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Infrastruktur für den Wandel

Foto: Brigitte Ederer, Forum Versorgungs­sicherheit: » Wir können nicht warten, bis es dunkel wird.« Foto: Brigitte Ederer, Forum Versorgungs­sicherheit: » Wir können nicht warten, bis es dunkel wird.«

Sie sind das Rückgrat der Energiewende: Den Verteilernetzen für Strom und Gas kommt heute und in Zukunft eine entscheidende Rolle für das Funktionieren unseres Energiesystems zu.

Der technologische Wandel verändert die Art der Energieversorgung grundlegend. Die Digitalisierung bringt neue Konzepte und Aufgabengebiete für die Netzbetreiber. Österreich braucht daher eine Energiestrategie, die es ermöglicht, die wirtschaftlichen und ökologischen Chancen dieses Wandels hierzulande zu nutzen.

Österreich hat im europäischen Vergleich eine hohe Versorgungssicherheit. Man muss allerdings hinzufügen: noch. Technisch gesehen kommen wir immer häufiger an unsere Grenzen und damit auch immer öfter an den Rand eines Blackouts. Darum ist es wichtig, dass die Netzinfrastruktur laufend modernisiert und ausgebaut wird. Das bedeutet aber auch, dass der Gesetzgeber einen passenden Handlungsrahmen schaffen muss. Eine verursachergerechte Tarifstruktur sollte die Kosten der Energiewende möglichst gering halten und die Konsumenten und Konsumentinnen sollen aktiv am Energiemarkt teilnehmen können. »Wir müssen uns immer wieder vor Augen halten, dass eine hohe Versorgungssicherheit, wie wir sie in Österreich haben, nicht selbstverständlich ist«, betont Brigitte Ederer, Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit.

Report: Frau Ederer, Sie warnen davor, »nicht zu warten, bis es dunkel wird«. Was ist Ihr zentrales Anliegen?

Brigitte Ederer: Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit Fragen zu Infrastruktur und Versorgungssicherheit in Öster­reich und welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind. Die Bedeutung des Erhalts und Ausbaus der Netzinfrastruktur muss ins öffentliche Bewusstsein rücken. Eine funktionierende Energieinfrastruktur für Strom, Gas und Fernwärme ist Voraussetzung für Versorgungssicherheit und damit für hohe Lebensqualität und einen attraktiven Wirtschaftsstandort. So würde zum Beispiel ein Stromausfall alleine in Wien an einem Wochentag einen Schaden von 14 Millionen Euro pro Stunde verursachen.

Report: Nun sind die Verteilernetzbetreiber gesetzlich dazu verpflichtet, die Netzstabilität durch vorausschauende Vermeidung von Engpässen aufrecht zu erhalten.

Ederer: Ja, das muss ihnen aber auch möglich gemacht werden. Nachdem wir uns bei den Strom- und Gasnetzen in einem streng regulierten Marktbereich befinden, brauchen wir eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Dabei geht es etwa um die Möglichkeit der Netzbetreiber, selbst Strom speichern zu können – und zwar nicht, um Strom zu handeln, sondern dezidiert dafür, die Verletzbarkeit des Netzes reduzieren zu können. Man sollte sich auch dringend überlegen, ob die Bereitstellung eines Kraftwerks für den Fall eines kurzfristigen Einsatzes nicht auch als Investition für die Netzsicherheit gelten sollte.

Report: Welche Herausforderung sehen Sie bei den Gasnetzen?

Ederer: Die Einspeisung von »grünem« Gas, das aus überschüssigem Strom durch erneuerbare Energieträger gewonnen werden kann, muss erleichtert werden. Man darf nicht außer Acht lassen, dass Gas ebenfalls unverzichtbar für die Versorgungssicherheit ist, indem es die erneuerbaren Energieträger unterstützt. Hinzu kommt, dass wir die bestehenden Gasnetze und -infrastruktur auch in Zukunft nutzen können. Es macht nämlich keinen Unterschied, ob fossiles oder Öko-Gas durch die Leitungen fließt.
In beiden Bereichen – bei Strom und bei Gas – sind also dringend politische Entscheidungen über ein zukünftiges Marktmodell und die Rollen der unterschiedlichen Marktteilnehmer notwendig.

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