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Sinnvoller Weg?

Projekte, die den Einsatz von Primärenergie verbessern, sind per Gesetz keine Endenergieeffizienzmaßnahmen. Projekte, die den Einsatz von Primärenergie verbessern, sind per Gesetz keine Endenergieeffizienzmaßnahmen.

Das Bundesenergieeffizienzgesetz gilt in Österreich ab Jänner 2015 und beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Nur Energielieferanten sind zu Einsparungen verpflichtet. Alle anderen müssen zwar teils Energieaudits, Energiemanagementsysteme oder Energieberatungen bestreiten, aber keine Verbesserungsmaßnahmen setzen.

Von Karin Legat

Fest stehen die Klimaziele für das Jahr 2030. Der Ausstoß von klimaschädlichen Treib­hausgasen soll um mindestens 40 % ver­ringert werden. Fest steht auch, dass mit dem EEffG eine neue Herangehensweise an die Energiepolitik erfolgt. Georg Benke, e7: »Bisher stand primär der forcierte Ein­satz erneuerbarer Energieträger im Mit­telpunkt, um CO2 zu sparen. Nun wird auch die Verbrauchsvermeidung stärker thematisiert.« Eindeutig ist in diesem Zusammenhang, dass künftig nur Ener­gielieferanten nachhaltige Einsparungen im Umfang von 0,6 % des jeweiligen Vor­ jahresumsatzes nachweisen müssen, 40 % davon direkt bei Haushalten. Dazu Ernst Brandstetter von Oesterreichs Energie: »Von der Energieeffizienz profitieren jene Verbraucher, die grundsätzlich ihre Ener­gie effizient einsetzen und daher auch we­niger bezahlen müssen.« Es ist davon aus­zugehen, dass die Energielieferanten, die ihnen entstehenden Kosten von zirka 2,2 Mrd. Euro über den Zeitraum von sechs Jahren zumindest teilweise einpreisen werden. Für alle anderen Unternehmen gilt das Prinzip der Freiwilligkeit.

Ungleichbehandlung

»Die Vorentwürfe zum EEffG im März 2012 waren deutlich ambitionierter«, er­innert sich Roland Jöbstl, Leiter Energie und Ressourcen beim Umweltdachver­band. »Sie sind aber von der Wirtschaft abgelehnt worden.« Nun setzt der Staat auf Freiwilligkeit. Ist das eine geeignete Lösung? »Aus unserer Sicht nicht, wir hät­ten alle Unternehmen zu Energiemanage­mentsystemen verpflichtet«, so Jöbstl. Setzen Energielieferanten keine Energie­sparmaßnahmen, können sie diese ersatz­weise zukaufen oder Ausgleichsbeiträge (2015: 20 Cent/kWh) leisten. Allerdings sind Energielieferanten zum großen Teil Unternehmen, die schon jahrzehntelang selbst Energiemanagementsysteme haben und auch Energieberatung anbieten. Die Umstellung ist für sie daher nur marginal. Zu Energiesparmaßnahmen ver­pflichtet ist auch der Bund. Er will bei den Gebäuden der Zentralverwaltung eine jährliche Sanierungsrate von 3 % errei­chen. Sowohl die rund 2.200 Großunter­nehmen als auch die KMU, die laut KMU-Forschung 99,6 % der marktorientierten Wirtschaft darstellen, sind dagegen zu kei­nen Maßnahmen verpflichtet, die erhöhte Energieeffizienz zur Folge haben. Groß­unternehmen müssen jedoch alle vier Jahre ein Energieaudit durchführen oder einem zertifizierten Energie- oder Um­weltmanagementsystem nachkommen. KMU können auf freiwilliger Basis eine Energieberatung durchführen.

Geschäft mit Energieeffizienz

Wer diese Beratung nutzt und freiwil­lig Effizienzmaßnahmen setzt, kann die­se an EVU, die ihre Maßnahmen schul­dig bleiben, zu Marktpreisen verkaufen. Marktexperten sehen diesen derzeit bei 5 bis 7 Cent/kWh. Energieexperten orten darin einen ökonomischen Anreiz für En­ergieeinsparung. Effizienz ist laut Exper­ten nicht allzu schwer umzusetzen, denn allein die technologischen Verbesserungen schreiten laut Roland Jöbstl so rasch vo­ran, dass die geforderten 0,6 %, die jedes Jahr neu zu erreichen sind, locker erfüllt werden. Bedenken in Bezug auf sinken­de Wettbewerbsfähigkeit weist er zurück. »Vor Jahren gab es für die heimische Pa­pierindustrie Erlässe rund um besseren Gewässerschutz. Es folgte ein gewaltiger Aufschrei, dass damit der heimischen Pa­pierindustrie der Todesstoß versetzt wür­de. Heute ist die Papierindustrie in Summe sogar besser aufgestellt.«

Hat Freiwilligkeit Potenzial?

Bei den meisten Unternehmen ent­fallen nur 4 bis 5 % der Betriebskosten auf den Faktor Energie – ein Energiever­ brauch, der in der Kalkulation nicht be­stimmend ist. Laut Georg Benke scheitert Energieeffizienz oft an fehlenden Perso­nalressourcen, er führt aber auch ein po­sitives Beispiel an. »Durch Neueinstellung der wichtigsten Energieverbraucher haben wir in einem Betrieb sogar ohne Invest­ment 16 % Energieeinsparung erreicht.« Roland Jöbstl nennt ein Beratungsprojekt des Ökobusinessplan Wien. »Eine Firma in der Halbleiterbranche nutzt seit Jahren En­ergieeffizienzberatung. Sie haben ihre Pro­zesse massiv umgestellt.« Durch optimierte Software konnten der Materialverschnitt halbiert und der Wasserverbrauch um 40 % gesenkt werden. Ebenso deutlich wurde der Stromverbrauch reduziert, u.a. durch Lampentausch, schwächere Abluftventila­toren, Zeitsteuerung für Servernutzung so­ wie Nachtabsenkung der Temperatur. Laut DECA bietet Contracting Einsparungen von 20 %. »Das Potenzial ist da. Man muss es nur wachküssen«, ist Benke überzeugt.

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