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Wohlstand sucht Arbeit

\"Der Wirtschaftsstandort österreich steht sehr gut da - aber leider nur auf den ersten Blick“, sagt Robert Kremlicka, Vice President des Unternehmensberaters A.T. Kearney. Zwar haben die aktiven Direktinvestitionen 2004 erstmals die passiven übertroffen, die Beschäftigungsquote liegt klar über dem EU-Durchschnitt und österreich wird 2005 voraussichtlich das viertreichste EU-Land sein, doch sei trotz dieses Bildes vor Euphorie dringend zu warnen. Etwa habe die Dynamik der österreichischen Wirtschaft in den vergangenen fünf Jahren spürbar nachgelassen. \"österreich liegt gemessen an den Lissabon-Zielen auf Rang sechs, bezogen auf die Fortschritte im Lissabon-Prozess aber nur auf dem alarmierenden 21. Platz.“ Auch mit einem BIP-Wachstum im Zeitraum 2000 bis 2004 von nur 1,1 Prozent pro Jahr gegenüber 1,4 Prozent in den EU-15 oder 2,6 Prozent in den USA, verliere österreich klar Marktanteile. Eine zukunftsorientierte Strategie müsse unter anderem die Senkung der Arbeitskosten je Produktivstunde, eine ergebnisorientierte Forschungspolitik, eine kompromisslose Bildungsoffensive, Föderalismusabbau und eine Abgabenquote von unter 40 Prozent beinhalten.

Vor allem bei Berücksichtigung einer steigenden Wertschöpfung durch qualitativ hochwertige Arbeitsleistungen und technische Innovationen werde der Kampf um den Arbeitsplatz massiv durch die Arbeitskosten bestimmt. Bezogen auf die Arbeitsproduktivität 2004 (BIP je Erwerbstätiger) liegt österreich Kremlicka zufolge nur knapp über dem Durchschnitt der EU-25 aber um mehr als 25 Prozent unter Irland oder den USA. In den USA werden um 14 Prozent mehr Arbeitsstunden pro Jahr geleistet, in Polen sogar um 24 Prozent mehr als in österreich. Auch seien Unternehmen in einer \"Altenfalle\": Der Lauf des Lebenseinkommens sollte flacher werden, ältere Arbeitnehmer sollten den Unternehmen nicht prohibitiv teuer werden. Als Lösung für diese Falle biete sich die Migration älterer Mitarbeiter in neue qualitativ hochwertige Jobs wie etwa in der Qualitätssicherung, Traings- und Lehrwerkstätten oder als projektbezogene Berater und Schattenmanager.

\"Plus zehn Prozent oder 150 Stunden produktive Jahresarbeitszeit können die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen deutlich steigern, damit zusätzliche Umsätze generieren und einen wichtigen Zeitgewinn für notwendige Strukturveränderungen bringen“, sagt Kremlicka. Erreicht werden könne diese Steigerung durch Arbeitszeitflexibilisierung auf Unternehmensebene, kombiniert mit einer deutlichen Steigerung der betrieblichen Anwesenheitszeiten durch Angleichung der Wochenarbeitszeit von heute durchschnittlich 38,5 in Richtung 40 Stunden und einer Reduktion der überdurchschnittlich hohen Zahl von Feiertagen. \"Ich weiß, ich bin hier mutig, aber ich sehe mich hier im Einklang mit den Unternehmen\", so Kremlicka abschließend.

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