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Moderates Unding

Eine Senkung der Gaspreise für sämtliche Kundenschichten um 10 bis 15 Prozent hält der Chef der E-Control Walter Boltz für möglich. Die Voraussetzungen dafür wäre mehr Wettbewerb, erläuterte Boltz geminsam mit dem Chef der Bundeswettbewerbsbehörde Walter Barfuß im Rahmen der Präsentation des Berichtes zur Branchenuntersuchung des Gasmarktes. Anlass für die Untersuchung waren die im Vorjahr im Gleichklang erfolgten Preiserhöhungen einiger Versorger. Insbesonders Industriekunden hatten damals die mangelnde Wettbewerbssituation beklagt. Dabei können Großkunden noch glücklich sein. Im Vergleich zu mittleren Abnehmern (Jahresverbrauch von 50.000 Kubikmeter) und Haushaltskunden haben die 150 bis 200 Großabnehmer, die rund die Hälfte des heimsichen Gasabsatzes verbrauchen gute Chancen für einen Anbieterwechsel. Dementsprechend hoch ist in diesem Segment auch die Wechselrate, die von Boltz im zweistelligen Prozentbereich beziffert wird. Bei Haushaltskunden beträgt die Wechselrate lediglich 1,7 Prozent. Für den E-Control-Chef einmal mehr zur Wechelaktivitäten aufzurufen. \"Viele Haushalte könnten sich durch einen Versorgerwechsel ihren persönlichen Heizkostenzuschuss realisieren. Kunden, die in Wien zu einem billigeren Versorger wechseln könnten sich 40 bis Euro pro Jahr sparen. Ein durchschnittlicher Haushalt in Graz könnte bis zu 70 Euro sparen. Nach den zuletzt angekündigten Erhöhungen könnten die Einsparungen in einigen Bundesländer bis zu 150 Euro ausfallen, sagt Boltz. Ein Versorgerwechsel sei unproblematisch und rasch gemacht, ruft der Regulator zu mehr Aktivitäten auf. Weniger schnell lassen sich die von den Wettbewerbsbeobachtern gezogenen Konsequenzen der Branchenuntersuchung umsetzen: \"Es ist alles so konstruiert, dass eine ausgeprägte Unfelixibilität gegeben ist. Das Verhalten der etablierten Versorger trägt nicht zu mehr Markt bei“, urteilt Barfuß wenig überraschend.

Die Energie Allianz beschränke sich mit ihren Aktivitäten auf ihre ehemaligen Monopolgebiete, die im Zuge der Kartellrechtlichen Prüfung angekündigte Eroberung neuer Märkte finde nicht statt. \"Der Effekt ist, dass Preisabsprachen legal sind, die Gründungsidee sah das aber ganz anders vor“, merkt Boltz dazu an. Der EconGas hält Barfuß zugute, dass sie wenigstens im Ausland neue Kunden generiert habe, was freilich dem heimischen Wettbewerb wenig nutzt. Dass große Teile der von EconGas versteigerten Gasmengen nach Italien gingen sei aber dennoch ein Beleg dafür, dass die Preise heirzulande nicht so übel sind. \"Deutsche Kunden zahlen beträchtlich mehr“, gibt Boltz unumwunden zu. Ungeachtet dessen will er die verkroksten Strukturen der Gaswirtschaft, die von wenigen Playern dominiert wird aufbrechen. Mehrere Ansatzpunkte seien dafür geeignet, meint Boltz.

Die Langfristverträge würden der Liberalisierung widersprechen - derzeit zeichne sich in Deutschland bei einigen Akteueren die Bereitschaft ab darüber zu verhandlen, erläutert Boltz im Bewußtsein, dass seine Bemühungen insgesamt nur dann Früchte tragen können, wenn die Gangart der EU sich ändert.

Des weiteren urgiert der Regulator einen funktionierenden Handelsplatz. Der Gas-Hub Baumgarten war lediglich der Versuch dem Gashandel Leben einzuhauchen, tatsächlich gehandelt werde wenig. Nicht zuletzt wegen der Unsicherheiten und der Intrasnparenz in den Bereichen Transport und Speicherung. Diese Positionen seien separat in Einzelverhandlungen zu klären. Kein Händler könne ein Geschäft tätigen, bei dem er nicht weiß, ob am Ende noch ein Gewinn möglich ist, stellt Boltz dazu fest. Beim Transport sei es derzeit so, dass zwar beträchtliche Kapazitäten vorhanden sind, eine kurzfristigeVerfügbarkeit trotzdem nicht gegeben sei.

Ein Sonderproblem stellen die Länder Tirol und Vorarlberg dar, die nicht an das Gasnetz im Osten österreichs angebunden sind und nur über deutschen Umweg zu beliefern sind. \"Die Lieferung von Salzburg nach Tirol kostet in etwa so viel wie das Gas von Sibirien nach Baumgarten zu transportieren“, ätzt der E-Control-Chef.

Was die Speicherung betrifft gibt es mit der OMV und der RAG nur zwei Anbieter. Diese würden keine prinzipielle Speicherverweigerung betreiben jedoch mit undurchsichtigen Konditionen ein Hemmnis für einen Handel abseits der etablierten Strukturen darstellen.

Mehr Transparenz wünscht sich der gütige Wettbewerbshüter Barfuß beim Preis: \"Selbst bei Großkunden sei es aufgrund der zahlreichen Positionen nicht einfach den tatsächlichen Energiepries zu ermitteln, ergänzt Boltz dazu. Eine gewisse Rolle würden dabei auch gewährte Rabatte spielen, wie sie von Mulit-Utility.-Anbietern forciert werden.

Die Preisbindung von Gas an jenen von Erdöl sei genauso wenig gottgegeben wie die Langfristverträge, stellt Barfuß zudem fest. Dass Senkungspotentiale gegeben sind ist für Boltz unumstritten. Er hält das europäische Gasbusiness für hochprofitabel. Damit das nicht auf ewige Zeiten so bleibt kündigt Boltz auch gleich erste Schritte an. Mit Anfang November werden die Gasnetztarife voraussichtlich auf allen Ebenen im zweistelligen Prozentbereich gesenkt. Zu glauben, dass damit die Macht der Gasakteuere schwindet wäre aber naiv. Substanzielle änderungen können nur auf dem Europaparkett vorgelegt werden. 2006 soll der Netzzugang auf europäischer Ebene definitiv geregelt sein. Bis dahin bleibt dem Wettbewerbshüter Barfuß nur kleine Erfolge: \"Mühsam nährt sich das Eichhörnchen, bekennt er.

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