Energieversorgung selbst gemacht
- Written by Martin Szelgrad
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Unabhängigkeit und Selbstversorgung im Energiebereich stehen auf der Wunschliste von Unternehmen. Mit Photovoltaik lassen sich bereits deutlich Kosten sparen – wenn man es richtig macht.
Wir sehen das Thema Photovoltaik in der Phase 2.0«, sagt Cornelia Daniel. Nachdem in den vergangenen Jahren gerade auch in Deutschland die Finanzierungen der PV-Anlagen über hohe Einspeisetarife funktionierte, basieren Wirtschaftlichkeitsrechnungen heute vor allem auf der Deckung des Eigenverbrauchs. Aus diesem Grund sind PV-Projekte nun auch für Unternehmen attraktiv geworden. »Wir wollen das Vorurteil, dass sich Photovoltaik nicht rechnen würde, aus den Köpfen der Leute bekommen«, erklärt die Solartechnik-Expertin selbstbewusst. Daniel beschäftigt sich seit einem knappen Jahrzehnt mit der Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen. 2011 gründete sie das Beratungsunternehmen Dachgold und entwickelte den ersten »Gestehungskostenrechner« für Photovoltaikanlagen. Mit dem Rechner können die wahren Gesamtkosten inklusive Anfangsinvestments und prognostizierte Wartungsaufwände auf den Strompreis in der Eigenerzeugung hochrechnet werden.
Daniels Vision ist, jedes Unternehmensdach mit einer Solaranlage zu versehen. Dieses Ziel zunächst einmal in vierstelliger Höhe zu erreichen, ist das Geschäftsmodell von »Tausendundein Dach«, das sie gemeinsam mit Martin Lackner, Geschäftsführer des Solaranlagen-Errichters 10hoch4, vor drei Jahren begonnen hat. Seitdem ist Bewegung in den Markt für gewerbliche Photovoltaikanlagen gekommen. »2017 wird das hundertste Dach eröffnet«, freut man sich in dem Konsortium, bald ein »großes Fest zur Netzparität« zu feiern. »Der Punkt, an dem Solarstrom günstiger ist als Netzstrom, ist längst erreicht – aber zu wenige wissen davon.«
Als Cornelia Daniel im Jahr 2008 anfing, sich in einer Investmentfirma mit Solarkraft intensiver zu beschäftigen, lagen die Investitionskosten für PV-Anlagen bei jenseits von 5.000 Euro pro kW Leistung. Durch einen dramatischen Preissturz in den vergangenen Jahren sind die Preise auf rund 1.400 Euro je kW bei etwa einer 10-kWp-Anlagengröße gefallen. »Wir sehen, dass der große Preissturz nun aber vorbei ist. 2014 hat es eine Marktkonsolidierung gegeben. Alle jene, die das große Gemetzel überlebt haben, stehen jetzt sehr gesund da.« Durch das Erreichen der Netzparität, des »heiligen Grals der Photovoltaik«, wie Daniel meint, ziehen die Erzeugungskosten von Solarstrom aus eigenen Anlagen mit den Stromkosten aus dem Netz gleich. Und es wird noch besser: »2017 wird der Wendepunkt für die Photovoltaik. Nach zwei Jahren fallender Strompreise zeigen nun alle Zeichen wieder nach oben. Das bedeutet einen großen Aufschwung.« PV-Anlagen sollten prinzipiell so dimensioniert werden, dass sie das Energielastprofil am Standort optimal abdecken. Viel zu klein oder wesentlich größer käme dagegen teuer. Je passender eine Anlage für den Bedarf produziert, desto weniger Strom muss aus dem Netz bezogen werden – und desto höher sind die Einsparungen.
Bild: Cornelia Daniel, Claus Baumgartner und Martin Lackner von »Tausendundein Dach« sprechen Gewerbebetriebe an. Unter Berücksichtigung der Lastprofile in den Firmen werden PV-Anlagen für die bestmögliche Deckung eines Teils des Eigenverbrauchs dimensioniert.
Claus Baumgartner, Projektleiter bei 10hoch4, berichtet über eine Installation bei Weinwurm im Wiener Bezirk Liesing, einem Traditionsbetrieb im Werbebereich. Schilder, Leuchtschriften und andere Werbeträger sind die Steckenpferde des kosten- und umweltbewussten Unternehmenskunden. Im Vorjahr wurde eine 50-kWp-Anlage mit einer Fläche von 500 m² in Betrieb genommen. Baumgartner analysierte im Vorfeld das Lastprofil des Maschinenparks bei Weinwurm. Die Anlage wurde auf Wunsch des Kunden dann etwas größer dimensioniert, um für einen Maschinenzuwachs und auch das Thema Elektromobilität gewappnet zu sein. Geschäftsführer Ronald Weinwurm ist heute mit einer Eigenverbrauchsquote von rund 45 % und einer Stromkostenersparnis von 60 % zufrieden. »Für uns war es wichtig, die Fixkosten zu reduzieren und gleichzeitig etwas für die Umwelt zu tun. Unsere Maschinen laufen hauptsächlich untertags und das firmeneigene Elektroauto wird ebenfalls untertags geladen. Die Investition in eine PV-Anlage war deshalb nur logisch.«
Rauchfangkehrer und Wursthauthersteller
Unter den ersten hundert des Tausenddächer-Programms sind Unternehmenskunden jeder Größe und Branche zu finden. Einer der Ersten war das Rauchfangkehrerunternehmen Pölzgutter aus Wiener Neustadt. In Rekordzeit wurde eine 10-kWp-Anlage geplant und installiert. Pompöser fiel dann die Anlage beim Wiener Wursthauthersteller Reichherzer aus: 140 kWp wurden auf 1.700 m² Fabriksdachfläche verbaut und sorgen nun für Sonnenstrom für die Kühlung und Produktion. Einem der Eigentümer, Adolf Frey, ist Energie nämlich alles andere als wurst.