellladestationen für die E-Mobilität am Standort getestet.
Mit der Einstellung des Kohlebetriebs im Fernheizkraftwerk Mellach ist Verbund vollständig aus der Kohleverstromung ausgestiegen. In den vergangenen 15 Jahren wurden alle Kohlekraftwerksblöcke wie etwa in Dürnrohr, Voitsberg, Zeltweg oder St. Andrä stillgelegt. Die noch älteren Ölkraftwerke wie etwa Neudorf-Werndorf oder Pernegg wurden bzw. werden bis zur „grünen Wiese“ rückgebaut.
Geschichte Kraftwerk Mellach
Das Fernheizkraftwerk wurde von 1983 bis 1986 errichtet und konnte neben einer elektrischen Leistung von 240 Megawatt auch bis zu 230 Megawatt thermisch als Fernwärme vor allem für den Großraum Graz erzeugen. Seit der Inbetriebnahme im Dezember 1986 standen Kessel und Dampfturbine insgesamt etwa 180.000 Betriebsstunden lang im Einsatz. 34 Jahre lang lieferte das Fernheizkraftwerk etwa 80 Prozent der gesamten in Graz benötigten Fernwärme. Die zuverlässige Wärmelieferung aus Mellach bildete die Basis für den forcierten Ausbau der Fernwärmeversorgung in und südlich von Graz, was zu einem signifikanten Rückgang des Schadstoffausstoßes durch Einzelheizanlagen im Großraum der steirischen Landeshauptstadt führte.
Das Fernheizkraftwerk Mellach wurde bis zuletzt als hocheffiziente Kraftwerksanlage mit modernster Rauchgasreinigung betrieben und erzeugte in 34 Betriebsjahren mehr als 30 Milliarden Kilowattstunden Strom sowie 20 Milliarden Kilowattstunden Fernwärme. Verbund wird die Kraftwerksanlage für die Anforderungen der sogenannten Engpassvermeidung auf der Brennstoffbasis Erdgas betriebsbereit halten. Das Kraftwerk kann somit bei Bedarf kurzzeitig zur überregionalen Stromnetzstützung abgerufen werden. In dieser Funktion steht auch das benachbarte Gaskombikraftwerk Mellach regelmäßig im Einsatz.